Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Jezebel

Jezebel

Titel: Jezebel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
Vom Netzwerk:
wollen?
    »Verstanden?«
    »Ja, Susan, das habe ich.«
    Jezebel bewegte sich. Geschmeidig drückte sie sich in die Höhe. Die alte Frau befürchtete schon, daß die Enkelin auf sie zukommen würde, aber Jezebel wählte einen anderen Weg. Sie öffnete das kleine Fenster, und ihr Körper duckte sich dabei, bevor sie den Kopf nach draußen schob und schließlich auch den Körper nachzerrte, um durch die Öffnung zu verschwinden.
    Erica Wade schaute ihr nach. Sie nahm das Bild nicht richtig auf, aber sie hatte den Eindruck, als wäre ihre Enkelin Teil eines blitzartig am Fenster vorbeihuschenden Schattens gewesen, der sich sehr rasch entfernte.
    Allein blieb sie zurück.
    Sie schüttelte den Kopf. Sie fing an zu zittern. Der Schweiß hielt sie wie eine Schicht umfangen. Es war ihr unmöglich, das Zimmer zu verlassen, auch wenn sich die Spinnen noch zwischen den Wänden aufhielten und sich in ihren Netzen festklammerten.
    Ein Alptraum?
    Nein, leider nicht. Wenn es mal ein Alptraum gewesen wäre, dachte Erica, aber so lief es nicht. Kein Alptraum. Susan war existent gewesen, und sie hatte auch einen anderen Namen angenommen.
    Der kalte Luftzug ließ nicht nur die Spinnweben zittern, auch die alte Frau. Bevor sie anfing, richtig zu frieren, drehte sie sich um und ging in den Flur.
    Die Düsternis dort saugte sie auf. Wie ein Schatten bewegte sie sich weiter, das Gesicht starr, die Augen weit aufgerissen, den Blick ins Leere gerichtet. Wie sie die Treppe geschafft hatte, wußte sie später nicht zu sagen. Erica landete wieder in der Küche, wo sie sich auf ihren Stammplatz setzte. Sie hatte vorgehabt, das Rätsel zu lösen, nur fühlte sie sich jetzt nicht mehr in der Lage.
    Das war vorbei. Alles war vorbei. Die eigene Enkelin hatte ihr ein Ultimatum gestellt. Wenn sie das Haus morgen früh nicht verlassen hatte, würde auch sie sterben.
    Vorstellen konnte sich Erica das nicht. Deshalb schüttelte sie den Kopf.
    Dann griff sie zur Ginflasche. Sie goß von der hellen Flüssigkeit in das Wasserglas und füllte es zu einem Drittel. Seit ihr Mann nicht mehr lebte, griff Erica des öfteren zur Flasche, um ihren seelischen Schmerz zu betäuben.
    Die Libelle hockte noch immer im Vorhang und krallte sich dort fest. Hin und wieder gab sie ein Geräusch ab, um das sich die Frau nicht kümmerte.
    Sie hob das Glas an, setzte es kurz an ihre Lippen und leerte es mit einem langen Zug…
    »Mein Gott, das ist sie! Ich erkenne sie genau!« Der Pfarrer stieß die Worte ächzend hervor und schlug dabei mehrere Kreuzzeichen. »Das ist Susan. Sie ist wieder da.«
    Auch wir sahen die Gestalt auf dem Dach des Leichenhauses, doch Suko und ich blieben cool, während Phil und sein Bruder die Flucht ergriffen hatten.
    »Susan!« rief der Geistliche. »Susan, ich…«
    »Neiiinnn!« kreischte sie dazwischen. »Ich bin nicht Susan. Nicht mehr, du Pfaffe! Ich heiße anders. Ich bin Jezebel, die Todesbotin. Habt ihr gehört? Jezebel. Merkt euch diesen Namen, denn ich werde mich schrecklich an Euston und seinen Einwohnern rächen. Ich habe die Schmach nicht vergessen, die mir angetan worden ist. Zehn Jahre sind eine lange Zeit, aber es ist nicht zu lange, das will ich euch sagen. Ich habe gewonnen.«
    Das drückte sie auch in ihrer Haltung aus, wie wir sehr deutlich erkannten.
    Sie hockte auf dem First wie die große Siegerin, die nichts erschüttern konnte, erst recht keine Menschen, denn sie wußte, daß sie nicht allein war und zahlreiche Helfer auf ihrer Seite standen. Nicht nur die Spinnen, auch andere Insekten, Libellen, Mücken, Fliegen, Ameisen, Hornissen, Wespen oder Bienen. Zumeist mutierte Geschöpfte und darauf programmiert, Menschen anzufallen.
    Ein Kind war sie beileibe nicht mehr. Die Helligkeit reichte aus, um sie erkennen zu lassen. Eine Frau mit einem schlanken, geschmeidigen Körper, über dem sie ein dünnes, stellenweise durchsichtiges Gewand trug. Die Arme waren durch einen Panzer geschützt, der auch von einem Insekt hätte stammen können. Auf dem Kopf saß so etwas wie eine Kappe. Sie verdeckte den Großteil ihrer schwarzen Haare.
    Suko stieß mich an. »Ich denke, es ist Zeit, daß wir etwas unternehmen, Alter.«
    »Schießen?«
    »Es wäre einen Versuch wert!«
    »Gut.«
    Wir griffen zu den Berettas. Nicht sehr schnell, sondern so, daß Jezebel kaum Verdacht schöpfen konnte, aber sie war trotzdem schneller als wir, denn sie spürte, daß wir uns nicht von ihr beeindrucken ließen. Plötzlich kippte sie nach hinten weg. Es

Weitere Kostenlose Bücher