Jetzt! - die Kunst des perfekten Timings
das Sie anfertigen, das aber keinerlei künstlerisches oder musikalisches Talent erfordert. Es hat eine vertikale und eine horizontale Dimension.
Das Zeichnen ist wichtig. Ich weiß nicht, warum Kinder zeichnen, aber als einen Grund vermute ich, dass Zeichnen unsere instinktive Reaktion auf eine Welt ist, die wir noch nicht begreifen: Wir meistern sie, indem wir ihr visuell Form verleihen, eine Form, die wir beherrschen können. Zeichnen macht die Welt begreifbar, bringt sie in Reichweite unserer Hände, Augen und letztlich unseres Verstandes. So geht es uns auch mit den Mustern der Zeitarchitektur (eine ausführlichere Beschreibung findet sich im Anhang). Wir können sie uns nicht im Kopf vorstellen und erkunden. Dazu sind sie zu kompliziert. Wir müssen sie tatsächlich skizzieren und zeichnen. Und obwohl Computer nützlich für Analysen und Berechnungen sind, können wir mit nichts Raffinierterem als einem Stift und der Rückseite eines Briefumschlags eine ganze Menge lernen.
Relevante Faktoren vertikal auflisten
Ordnen Sie zunächst jedem eigenständigen Faktor einen eigene horizontale Linie zu, die wir als Track bezeichnen (siehe Kapitel 6: Polyphonie). Eine Gruppe von Tracks können Sie für alles vorsehen, was innerhalb Ihrer Organisation vorgeht, eine andere für Ihre Konkurrenten, eine dritte für Änderungen der staatlichen Politik und so weiter.
Geben Sie allem, was Sie für wichtig halten, einen Track. Wie viele Tracks Sie einbeziehen sollen, lässt sich nicht vorhersagen, da jede Situation anders ist. Hier sind Ihre Kenntnisse und Erfahrungen gefragt. Es liegt auf der Hand, dass Sie nicht jeden Faktor und jede Variable, jeden Akteur oder Beteiligten als Track erfassen können. Aber in diesem Stadium ist es besser, zu viele einzubeziehen, als etwas Wichtiges zu übersehen. Nach meiner Erfahrung braucht man für die komplexesten Situationen mindestens zwei Dutzend Tracks, um zu erfassen, was vorgeht. Folglich dürften die meisten Diagramme recht hoch werden.
Die Horizontaltracks detailliert beschreiben
Als Nächstes fügen Sie ein, was Sie über jeden Track wissen. Nehmen Sie sie durch die ersten fünf Timinglinsen unter die Lupe. Fragen Sie sich:
Sequenz: Was weiß ich über die Reihenfolge der Ereignisse? Wie entwickeln sie sich tendenziell im Laufe der Zeit?
Zeitliche Interpunktion: Welche Interpunktionszeichen gibt es für jedes Ereignis oder jede Aktion der Sequenz? Wo gibt es Fristen, Anfänge, Enden, Urlaube, Wahlen und so weiter?
Intervall und Dauer: Wie viel Zeit trennt zwei Ereignisse? Wie lange braucht oder dauert jedes?
Tempo: Was passiert schnell oder langsam? Was ist die Mindestgeschwindigkeit des schnellsten und des langsamsten Prozesses?
Form: Welche Formen erkenne ich? (Achten Sie auf Teufelskreise, Blasen, Hockeyschlägerform und Prozesse, die langsam anfangen und dann stark beschleunigen.)
Brandbekämpfung: Ein Partiturdiagramm zeichnen
Die folgenden Schritte sind eine verbreitete Sequenz, wenn die Feuerwehr an einem brennenden Gebäude eintrifft: 2
Belüften: Feuerwehrleute schlagen Löcher in die Gebäudehülle, damit heiße Gase und Rauch abziehen können.
Suchen und Retten: Während der Bau belüftet wird (und oft noch bevor der erste Wassertropfen das Feuer trifft), brechen Feuerwehrleute Fenster auf und beginnen das Innere zu durchsuchen.
Löschen: Das Wasser für die Schläuche wird aufgedreht.
Im Partiturdiagramm 8.1 habe ich jedem dieser Vorgänge einen eigenen Track zugeordnet. Außerdem gibt es einen Track für das Feuer, um die Veränderung seiner Intensität im Laufe der Zeit anzuzeigen. Nehmen Sie sich die Zeit, das Diagramm aufmerksam zu studieren. Es ist weniger kompliziert, als es auf den ersten Blick erscheint, wenn Sie ein solches Diagramm noch nie gesehen haben.
Betrachten wir das Diagramm durch jede der sechs Timinglinsen, die in den vorigen Kapiteln ausgeführt sind. Brandbekämpfung ist eine Situation, in der es auf Schnelligkeit ankommt. Daher ist das Tempo (in der oberen linken Ecke), mit dem verschiedene Handlungen erfolgen und Ereignisse eintreten, prestissimo , »sehr schnell«.
[Bild vergrößern]
Abb. 8.1: Partiturdiagramm einer konventionellen Brandbekämpfung
Handlungen, die ich kontrollieren kann, positioniere ich gern imoberen Teil des Diagramms und weiter unten Vorgänge und Prozesse, die zum Kontext gehören und über die ich keine Kontrolle habe. Für die Ersteren verwende ich den Violinschlüssel (das S-förmige Symbol) und für die
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