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Jetzt! - die Kunst des perfekten Timings

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Titel: Jetzt! - die Kunst des perfekten Timings Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Campus
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Bewusst einen Schritt auslassen: den üblichen Geschäftsablauf um einige Schritte zusammenstutzen (Beispiel: Kreditnehmern erlauben, ihre Bonität zu belegen, bevor sie einen Kreditantrag stellen).
Wahlmöglichkeiten lassen: Sequenzen so gestalten, dass die Kundenerfahrung optimiert wird (Beispiel: Kunden können sich entweder auf Ihrer Website registrieren oder direkt zur Kasse klicken).

Kapitel 2
Zeitliche Interpunktion

    »Der Grund, dass man ihn überwältigen konnte, war, dass er pausieren musste, um nachzuladen«, erklärte Dennis Henigan, Vizepräsident des Brady Center to Prevent Gun Violence, zur Festnahme von Jared L. Loughner, nachdem dieser auf die US-Abgeordnete Gabrielle Giffords geschossen hatte. »Das Problem ist, dass er erst zum Nachladen pausieren musste, nachdem er bereits 30 Schuss abgefeuert hatte.«
    Jo Becker und Michael Luo 1
    Zeitliche Interpunktion bezieht sich darauf, wie wir den kontinuierlichen Zeitstrom in separate Einheiten gliedern: durch Schritte, Stadien, Anfang, Ende, Mitte und Fristen. Ähnlich wie Kommas und Punkte in einem Satz zeigen uns diese zeitlichen Interpunktionszeichen, wo wir uns befinden und wann wir anfangen, aufhören oder pausieren müssen. So nutzt ein Unternehmen das Ende des Kalender- oder Steuerjahres, um Anfang und Ende seiner Strategieplanung festzusetzen. Jede Branche hat ihre jährliche Handelsmesse oder eine wichtige Konferenz oder Vertretertagung, die bestimmt, wann neue Produkte vorgestellt werden. Finanzmanager, die auf Bargeld sitzen, sind vielleicht von ihren Fonds gehalten, alle Mittel vollständig zu investieren, und stürzen sich daher zum Quartalsende wieder in den Markt.
    Beispiele für zeitliche Interpunktion gibt es überall im Alltag. Denken Sie nur an das, was wir das »Jetzt« nennen, das fortwährend Vergangenheit und Zukunft trennt. Die Ziffern unserer Armbanduhr und die Daten unseres Kalenders sind Interpunktionszeichen. Das Gleiche gilt für Sonnenaufgang und -untergang, die den Anfang von Tag und Nacht markieren, und für den Anflug von Müdigkeit im Gesicht unseres Gastgebers, der uns zeigt, dass es an der Zeit ist, uns zu verabschieden. Einzelne zeitliche Interpunktionszeichen sind wichtig, weil sie uns viel über das Timing sagen können. Das Problem ist nur, dass wir sie häufig nicht bemerken.
    Ein Beispiel: Ein junger Mann, der in einem Lebensmittelgeschäft arbeitete, wollte beruflich weiterkommen. Er verschaffte sich eine neueStelle bei einem »Hightech«-Unternehmen, indem er versprach, seine Gehaltsschecks so lange nicht einzulösen, bis er sich als der branchenbeste Reparateur von Lochkartenstanzen bewiesen habe. Aber wann würde er beweisen können, dass er der Beste war? Auf diese Frage hin würden wohl die meisten von uns abwehrend erklären, das könne man unmöglich wissen. Jedenfalls bekam der junge Mann den Job, arbeitete hart und löste, wie versprochen, seine Gehaltsschecks nicht ein. Aber als die Buchhaltung ihren Vierteljahresabschluss machen wollte, war ihr das wegen der nicht eingelösten Schecks unmöglich. An diesem Punkt entband der Abteilungsleiter, der die getroffene Vereinbarung inzwischen vergessen hatte, den jungen Mann von seinem Versprechen.
    So bekam James Cannavino, der Chefstratege bei IBM, der 1995 nach 32-jähriger Tätigkeit für das Unternehmen in den Ruhestand ging, seine erste Stelle bei Big Blue. 2 Weder der Abteilungsleiter, der ihn einstellte, noch Cannavino selbst dachten an das Interpunktionszeichen (Quartalsende), an dem die Buchhaltung ihren Quartalsabschluss machen musste.
    Interpunktionszeichen liefern aus zwei Gründen wertvolle Hinweise in Timingfragen. Erstens sind viele Handlungen an spezifische Kalenderdaten gebunden. So wissen wir, dass es am Silvesterabend eine Party gibt. Andere Ereignisse finden erst nach einem bekannten Interpunktionszeichen statt. Wann würde Präsident Obama über die Flexibilität verfügen, mit Russland über eine Reduzierung von Atomraketen zu verhandeln? Wir kennen die Antwort, weil ein nicht abgeschaltetes Mikrofon am 26. März 2012 einen Teil seines Gesprächs mit dem russischen Präsidenten Medwedew einfing. Damals erklärte er Medwedew, nach seiner Wiederwahl sei er flexibler. Vorher würde man Konzessionen vermutlich gegen ihn verwenden: Seine Gegner würden ihn als schwach darstellen. Der zweite Grund ist, dass Menschen rational erscheinen möchten. Sie möchten objektive Gründe angeben können, warum sie

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