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Jetzt! - die Kunst des perfekten Timings

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Titel: Jetzt! - die Kunst des perfekten Timings Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Campus
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eine gestaffelte Auszahlung begrenzen. Diese gestaffelte Auszahlung verhindert, dass im Fall einer Panik alle Anleger ihr Geld gleichzeitig abziehen. Sie verschafft darüber hinaus Zeit, einen kühlen Kopf zu bewahren und eine Änderung der Marktlage abzuwarten, die Anleger überzeugt, weiter in den Fonds zu investieren.
    Ein weiteres Beispiel ist die asynchrone Lösung, die der ÖkonomRichard Thaler für das unzureichende Sparverhalten amerikanischer Arbeiter vorschlug (soweit ich weiß, wartet sie immer noch auf eine Umsetzung). Der Plan sollte Arbeitern Anreize bieten, einen Teil ihrer zukünftigen Lohnerhöhungen in höhere Rentensparbeiträge zu investieren. Sie sollten sich lange vor der nächsten Lohnerhöhung zu dieser Beitragserhöhung verpflichten, die aber erst mit der Auszahlung des höheren Lohns in Kraft treten sollte. Da die höheren Rentensparbeiträge erst mit der Lohnerhöhung fällig würden, wäre gewährleistet, dass der Nettolohn der Arbeiter nicht sank. 15 Das Timing des höheren Einkommens und der zusätzlichen Sparbeiträge wäre synchronisiert. Eine perfekte Harmonie.
    Die Überschneidung von Ereignissen und Umständen kann also auch positive Folgen haben, die wir Synchronvorteil nennen können. So erklärte der Regisseur Peter Brook, dass Überschneidungen ihn vor Fehlschlägen schützten: »Dabei erlebte ich das Ende einer Arbeit nie in dieser Weise … Ich sorgte immer dafür, daß die nächste Produktion schon verabredet war, bevor ich die laufende zu Ende brachte, um die Gefahr des Scheiterns zu überspielen.« 16
    Es ist auch durchaus effizient, von vornherein die Erledigung mehrerer Dinge gleichzeitig zu planen. So findet der Fahrplanwechsel für die Züge, die zur Grand Central Station in New York fahren, gleichzeitig mit der Umstellung von Sommer- und Winterzeit statt. Wie Dan Brucker, ein Sprecher der Metro-North Commuter Railroad Company, erklärt, sind die gleichzeitigen Umstellungen einfacher und ermöglichen es Fahrgästen, sich besser an die Fahrplanänderungen zu gewöhnen. 17 Wenn wir sorgfältig über gleichzeitige Ereignisse nachdenken, eröffnet uns das Möglichkeiten für positive Ergebnisse und besseres Risikomanagement.
Synchronanforderungen: Wenn Bedingungen zusammentreffen müssen
    Synchronanforderungen betreffen Bedingungen, die gleichzeitig erfüllt sein müssen, damit ein Plan oder eine Aktivität erfolgreich ist. So kann eine Technologie zu früh kommen, wenn die für ihren Erfolg notwendigen Voraussetzungen wie beispielsweise Marktbereitschaft und nötige Infrastruktur nicht vorhanden und synchronisiert sind. Ein Beispiel ist der Pneu oder Luftreifen, den Robert Thompson 1845 zum Patent anmeldete. Allerdings konnte er das Produkt nie zu einem kommerziellen Erfolg machen. Erst John Dunlop gelang es in den 1880er Jahren, den Luftreifen weithin zu vermarkten. Mittlerweile gab es immer mehr Fahrräder, und Luftreifen sorgten hervorragend für ein ruhiges Fahrverhalten. 18 Thompsons Timing war schlecht, weil bestimmte Bedingungen nicht gegeben waren, als er seine Innovation vorstellte.
    In vielen Situationen gibt es Synchronanforderungen. Das beste Beispiel aus jüngster Zeit ist die erfolgreiche Notlandung auf dem Hudson River durch den Piloten Sullenberger, nachdem sein Flugzeug einen Vogelschlag erlitten hatte. Er schilderte seine Aufgabe folgendermaßen: »Ich musste mit der Nase leicht nach oben landen … mit exakt waagerecht ausgerichteten Tragflächen … mit einer angemessenen Geschwindigkeit, die unser Überleben sicherte … knapp über unserer Mindestfluggeschwindigkeit, aber nicht darunter. Und ich musste zusehen, dass das alles gleichzeitig gegeben war.« 19
    Sullenberger vollbrachte eine außergewöhnliche Leistung. Sie erforderte Training, Erfahrung und eiserne Nerven. Aber wir alle leisten mit jeder Entscheidung, die wir treffen, etwas, was Synchronisation verlangt. Denn ein Vorgang gilt erst als Entscheidung, wenn drei Bedingungen gleichzeitig erfüllt sind: Erstens muss uns klar sein, dass wir eine Wahl haben; zweitens muss diese Wahl zwischen zwei erkennbar unterschiedlichen Alternativen erfolgen, die zu unterschiedlichen Ergebnissen führen. Sonst könnten wir ebenso gut eine Münze werfen. Und schließlich müssen wir das Gefühl haben, etwas bewirken zu können. Wenn wir glauben, dass Kräfte jenseits unserer Kontrolle bereits über den Ausgang entschieden haben, ist die Wahl lediglich eine Formalität. Erst wenn diese drei Bedingungen

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