Jetzt mal Butter bei die Fische
liegen geblieben sind.
Was suchen Sie?
Edith, 35 Jahre, Sachbearbeiterin
»Ich bin gerade dabei, in Stellenanzeigen nach einem neuen Job zu suchen. Seit Jahren sitze ich hauptsächlich vor dem Bildschirm und arbeite Zahlen ab. Spaß macht mir das nicht gerade. Und mein Chef ist nie zufrieden – jedenfalls bekomme ich so gut wie kein anerkennendes Wort. Die Arbeit im Großraumbüro macht mir auch Probleme, das ist für mich purer Stress. Und der Kontakt zu den Kollegen? Totale Fehlanzeige, jeder werkelt so vor sich hin.
Meine letzten beiden Jobs waren leider sehr ähnlich. Länger als drei Jahre habe ich es dort auch nicht ausgehalten. Wonach ich jetzt suche? Na ja, in erster Linie schaue ich, wo meine Kompetenzen gefragt sind und wo ich mich auskenne. Was völlig anderes kommt wohl nicht in Frage. Aber es könnte doch wirklich mal ein Unternehmen sein, in dem es ein bisschen netter und persönlicher zugeht…«
Wie hoch ist die Wahrscheinlichkeit, dass Edith im nächsten Job zufrieden sein wird? Sie bewirbt sich immer wieder auf ähnliche Stellen, denn etwas anderes traut sie sich nicht zu. Großraumbüros sind in ihrer Branche nicht gerade die Ausnahme. Lob und positive Feedbacks? Damit gehen nicht viele Chefs verschwenderisch um. Und Kollegen, mit denen man sich großartig versteht, sind wohl auch keine Selbstverständlichkeit.
Wie Edith wechseln viele Menschen ihren Arbeitsplatz immer wieder, weil sie jedes Mal mit den gleichen Faktoren unzufrieden sind. Sie bewerben sich dann für ähnliche Jobs in einem ähnlichen Unternehmen, finden dort vielleicht eine Weile alles ganz toll – denn neue Besen kehren bekanntlich immer gut -, doch bald schon klagen sie wieder über Chef, Kollegen, Tätigkeit oder hohe Belastung. Wie die Reise auf einem Karussell, bei dem sich die Pferdchen nur farblich unterscheiden. Und man wechselt von einem zum nächsten und wundert sich, warum es nicht endlich mal lustiger wird oder sich die Richtung ändert.
Natürlich will ich damit nicht sagen, dass wir doch bleiben sollten, wo wir sind, weil wir woanders ja sowieso wieder enttäuscht werden. Mir erscheint es nur recht naiv, wenn Menschen davon ausgehen, dass es beim nächsten Mal automatisch besser werden wird, und dabei mehr auf ihr Glück bauen als auf eine vernünftige Strategie – gerade, wenn sie wie Edith auf einige Jobs zurückblicken, die sie alle auf ähnliche Weise unzufrieden gemacht haben, dann aber trotzdem immer wieder nach den gleichen Kriterien suchen. Wenn mir der Geruch von Brot Übelkeit bereitet, bin ich in Bäckereien vielleicht am falschen Platz. Wenn mir Kontakt zu Menschen am wichtigsten ist, sollte ich mich nicht immer wieder für reine PC-Tätigkeiten bewerben. Und wenn ich immer wieder Probleme mit meinem Chef habe, ist dieses Problem womöglich nicht mit einem Jobwechsel allein zu lösen.
Warum wollen Sie weg?
Menschen neigen dazu, sich auf den unangenehmen Ist-Zustand zu konzentrieren und sich weniger damit zu beschäftigen, wie ein positiver Ziel-Zustand aussehen sollte. Das eine nenne ich ein »Weg-von-Ziel« – das andere ein »Hin-zu-Ziel«. Natürlich ist es wichtig und richtig, eine schlimme Situation hinter sich zu lassen. Es wäre nur klug, sich darüber klar zu werden, unter welchen Bedingungen es uns besser gehen könnte. Deshalb frage ich Sie jetzt: Warum wollen Sie eigentlich weg?
Vielleicht erscheint Ihnen diese Frage überflüssig, weil Ihnen die Antwort sonnenklar ist? Ich habe die Erfahrung gemacht, dass es sinnvoll ist, Wechselmotive genauer zu untersuchen – vor allem, wenn sie uns allzu offensichtlich erscheinen. Beispielsweise könnte meine vordergründige Antwort sein: »Ich will gehen, weil mein Chef und die Kollegen mir ständig zuviel Arbeit aufbürden.« Dahinter steht aber womöglich: »Mir fällt es extrem schwer, nein zu sagen und Grenzen zu setzen.« Dann würde mir ein Jobwechsel allein wahrscheinlich wenig helfen.
Lassen Sie uns Ihre Motive also unter die Lupe nehmen.
Sammeln: Sammeln Sie auf einem Blatt Papier mit der Mindmapping-Technik erst einmal alles, das Ihnen an Ihrem Job missfällt. Schreiben Sie Großes und Kleines und auch scheinbar gar nicht so Wichtiges auf. Trauen Sie sich, total subjektiv zu sein – es geht hier ja nicht um Gerechtigkeit oder Ausgewogenheit. Lassen Sie ruhig Dampf ab, wenn Sie mögen!
Wenn Ihnen nichts mehr einfällt, versuchen Sie bitte, was Sie bisher aufgeschrieben haben, so genau und konkret wie möglich zu fassen. Ein
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