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Jhereg

Jhereg

Titel: Jhereg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steven Brust
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der zufällig vorbeigekommen war und ein bißchen Fleisch in der Gegend herumliegen sah, dann konnte ich Schwierigkeiten bekommen. Ich hatte ein paar Kräuter dabei, die vielleicht verhindern konnten, daß ich am Jhereggift zugrunde ging – vielleicht aber auch nicht.
    »Mutter«, dachte ich zurück, so deutlich ich konnte, »ich möchte eines deiner Eier.«
    Es hat mich weder angegriffen noch konnte ich Überraschung oder Empörung über meinen Vorschlag empfangen. Gut. Also hatte meine Anrufung sie hierher geholt, und sie schien einem kleinen Geschäft gegenüber zumindest nicht abgeneigt. Ich bekämpfte die in mir aufsteigende Erregung. Statt dessen konzentrierte ich mich auf das Jheregweibchen vor mir. Was jetzt kam, war beinahe ein eigenes Ritual, aber nur beinahe. Alles hing davon ab, was es von mir hielt.
    »Was«, fragte sie, »bietest du ihm?«
    »Ich biete ihm ein langes Leben«, antwortete ich. »Und frisches rotes Fleisch, ohne daß es darum kämpfen muß, und ich biete ihm meine Freundschaft.«
    Das Tier überlegte eine Weile und sagte dann: »Und was erbittest du von ihm?«
    »Ich erbitte Hilfe bei meinen Unternehmungen, soweit sie in seiner Macht liegt. Ich erbitte seine Weisheit, und ich erbitte seine Freundschaft.«
    Danach geschah einen Moment lang nichts. Sie hockte da, über den Knochenresten des Teckla, und musterte mich. Dann sprach sie: »Ich komme näher.«
    Das Jheregweibchen kam auf mich zu. Die Krallen waren lang und scharf, aber eher zum Rennen als zum Kämpfen gedacht. Nach einer reichen Mahlzeit wiegt ein Jhereg oft zu viel, als daß er sich in die Lüfte erheben kann, deshalb muß er weglaufen, um seinen Feinden zu entkommen.
    Sie stand vor mir und sah mir tief in die Augen. Es war seltsam, in diesen kleinen, glänzenden Schlangenaugen Intelligenz zu erkennen und sich beinahe menschlich mit einem Tier zu unterhalten, dessen Gehirn nicht größer ist als einer meiner Fingerknöchel. Irgendwie kam mir das unnatürlich vor – was es ja auch war, aber das habe ich erst einige Zeit später erfahren.
    Nach einer Weile ›sprach‹ das Jheregweibchen wieder.
    »Warte hier«, sagte sie. Dann drehte sie sich um, spreizte ihre Fledermausflügel, lief ein, zwei Schritte und hob ab. Und ich war wieder allein.
    Allein …
    Was mein Vater wohl sagen würde, überlegte ich, wenn er noch am Leben wäre. Natürlich würde es ihm überhaupt nicht passen. Die Hexenkunst war ihm zu ›östlich‹, und er war zu sehr damit beschäftigt, ein Dragaeraner zu werden.
    Mein Vater ist gestorben, als ich vierzehn war. Meine Mutter habe ich nicht gekannt, aber hin und wieder brummelte mein Vater etwas über die ›Hexe‹, die er geheiratet hatte. Kurz vor seinem Tod verschleuderte er das ganze Geld, das er in vierzig Jahren mit seiner Schenke verdient hatte, um noch dragaeranischer zu werden – er erwarb einen Titel. Damit wurden wir Bürger und waren plötzlich mit dem Gestirn des Imperiums verbunden. Durch diese Verbindung war es uns gestattet, Zauberkräfte anzuwenden, was mein Vater auch unterstützte. Er tat eine Zauberin der Linken Hand des Jhereg auf, die bereit war, mich zu unterrichten, und er verbot mir, die Hexenkunst zu erlernen. Außerdem fand er einen Schwertkämpfer, der mir den dragaeranischen Kampfstil beibrachte. Östliches Fechten hat mein Vater mir verboten.
    Aber da gab es ja noch meinen Großvater. Eines Tages erzählte ich ihm, daß ich, auch wenn ich ganz ausgewachsen wäre, zu klein und zu schwach sein würde, um als Schwertkämpfer, so wie man es mich lehrte, erfolgreich zu sein, und daß ich Zauberei langweilig fand. Er hat meinen Vater deswegen nie kritisiert, aber er fing an, mir Fechten und die Hexenkunst beizubringen.
    Als mein Vater starb, war er froh, daß meine Zauberfähigkeiten ausreichten, um Teleports zu machen; er hatte keine Ahnung, daß mir davon schlecht wurde. Er hatte auch keine Ahnung, wie oft ich mit Hexerei die Wunden behandelte, die mir irgendwelche Dragaeranerschweine zufügten, wenn sie mich alleine auf der Straße trafen und mir zeigen wollten, was sie von einem anmaßenden Kerl aus dem Ostreich hielten. Und ganz bestimmt hatte er nicht die geringste Ahnung, daß Kiera mich gelehrt hatte, wie man sich leise fortbewegt, durch die Menge läuft, als wäre man gar nicht da. Diese Fähigkeiten habe ich natürlich eingesetzt. Nachts bin ich mit einem großen Knüppel rausgegangen und hab mir einen meiner Peiniger alleine geschnappt und ihm ein paar Knochen

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