Jetzt schlaegts dreizehn
geworfen“, beschwerte sich Jenny. „Die sollten auch bestraft werden.“
„Das war echt cool“, prahlte Rhonda. Sie schaute stolz ihre Münzen an. „Und ich hab sogar 50 Cent damit gewonnen.“
Sabrina schwieg bis sie aus dem Gebäude waren und in der Abenddämmerung standen. Sie stemmte ihre Hände in die Hüften und blickte einem Mädchen nach dem anderen in die Augen. Sie sahen so unschuldig aus, es waren eben einfach Kinder. Einige schienen sich ihres Benehmens zu schämen. Vielleicht war es aber auch nur die Enttäuschung darüber, dass sie keinen Nachtisch bekommen hatten.
„Bringt es was, wenn ich euch anschreie?“, fragte sie.
„Wahrscheinlich nicht“, antwortete Linda. „Daran sind wir schon gewöhnt.“
„Dann werde ich es nicht tun“, versprach Sabrina. „Wir werden jetzt schlafen gehen und morgen neu anfangen, mit einer reinen Weste sozusagen. Wenn ihr euch morgen benehmt, werde ich euch auch nichts antun.“
„Als ob du das könntest“, sagte Jenny höhnisch grinsend.
„Du würdest dich wundern“, antwortete Sabrina mit einem Schimmern in den Augen. Am Morgen würde sie zu Arthur Rimbard gehen und verlangen, dass diese Mädchen auf alle anderen Hütten verteilt würden und dass sie eine normale Hütte bekam.
„Los, los! Zurück zur Hütte. Eins, zwo, drei, vier!“ Wie auf dem Exerzierplatz des Hexenlagers brachte Sabrina ihre Gruppe in Reihe und marschierte mit ihr los. Sie hoffte, dass die Mädchen wussten, wo es lang ging, denn sie hatte in der zunehmenden Dunkelheit keine Orientierung.
5. Kapitel
„Also errichteten die Camper ihr Lager am Ufer des Schlammsees, dort, wo früher der Friedhof der Indianer gewesen war. Sie wussten nicht, dass genau an diesem Ort früher die französischen Trapper Frösche gefangen hatten, deren Schenkel sie dann aßen. Punkt Mitternacht waren die Schreie der Seetaucher zu hören und Nebelschleier krochen über den dunklen See. Etwas ohne Beine robbte aus dem Schlamm.“
Jenny hielt ihre Taschenlampe unter ihr Kinn und sah nun wie ein rumpfloser Geist aus, der über ihrem Bett schwebte. Sabrina, Salem und die Mädchen hatten sich tief in ihre Schlafsäcke und Decken vergraben, ihre Zähne klapperten und ihre Augen waren vor Angst weit aufgerissen. Jennys Taschenlampe warf gespenstische Schatten an die Wände und ihre gruselige Stimme erfüllte den Raum.
Sie machte eine Kunstpause, um die Spannung zu steigern. Es war totenstill, nur das ängstliche Atmen der Zuhörer war zu vernehmen. „Die Camper schliefen friedlich. Sie ahnten nicht, dass da etwas aus dem Wasser kroch, das Rache nehmen wollte. Als der riesige Frosch die Zelte sah, erinnerte er sich an die Trapper, die hier vor hundert Jahren gelagert hatten. Die, die ihm die Beine abgehackt und sie dann gebraten hatten.“
Jenny grinste und sah durch das Licht wie ein ausgehöhlter Kürbis aus. „Das beinlose Ding kroch in das erste Zelt. Es wollte Rache und es wollte seine Beine zurück. Leise und wie ein riesiger grüner Wurm wand es sich durch den Dreck. Als es zu dem ersten Schlafsack kam, sah es ein dürres Bein heraushängen... und biss hinein!“
„Ääh!“, hörte man einen erstickten Schrei. In der Dunkelheit konnte man nicht erkennen, wer es gewesen war.
„Der Frosch riss einmal heftig... und das Bein war ab. Er nagte gerade daran, als...“
Ein lautes Klopfen war von der Tür her zu hören. Salem sprang auf und verschwand unter Sabrinas Bett. „Ruhe da drin!“, hörte man Arthur Rimbard rufen. „Es ist schon nach 11 Uhr. Macht die Taschenlampen aus!“
„Wird gemacht, Mr. Rimbard!“, rief Sabrina verlegen. Und zu ihren Schützlingen: „Also, genug gequatscht. Macht die Lichter aus!“
Eine Sekunde später war es dunkel in der Hütte. „So ist’s gut“, sagte der Lagerleiter. „Gute Nacht.“ Sie hörten wie sich seine Schritte entfernten.
„So ein Mist“, beschwerte sich Jenny. „Er hat meine Geschichte ruiniert.“
„Mach dir nix draus“, sagte Rhonda, „wir wissen, wie es weitergeht. Der Geisterfrosch nimmt das Bein mit in den Sumpf. Als die Camper am Morgen aufwachen, merkt der Typ, dass sein Holzbein verschwunden ist.“
„Aber ich kenne noch andere Gruselgeschichten!“, murrte Jenny.
„Dies ist unsere erste Nacht hier“, murmelte Sabrina. „Heb dir noch ein paar Geschichten auf, damit wir jede Nacht Ärger bekommen können. So, und jetzt schlaft!“
Allerdings war sie nicht sicher, ob es denn überhaupt möglich war zu schlafen, nachdem
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