Jetzt! - die Kunst des perfekten Timings
fünf Hauptformen:
Punkt: das Fehlen einer Form (ein einzelner Zeitpunkt).
Linie: die direkte Verbindung zwischen zwei oder mehr Zeitpunkten.
Gerade, ununterbrochene Linie: Wenn Sie zeichnen, wie sich ein Prozess im Laufe der Zeit verändert, und feststellen, dass es keine Änderung gibt, ist das Ergebnis eine gerade Linie.
Durchbrochene Linie : Manchmal teilen wir eine ansonsten kontinuierliche (Zeit-)Linie in Intervalle, etwa Wochen in Tage.
Kurve: eine Linie, die im Laufe der Zeit ihre Steigung oder Richtung ändert.
Beschleunigungs- und Verzögerungskurven : Kurven, die ihre Steigung bei gleich bleibender Richtung ändern wie die Geschwindigkeit Ihres Wagens, wenn Sie das Gaspedal durchdrücken oder auf die Bremse treten.
Bogen : Eine Form wie ein Regenbogen oder die Kuppe eines sanft geschwungenen Hügels.
S-Kurve : eine Kurve, die sanft ansteigt, einen Höhepunkt erreicht und wieder abschwingt.
Zyklus: ein Zeitintervall, in dem sich Ereignisse periodisch wiederholen, dargestellt durch Kurven, die auf- und absteigen, auf- und absteigen.
Helix: eine Korkenzieherform oder Spirale wie bei einer Sprungfeder oder einer Wendeltreppe.
Tandemisierende Form: eine Form mit zwei Kurven, die zunächst in entgegengesetzte Richtung laufen, bis eine ihre Richtung umkehrt und parallel zur anderen verläuft.
Punkt
Auch wenn der Punkt selbst keine Form hat, kann er Ausgangspunkt für diverse Formen sein. Abbildung 5.1 veranschaulicht eine Form, die ich als Punkt und Fächer bezeichne.
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Abb. 5.1: Punkt und Fächer
Zum Zeitpunkt 1 ganz links im Diagramm stehen Sie vor mehreren Alternativen. Sie entscheiden sich für eine, die wiederum zu weiteren Möglichkeiten führt. Zum Zeitpunkt 2 wählen Sie erneut eine der vorhandenen Alternativen. Das wiederholt sich in jedem folgenden Zeitraum. Mit der Zeit nimmt das Diagramm eine Fächerform an. Die Gleichung, die diesen Prozess beschreibt, ist eine Exponentialfunktion, die sich schnell beschleunigt. Da eine Wahl nur bei unterschiedlichen Alternativen wichtig ist, lässt sich schwer abschätzen, wie die Welt und die verfügbaren Alternativen nach drei oder vier Zeitperioden aussehen. Das gilt besonders, weil andere ebenfalls ihre Entscheidungen treffen, die sich auf Ihre verfügbaren Alternativen auswirken können. Das isteiner der Gründe, weshalb wir über die ferne Zukunft nicht nachdenken. Das kann jedoch bewirken, dass wir vorhersehbare Risiken übersehen.
Nehmen wir beispielsweise an, dass die Babyboomer (in den Vereinigten Staaten die zwischen 1945 und 1965 Geborenen) in 15 Jahren ihr Geld vollständig in Aktien angelegt haben, unter anderem, um sich gegen die wachsende Inflation abzusichern. Nehmen wir weiter an, dass die Aktienkurse einbrechen. Dann werden Babyboomer und andere in Scharen aus dem Aktienmarkt aussteigen – und zwar, weil sie müssen: Sie fürchten, nicht mehr lange genug zu leben, um an der Erholung der Kurse teilzuhaben. Ihr Exodus wird die Kurse noch weiter fallen lassen und so in einen Teufelskreis führen. Ein Grund, dass der Markt dieses Risiko nicht einpreist, ist nach meiner Vermutung, dass kein Zeitpunkt dafür geeignet erscheint. Dem Problem fehlt also eine Timinglösung.
Dieses Beispiel hat wichtige praktische Folgen: Gehen Sie nicht davon aus, dass die ferne Zukunft zwangsläufig weniger absehbar ist als die unmittelbare Zukunft. Wir haben einen tief verwurzelten Glauben an die Macht der Entscheidungen, unsere Zukunft zu formen, der zu der Fächerform des Diagramms führt. Das erweckt den Eindruck, die ferne Zukunft sei immer ungewisser als die unmittelbare Zukunft. Das muss aber keineswegs so sein. Wir müssen nur genauer hinsehen und uns dabei diese Ironie klarmachen: dass die Wahlfreiheit – das Instrument, das wir einsetzen, um unsere Zukunft zu steuern – uns das Gefühl vermittelt, wir könnten unmöglich wissen, wo wir enden werden.
Punkte setzen sich zu unendlich vielen Formen zusammen. Schauen wir uns einige weitere an.
Linie
Ich möchte hier näher auf zwei Arten von Linien eingehen: auf gerade, ununterbrochene Linien und auf durchbrochene Linien.
Gerade
Geraden gefallen uns, weil sie eben geradlinig und somit vorhersehbar sind. Wir bekommen genau das, was wir sehen: keine Überraschungen, keine Abweichungen, keine scharfen Kehren. Aber ist eine völlig gerade Linie wirklich immer etwas Gutes?
Manchmal erleben wir Bestrebungen, Variationen gänzlich auszuschließen. Ein Beispiel sind Programme zur
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