JFK -Staatsstreich in Amerika
würden, wo sie aber nicht gezeigt
wurden. Als er nach dem Prozess die Fotos zurückverlangte, erhielt er nur 18
Abzüge, keine Negative und die Auskunft, die anderen Bilder müssten für 20
Jahre unter Verschluss bleiben. Und als er sie nach dieser Frist 1988 erneut
zurückverlangte, behauptete das LAPD, sie seien verbrannt worden. Er reichte
eine Klage ein, die sechs Jahre lang hinausgezögert wurde. Dann, kurz vor dem
anberaumten Gerichtstermin, entdeckte die Polizei die Fotos angeblich wieder
und händigte sie dem Kläger aus – es waren allerdings nur die Fotos aus dem
Ballsaal, nicht die entscheidenden aus der Küche. Schließlich kam es 1996 dann
doch zu einem Gerichtsverfahren. Nun behauptete der Anwalt des LAPD, die Fotos
seien im Archiv in Sacramento gefunden worden und würden jetzt per Kurier zum
Gericht gebracht. Am folgenden Tag traf der Kurier ein, ohne die Fotos, denn
angeblich war ihm kurz zuvor die Tasche mit den Bildern aus dem Auto entwendet
worden. Scott Enyart wurden 450 000 Dollar Schadensersatz zugesprochen – der
»Zapruder-Film« des RFK-Mords ist bis heute verschwunden.
Dies ist nur eine ebenso
bezeichnende wie haarsträubende Episode über die Ermittlungen und den Umgang
mit Beweismitteln in diesem Fall – etliche andere haben Forscher und Autoren
vom ersten Tag an bis heute zusammengetragen. 5 Und die von den Ermittlern übersehenen oder auch willentlich übergangenen
Fakten zeigen überdeutlich, dass auch Robert F. Kennedy nicht zum Opfer eines
verwirrten Einzelschützen wurde.
Zeugen wie der Polizist, der nach
der Tat als Erster vor dem Hotel eintraf, und das konsternierte Ehepaar, das
ihm aufgeregt von einer Frau in einem weißen, blau gepunkteten Kleid und einem
Mann berichtete, die eine Minute zuvor lachend die Treppe hinunter gelaufen
seien und begeistert: »Wir haben ihn erschossen! Wir haben ihn erschossen!«
gerufen und auf ihre Frage, wer erschossen worden sei, strahlend: »Kennedy!«
geantwortet hätten, sowie weitere Zeugen, die dieses Paar am Abend im Hotel und
zusammen mit Sirhan gesehen hatten, wurden im Prozess nicht gehört oder schon
bei den Polizeiverhören so unter Druck gesetzt, dass sie ihre Aussage
relativierten oder zurückzogen. Dass die Frau in dem auffälligen Kleid von so
vielen Zeugen gesehen worden war, begründete die Ermittlungskommission vor
Gericht mit einer Verwechslung. Eine junge TV-Praktikantin habe ebenfalls ein
gepunktetes Kleid getragen. Doch deren Kleid war gelb mit roten Punkten, und
sie ging wegen einer Beinverletzung an einer Krücke, was keinem der Zeugen
aufgefallen war. Der ballistische Experte der Kommission präsentierte ein
Gutachten der drei Projektile, die Kennedy angeblich getroffen hatten, wobei
sich später herausstellte, dass diese nicht aus Sirhans Waffe stammten – was
bei einer neuerlichen Anhörung 1975 als eine einfache Verwechslung falsch
beschrifteter Couverts dargestellt wurde.
Der hinter Kennedy stehende Wachmann
Thane Eugene Cesar, den Zeugen mit gezogener Waffe hinter dem niedergestreckten
Senator gesehen hatten, wurde weder verhört noch wurde seine Waffe
beschlagnahmt und ballistisch untersucht. Sie hatte dasselbe Kaliber wie die
Waffe Sirhans, doch drei Jahre später behauptete Cesar, er habe sie schon vor
dem Attentat verkauft. Ein privater Ermittler fand jedoch den Käufer und die
Quittung des Verkaufs, datiert auf den September 1968, drei Monate nach den
Schüssen. Cesar war erst zwei Tage zuvor vom Ambassador-Hotel über die der
Sicherheitsfirma Ace Guard Security engagiert worden und hatte davor für die
Flugzeug- und Rüstungskonzerne Lockheed und Hughes Aircraft gearbeitet (was er
später auch wieder tat) – mit höchster Sicherheitsstufe des
Verteidigungsministeriums. Wie Lisa Pease gezeigt hat, waren die Beamten der
zur Aufklärung des Mordes eingesetzten Ermittlungskommission überwiegend
Mitglieder der verschiedenen Militärgeheimdienste oder standen in enger
Verbindung mit der CIA. 6 Mike Ruppert, der 1969 in das LAPD eintrat und seinen Job 1990 verlor, als er
aufdeckte, dass seine Vorgesetzen den von der CIA betriebenen Drogenhandel
vertuschten, fand beim Studium der Akten 1998 heraus, dass dies dieselben
LAPD-Oberen waren, die seinerzeit die RFK-Ermittlungen geführt (bzw. sabotiert)
hatten. 7
Wie wir schon im Mordfall JFK
gesehen haben, waren die Militärgeheimdienste auch hier in die Bearbeitung
wichtiger Zeugen involviert. Der Journalist und Augenzeuge Don Schulman, der
unmittelbar nach den
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