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Jezebel

Jezebel

Titel: Jezebel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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lieber, denn sie dienten ihr auch als Nahrung.
    Schon seit Kindertagen hatte sich Susan mit Insekten beschäftigt. Für sie waren sie nicht nur einfach Insekten, sondern etwas ganz anderes.
    Diese Tiere waren Boten. Botschafter aus einer Zeit, die unheimlich lange zurücklag. Menschen hatte es vor Millionen von Jahren noch nicht gegeben, und auch um die Tiere war es nicht gut bestellt. Aber diese Insekten waren die ersten Bewohner auf der Erde gewesen, noch vor den gewaltigen Sauriern, und sie hatten sich kaum verändert, das wußte Susan aus Fachbüchern.
    Damals jedoch, in einem feuchten und sehr schwülen Klima, waren sie größer gewesen, und Susan träumte davon, sie wieder groß werden zu lassen wie damals. Sie würde schon dafür sorgen, daß sich dieser Traum erfüllte.
    Dann aber nicht mehr als Susan Wade, sondern als Jezebel, einer Person, die mächtig war, den Menschen überlegen, die mit den Tieren lebte und litt.
    Jezebel – in ihren Träumen hatte sie sich oft als diese Person gesehen.
    Groß, mächtig, den Menschen überlegen, die große Furcht vor ihr hatten. Größere als heute, denn man wußte im Ort, wer sie war. Jeder mied sie, auch in der Schule saß sie allein, und die Eltern verboten ihren Kindern, mit Susan Wade Kontakt aufzunehmen.
    Sie war zu einer Einzelgängerin geworden, sie wurde gemieden und immer wieder angefeindet. Oft genug war sie sogar schon verhauen worden.
    Aber jeder Treffer hatte ihren Haß wachsen lassen. Sie vertraute Jezebel, und sie wußte, daß diese Gestalt nur auf sie wartete.
    Einen letzten Blick warf sie auf das Glas mit den Käfern. Sie nickte den Tieren zu. »Keine Sorge«, sagte sie. »Ich werde bald wiederkommen und euch essen.« Mit beiden Händen streichelte sie das Glas. »Ihr seid etwas Besonderes. Ich liebe euch, denn ich weiß auch, daß ihr mir die Kraft gebt, um den Weg zu Jezebel zu finden.« Nach diesen Worten schaute sie auf die Uhr und wußte, daß bald ihre Großmutter rufen würde, um gemeinsam mit ihr einen kleinen Imbiß einzunehmen. Der Großvater war noch nicht zurück. Er arbeitete im Büro der Genossenschaft, die Viehfutter verkaufte und auch Geld an die Bauern verlieh. Hin und wieder sprang er auch für einen Fahrer ein, um eine Fuhre auszuliefern.
    Das Verhältnis zu ihm war gespannt. Auch deshalb, weil der Großvater unter den Anfeindungen derjenigen zu leiden hatte, die nicht wollten, daß ein Mädchen wie Susan in Euston lebte.
    Man hatte schon davon gesprochen, sie mit Schimpf und Schande aus dem Ort zu jagen, und Susan konnte sich vorstellen, daß so etwas auch irgendwann eintrat.
    Einen letzten Blick warf sie auf das Glas, bevor sie ihre Zimmertür öffnete.
    In derselben Sekunde rief auch schon die Großmutter nach ihr. Die Stimme hallte die Treppenstufen hoch. »Kommst du, Susan?«
    »Bin schon auf dem Weg.« Gelassen schritt sie die Treppe hinab. Sie fühlte sich nach den beiden Leckerbissen gut. Zu den dunklen Turnschuhen trug sie eine ebenfalls dunkle Hose und als Oberteil ein Sweatshirt von dunkelroter Farbe. Die Großmutter wartete in der Küche auf sie. Sie war eine hagere Frau mit kurzen, grauen Haaren und einer Brille, die ihre Augen größer erscheinen ließ. Deshalb paßte der schmale Mund nicht so recht in das Bild. Ihre Wangen hingen ein wenig herab.
    Wie bei einem Hamster, behaupteten Spötter.
    Wie immer hatte sie den Tisch gedeckt. Limo für Susan, Tee für sich. Auf der blauweiß karierten Decke standen noch zwei Kerzen, deren Dochte nicht brannten. Die Küche war klein und eng. Der Ofen wurde noch mit Kohle geheizt.
    »Setz dich, Susan.«
    »Ja.«
    Von der Anrichte holte die Großmutter zwei Teller. Ein großes Stück Apfelkuchen lag auf jedem Teller.
    »So, guten Appetit«, sagte die Großmutter zu Susan.
    Susan lächelte nur und schaute sich den Kuchen an, als wäre er ein Stück Schlamm, das niemand essen konnte. Erica Wade bemerkte dies und ärgerte sich.
    »Willst du wieder nichts essen?«
    »Wieso? Ich habe schon…«
    »Ja, heute mittag, eine Suppe, ich weiß.«
    »Ich bin satt.«
    »Nein.« Die Frau schüttelte den Kopf. »Ich weiß, warum du keinen Hunger hast.«
    »Ach ja?« Susan legte den Kopf schief. »Warum denn nicht?«
    Mrs. Wade schloß für einen Moment die Augen. Was sie jetzt sagen wollte und auch mußte, würde ihr nur schwer über die Lippen dringen, weil sie einfach nicht begreifen konnte, daß ein Mensch so etwas tat.
    Wenn sie nur daran dachte, spielte ihr Magen bereits verrückt, als wollte

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