Jetzt schlaegts dreizehn
dein letztes Ferienkind“, sagte Jill. „Linda Harrison.“
„Wieso wird sie von dir hierher gebracht?“, fragte Sabrina.
„Weil sie aus dem Bus gesprungen ist und versucht hat nach Hause zu trampen“, antwortete Jill.
„Cool“, sagte Rhonda, offensichtlich ziemlich beeindruckt. „Houdini Harrison.“
„Ich bleibe in keiner Hütte“, behauptete Linda und reckte ihr Kinn stolz vor.
„Moment mal“, sagte Sabrina. „Erzähl mir nicht, dass dieses Mädchen immer davonläuft. Denkt ihr nicht, dass ich langsam genug schwierige Fälle habe?“
„Du bist die Super-Betreuerin. Sieh zu, wie du zurechtkommst.“ Jill zuckte die Achseln und ging davon. Sabrina sah ihr Leben wie in einem Film an sich vorbei ziehen. Sie sah auf ihre Schar kichernder, kleiner Mädchen und sie wusste:
Dieser Sommer würde ganz und gar nicht toll, sondern ein echter Horrortrip werden!
4. Kapitel
Sabrina rannte verzweifelt hinter Jill her, die sich offensichtlich beeilte, von Hütte 13 wegzukommen.
„Warte! Jill!“, rief sie. „Du kannst mich mit diesen Mädchen nicht allein lassen! Rhonda ist eine Schlägerin, Karen eine Kleptomanin, Patty ein Witzbold und Jenny reißt Fliegen die Flügel aus! Dann sind da noch Alicia, die kein Wort sagt, Sylvia, die alles und jeden verpetzt, Jasmine, die um Geld spielt, und jetzt kommt zu guter Letzt auch noch Linda, die immer wieder abhaut. Das ist nicht das, was ich mir unter einem Ferienlager vorstelle!“
Jill schaute sie mitleidig an. „Arthur sagt, dass in jedem Kind etwas Gutes steckt, auch wenn man vielleicht genau schauen muss, um es zu finden. Vertrau mir, das wird das Schlimmste, was du je erleben wirst.“
„Klasse.“
Plötzlich war wieder Geschrei aus Hütte 13 zu hören. Es war so laut, dass sogar die Vögel in den Bäumen aufflogen und das Weite suchten.
„Du solltest wohl besser zurück gehen“, sagte Jill. „Denk dran, du hast zwei Stunden, um dich mit ihnen anzufreunden, dann gibt es Abendessen.“
„Anfreunden“, murmelte Sabrina und warf einen Blick auf das kleine rote Irrenhaus. Ein Turnschuh flog aus dem Fenster und landete im Gebüsch. Der sieht verdächtig nach einem von meinen aus, dachte Sabrina.
„Bis dann“, sagte Jill vergnügt und lief davon.
Mit rasenden Kopfschmerzen lief Sabrina zur Hütte zurück. Ihr war klar, dass sie dabei war, die Kontrolle zu verlieren. Sie musste den Mädchen zeigen, wer der Boss war! Mit entschlossener Miene öffnete Sabrina die Tür.
In diesem Moment entleerte sich ein Eimer eiskaltes Wasser und Sabrina stand da wie ein begossener Pudel.
„Reingelegt!“, prustete die rothaarige Patty.
Mit tropfenden Haaren starrte Sabrina sechs wild kichernde Elfjährige an. Alicia war noch immer in ihr Computerspiel vertieft und von Linda war nichts zu sehen.
Sabrina zählte langsam bis zehn, um sich zu beruhigen.
Sie fragte sich, ob die Eltern der Mädchen wohl etwas dagegen hätten, wenn sie ihre Kinder in Eichhörnchen verwandeln würde. Sie fröstelte, versuchte aber ein Zähneklappern zu unterdrücken. „Genau was ich gebraucht habe: eine erfrischende Dusche. Und wo habt ihr den Eimer Wasser her?“
„Hinter der Hütte ist ein Wasserhahn zum Zähneputzen“, sagte Sylvia, „und ein Eimer steht in der Außentoilette. Patty war’s. Sie ist aus dem Fenster geklettert.“
„Pfh“, machte Rhonda.
Das sind Monster und zudem kennen sie sich hier besser aus als ich, dachte Sabrina. Ich komme mir vor wie in einem Horrorfilm oder einem Alptraum. „Wo ist Linda?“, fragte sie ruhig.
„Sie ist abgehauen“, antwortete Sylvia. „Das macht sie immer.“
Sabrina kniff die Augen zusammen und schaute von einem Mädchen zum anderen. „Ihr solltet besser keine Spielchen mit mir treiben!“
„Und was genau willst du dagegen tun?“, fragte die unheimliche Jenny.
„Ich habe die eine oder andere Sache auf Lager“, sagte Sabrina. „Aber erst mal werde ich Linda dazu bringen zurückzukommen. Entschuldigt mich.“
Sie ging hinaus und schüttelte sich wie ein Hund. Sekunden später war sie wieder trocken und ihre blonden Haare lagen besser als zuvor. Wäre sie nicht eine Hexe gewesen, dann wäre sie jetzt wohl in Tränen ausgebrochen. Doch Sabrina verfügte über verborgene Kräfte.
Da eine Petze wie Sylvia zu ihren Anbefohlenen zählte, konnte sie in Sichtweite der Mädchen keinen Zauber aussprechen. Allerdings wollte sie die Plagen aber auch ungern aus den Augen lassen. Jede Einzelne brauchte besondere Aufmerksamkeit.
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