Jetzt mal Butter bei die Fische
dass jeder dieser Sätze von jeweils einem Persönlichkeitsanteil stammt, den wir betrachten wie eine reale Person. Und jeder Satz beschreibt, was diese »Person« im Kern denkt und fühlt. Versuchen Sie, jede so genau wie möglich zu charakterisieren. Was mag sie antreiben? Was fällt Ihnen spontan zu ihr ein?
Nehmen Sie sich bitte pro Satz und Anteil je ein Blatt Papier. Für unser Beispiel könnte es so aussehen:
A. Dieser Anteil weiß genau, was er will. Ihm geht es um sein Lebensglück, und er traut sich zu sagen, was er will. Er klingt sehr erwachsen.
B. Dieser Anteil lebt wohl in einer Welt des Mangels und denkt, nicht viel verdient zu haben. Er hat vielleicht Angst, nach mehr zu streben und dann enttäuscht zu werden? Er ist wohl noch ziemlich jung.
C. Dieser Anteil weiß, was er kann – aber auch, dass ihm hier die Erfahrung fehlt. Nach Angst klingt es nicht. Ein offensichtlich erwachsener Anteil.
D. Dieser Anteil meint dagegen, gar nichts zu können. Das klingt nach Glauben und nicht nach echten Überzeugungen. Vielleicht macht dieser Teil sich selbst klein, weil er Angst hat?
E. Dieser Anteil hat wohl für seine Aussage nicht lange nachgedacht. In seiner Welt klappt bestimmt sowieso nie etwas. Der geborene Pessimist. Er könnte sich mit Anteil B sehr gut verstehen! Auch nicht sehr erwachsen.
Dieser Blickwinkel auf sich selbst ist vielleicht ungewohnt für Sie. Es geht hier nicht um brillante psychologische Analysen, sondern darum wahrzunehmen, was Sie denken, glauben und fühlen, wenn Sie den jeweiligen Satz sagen. Und das ist völlig subjektiv. Sprechen Sie ihn mehrmals laut aus, und prüfen Sie, was darin mitschwingt. Welche Stimmungen und Gefühle löst er bei Ihnen aus? Lassen Sie sich Zeit damit, und nehmen Sie sich Ihre Sätze mehrmals vor. Notieren Sie auch Mutmaßungen. Möglicherweise fallen Ihnen Dinge ein, die rational mit der Aussage gar nichts zu tun haben.
Überprüfen Sie schließlich noch einmal, ob zwei Anteile im Grunde identisch sind.
Anteile verstehen: Sie haben jetzt mehrere Blätter vor sich, die jeweils für einen Teil Ihrer Persönlichkeit stehen. Versuchen Sie, so neutral wie möglich zu bleiben – als ginge es um die Anteile einer anderen Person. Hier sind Sie als Coach und Selbstmanager gefragt; und der braucht Abstand. Bedenken Sie: Wir vertiefen einen inneren Konflikt nur, wenn wir »parteiisch« sind, die einen Teile von uns akzeptieren und mögen und die anderen ablehnen.
Ich weiß, bei manchen Teilen ist es nicht ganz leicht, sie anzunehmen. Gerade solche, die ständig kritisch sind oder uns für wertlos oder lächerlich halten. Ja, einige können richtig gemein sein. Andererseits habe ich noch nie einen Persönlichkeitsanteil erlebt, der wirklich böse ist. Ich habe die Erfahrung gemacht, dass hinter destruktiven Anteilen immer vor allem Ängste stehen. Diese Anteile stammen meist aus unseren Kindertagen, sind also psychologisch gesehen kindliche Persönlichkeiten. Diese Seiten von uns als Kinder zu betrachten, die es einfach nicht besser wissen, als so destruktiv mit uns umzugehen, macht es mir leicht, sie trotzdem anzuerkennen und zu mögen. Versuchen Sie doch bitte auch, Ihre »weniger sonnigen« Anteile durch diese Brille zu betrachten, okay?
In diesem Schritt ergründen wir ihre Motivation noch etwas genauer. Fragen Sie sich bitte für jeden Anteil:
Was genau will er wohl erreichen – was will er vermeiden?
Wovor hat er Angst? Was befürchtet er?
Was könnte seine gute Absicht sein?
Gerade die letzte Frage ist sehr wichtig. Ich gehe davon aus, dass jeder unserer Persönlichkeitsanteile eine gute oder gut gemeinte Absicht verfolgt.
Selbst unser innerer Kritiker, mit dem es die meisten von uns ja nicht gerade leicht haben, will uns in erster Linie schützen. Er hat nämlich in Kindertagen gelernt, dass andere Menschen uns gefährlich sein können, indem sie uns auslachen, kritisieren und demütigen. Davor hat er schreckliche Angst! Und er verhindert, dass dies geschieht, indem er uns dazu bringt, uns nur nicht zu zeigen und uns immer schön defensiv zu verhalten. Man könnte also sagen, dass er uns kritisiert, damit wir nicht von anderen kritisiert werden.
Bitte notieren Sie Ihre Ergebnisse auf dem jeweiligen Blatt.
Anteile benennen: Überlegen Sie jetzt, welchen Namen Sie jedem Anteil geben wollen. Wir können nämlich dann leichter mit ihnen arbeiten. Den Teil in mir, der am liebsten alles lässt, wie es ist, weil er große Angst vor Veränderungen
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