Jetzt schlaegts dreizehn
Sie zauberte ihm einen Teller mit Tunfisch und rollte die Augen. „Ich verstoße schon wieder gegen die Regeln. Tiere sind in den Hütten nicht erlaubt – und Essen auch nicht. Genauso das Verwandeln der Kinder in Schildkröten.“
„Ich bin bereit nach Hause zu fahren, wenn du es auch bist“, murmelte Salem mit vollem Mund.
Auf dem Weg zum Speisesaal verlief sich Sabrina nur einmal, als sie nämlich am Schwimmbecken rechts statt links abbog. Sie fand sich auf einem überwachsenen Weg bei einem kleinen Bach wieder. Auf einem Wegweiser stand: ZUR BÄRENKLAUE ½ MEILE.
Dort also befand sich der Lagerfeuerplatz. Sie hätte gerne etwas Zeit zum Erkunden der Gegend gehabt, aber leider musste sie ihre geliebten Schützlinge zusammentrommeln. Was noch schlimmer war: Sie musste sich öffentlich mit diesen aufsässigen und unberechenbaren Gören sehen lassen!
Sabrina sah sich um, aber Alicia schien nicht auf sie gewartet zu haben. Selbst die einfachsten Sachen liefen mit diesen Mädchen schief. Tief seufzend ging Sabrina in den Speisesaal. Keines ihrer Kinder war zu sehen und sie waren auch nicht in der Lodge. Vielleicht sind sie in die Brennnesseln gefallen oder eine menschenfressende Pflanze hat sie sich geschnappt, dachte sie freudig. Aber sie musste wohl oder übel nach ihnen suchen.
Andere Betreuer gingen in Begleitung ihrer wohlerzogenen Kinder an ihr vorbei und lächelten sie mitleidig an.
Sabrina hielt vergeblich nach ihren Mädchen Ausschau und versuchte dabei gleichzeitig auszusehen, als hätte sie alles im Griff. Als der Lagerleiter Arthur Rimbard auftauchte, floh sie in die Küche.
Ihr war klar, dass es ein schrecklicher Fehler gewesen war, ihre Mädchen alleine gehen zu lassen. Es blieben nur zwei Möglichkeiten: entweder zu Arthur zu gehen und ihn um Hilfe bitten, oder ihre Zauberkraft benutzen, um sie zu finden...
„Ich esse keinen Spinat!“, brüllte eine vertraute Stimme. Rhonda!
Sabrina sah zur Tür, durch die gerade alle ihre Ferienkinder hinter Linda in den Speisesaal marschiert kamen. Linda war das Mädchen, das am Nachmittag abgehauen war, also spürte Sabrina eine große Erleichterung, dass wenigstens einer ihrer verzweifelten Zaubersprüche funktioniert hatte. Sabrina lief zu ihnen, um sie zu begrüßen.
„Hallo, alle zusammen!“, rief sie fröhlich. Niemand antwortete ihr. Auf dem Weg zu einem freien Tisch reihte sich Sabrina neben Linda ein.
„Danke, dass du zurückgekommen bist“, flüsterte sie ihr zu. „Und dafür, dass du die anderen mitgebracht hast.“
Linda starrte sie an. „Woher weißt du, dass ich die anderen mitgebracht habe?“
„Weil sie dich bewundern“, antwortete Sabrina. „Sie folgen dir, weil sie Respekt vor dir haben.“
„Ich will keinen Respekt.“ Linda schaute finster drein und stopfte ihr braunes Haar unter ihre Kappe. „Und ich weiß auch nicht, warum ich überhaupt zurückgekommen bin. Ich war schon auf der Landstraße und wollte nach Hause, aber irgendwas sagte mir, ich solle umdrehen. Die anderen standen an der Straße und suchten mich. Irgendwie erschien es logisch, dass wir hierher kommen und essen.“
„Schlau von euch“, sagte Sabrina, „den Tag mit einem Essen abzurunden.“
Linda schaute sie finster an. „Außerdem ist es zu Hause auch nicht viel besser.“
„Aha“, sagte Sabrina. „Bei mir zu Hause ist es auch etwas verrückt. Hör zu, Linda. Ich will dir gerne eine Menge Freiheiten einräumen, wenn du hier keine Probleme machst.“
„Was meinst du mit Problemen?“
„Ich meine, dass du von mir aus weglaufen kannst, aber nimm keine der anderen mit.“
„Mal sehen.“ Die Fluchtkünstlerin eilte zu dem Tisch, den Rhonda für sie ausgesucht hatte. Nach und nach fand jedes der Mädchen einen Platz. Alle waren da und sie schienen hungrig genug, um sich einigermaßen zu benehmen.
Sabrina wollte sich auch gerade hinsetzen, als Arthur Rimbard auf sie zustürzte. In der Hand hielt er einen Krug mit rotem Saft. „Was ist, Sabrina? Du bist Tischbetreuerin. Hast du dir deine Aufgaben nicht angeschaut?“
„Äh, also, äh... Ich habe damit angefangen.“ Sabrinas Schützlinge begannen zu kichern.
„Nun mach schon“, zischte Arthur sie an und eilte davon.
Sabrina drehte sich zu Sylvia. „Was ist denn eine Tischbetreuerin?“
„Eine bessere Bedienung“, antwortete Rhonda lächelnd.
„Du bist dafür verantwortlich, dass jeder Tisch sein Essen bekommt“, erklärte Karen. „Aber du darfst uns immer noch
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