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Jetzt ist gut, Knut (German Edition)

Jetzt ist gut, Knut (German Edition)

Titel: Jetzt ist gut, Knut (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bettina Haskamp
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noch besser lügt als ich. Ganz schön schräg, wenn ich jetzt so darüber nachdenke.« Und Tim, dachte ich, Tim hat mir auch geholfen. Aber das gehörte jetzt nicht hierher. »Du bist genauso schnell mit deinem Urteil wie Julia. Und genau wie sie hast du keine Ahnung davon, was in mir vorgeht. Und kein Recht, über mich zu urteilen.« Damit sank ich erschöpft auf das Sofa. »Und jetzt hätte ich gern einen Schnaps.«
    Ohne ein Wort ging Tina zu dem Regal, in dem sie ihre Spirituosen aufbewahrte, holte ein Glas aus dem Schränkchen daneben und goss mir einen Ouzo ein. Ich nahm ihr das Glas aus der Hand und kippte den Schnaps in einem Zug. So ausgelaugt hatte ich mich zuletzt nach Julias Geburt gefühlt. Damals allerdings war es eine glückliche Erschöpfung gewesen. Jetzt empfand ich eine große Leere. Aber auch Erleichterung.
    Tina setzte sich ebenfalls wieder. Weder sie noch Julia konnten mir in die Augen sehen. Tja, da saßen wir nun. Drei schweigende Frauen in einem Raum. Knut hätte gesagt: ein Widerspruch in sich. Unvermittelt musste ich kichern. Erst nur ein ganz kleines bisschen. Dann wurde aus dem Kichern ein Glucksen, und ehe ich michs versah, überrollte mich der Lachkrampf des Jahrhunderts. Lachtränen liefen mir über das Gesicht, ich hielt mir den Bauch. Erst nach einer ganzen Weile bekam ich mit, dass wir alle drei brüllten wie die Wahnsinnigen.
    »Mein Gott, Lilli«, schniefte Tina endlich, »so hab ich dich ja noch nie erlebt.« Ich wischte mir mit der Hand die Tränen aus dem Gesicht. »Dann wurde es ja mal Zeit.« Wieder hing eine gewaltige Blase der Verlegenheit im Zimmer. Julias Finger spielten mit dem Saum ihrer Bluse. »Tut mir leid, wenn du so von mir denkst«, sagte sie schließlich leise. »Aber dass ich mit Andreas bei Oma auf Reiche-Leute-Kind machen wollte, das stimmt nicht.« – »Wieso hast du ihn dann ihr vorgestellt und nicht uns?« – »Das war doch nur, weil wir einen gemeinsamen Geschäftstermin in Bochum hatten und quasi an Dülmen vorbeigefahren sind.« Ich hasse es, wenn Knut recht hat. »Und wieso hast du Knut nun nichts von deinem Gewinn erzählt?«, wollte Tina wissen. Als ich schließlich zum dritten Mal an diesem Abend aus der Wohnung ging, war es fast Mitternacht.
    Den Schal gegen die Kälte über das halbe Gesicht gezogen, ging ich gemächlich Richtung U-Bahn Holstenstraße. In Gedanken war ich noch immer in der Wohnung, versuchte Julia und Tina zu erklären, was in den vergangenen Wochen in mir vorgegangen war. Hatten sie mich verstanden? Ich war mir nicht sicher. Aber sie hatten zugehört. Beide. Das war doch ein Anfang?

14
    G uten Tag, Frau Karg. Vielen Dank, dass Sie sich Zeit nehmen.« Thorben Albers gab mir die Hand. »Sie wissen ja schon von unserem Fahndungserfolg.« Er lächelte strahlend. »Ein Erfolg, den wir nicht zuletzt Ihnen zu verdanken haben. Nehmen Sie doch Platz.« Der verächtliche Ausdruck, an den ich mich so gut erinnerte, war aus seinen Augen verschwunden. »Mir?« – »Ihnen, ja. Wenn Sie nicht so schnell Anzeige erstattet hätten, wäre Zoé Beauchamp über alle Berge gewesen. Wie schon so oft.« Der Kommissar setzte sich hinter seinen Schreibtisch und blätterte in einer dicken Akte. – »Wer?« – »Zoé Beauchamp, alias Marie-Anne Dupont alias Monique Lefort alias Julienne Marcellot. Das sind die Namen, die wir bisher kennen. Übrigens war das Foto, das Sie uns gegeben haben, ebenfalls ausgesprochen hilfreich.« Thorben Albers sah so zufrieden aus wie Herkules, wenn er an einem Knochen nagte. »Bislang schweigt die Dame, aber die Staatsanwaltschaft hat keinen Zweifel, dass die Beweise reichen und sie verurteilt werden wird.«
    »Kann ich Sie etwas fragen?« – »Sicher, Frau Karg.« – »Wie hat sie das gemacht? Ich meine, wie ist sie an die Schlüssel zu dem Loft gekommen?« Der Kommissar verzog das Gesicht, als hätte er Zahnschmerzen. »Das war erschütternd einfach. Sie hat das Apartment auf Zeit gemietet. Und dann in aller Ruhe diese Dossiers erstellt und Unterlagen gefälscht. Wir wissen inzwischen, dass sie nur in Messestädten operiert hat, in denen hochpreisige Wohnungen auch für kurze Zeit angeboten werden. Clever.« Er spielte mit einem Kugelschreiber. »Ich bin immer noch verblüfft, dass sie selbst gestandenen Geschäftsleuten dieses Märchen von der Schnäppchenwohnung aufbinden konnte. Andererseits erleben wir immer wieder, dass die Leute das Denken abschalten, wenn ihnen dicke Gewinne winken. Na ja.« Ich wurde ein

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