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Jhereg

Jhereg

Titel: Jhereg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steven Brust
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Als ich wieder sicher auf den Beinen stand, streckte sie mir eine Hand entgegen. Darin lag ein kleiner, blauer Kristall. Ich nahm ihn an mich und verspürte eine sachte pochende Wärme. Ein Schauer durchlief mich.
    Da sprach sie zum erstenmal. »Ein bißchen Straß für deine Frau«, meinte sie. »Wenn du willst, erzähl ihr, wie du daran gekommen bist; sie wird dir sowieso nicht glauben.«
    Ich sah mich um. Der Raum war leer. Wenig überraschend. Niemand mit ein bißchen Grips kommt gerne einer unkontrollierten Masse purem Chaos zu nahe.
    »Wie – wie hast du das gemacht?« fragte ich sie.
    Sie schüttelte den Kopf.
    »Lern du erstmal fünfzig oder hundert Jahre«, sagte sie.
    »Dann lauf in das große Meer des Chaos und freunde dich mit ihm an – nachdem du dir sicher bist, daß du e’Kieron-Gene hast. Wenn du das alles hinter dir hast, dann kannst du vielleicht, wenn es unbedingt sein muß, das riskieren, was du hier getan hast.«
    Sie verstummte einen Moment lang, dann sagte sie: »Das war wirklich ganz unglaublich dämlich, weißt du?«
    Mir war in dem Augenblick irgendwie nicht nach einer Antwort. Allerdings war ich schon fast wieder ich selbst. Ich streckte mich und sagte: »Wir hauen besser ab, bevor die Wachen hier aufkreuzen.«
    Aliera zuckte die Achseln und wollte eine abfällige Geste machen und etwas sagen, als Loiosh plötzlich »Wachen, Boß!« sagte und ich das Geräusch von aufstampfenden Füßen hörte. Gerade richtig.
    Sie waren zu dritt, hatten den grimmigen, offiziellen Gesichtsausdruck und breite Schwerter in der Hand. Sie starrten mich an, anscheinend bemerkten sie Aliera gar nicht. Das konnte ich ihnen aber auch nicht verübeln. Sie erfahren von einer gewaltigen Sauerei in der Bar eines Jhereg, kommen rein und sehen einen Ostländer in den Farben des Hauses Jhereg. Was sollen sie davon schon halten?
    Jedenfalls waren drei Waffen auf mich gerichtet. Ich stand völlig still. Wie ich sie so ansah, rechnete ich mir gute Chancen aus, mich hier rauszukämpfen, weil Loiosh da war und diese Trottel für gewöhnlich nicht viel Ahnung von Wurf- oder Giftwaffen aller Art haben. Getan habe ich natürlich nichts. Selbst, wenn ich in Topform gewesen wäre und mir nur einer gegenübergestanden hätte, ich hätte ihn nicht angerührt. Man bringt keine Imperialen Wachen um. Nie. Man kann sie bestechen, anflehen, auf sie einreden; auf keinen Fall kämpft man gegen sie. Wenn doch, gibt es zwei mögliche Resultate: Entweder man verliert, das heißt man ist tot; oder man gewinnt, das heißt man ist tot.
    Dieses Mal jedoch hatte ich keinen Grund zur Sorge, wie sich herausstellte. Hinter mir ertönte Alieras Stimme: »Laßt uns allein!«
    Eine Wache wandte ihr seine Aufmerksamkeit zu, anscheinend zum erstenmal. Er zog die Brauen hoch, weil er sie als Dragonlord erkannte und nicht wußte, was er von der ganzen Sache zu halten hatte. Mein Mitgefühl für den armen Kerl kannte keine Grenzen.
    »Wer seid Ihr?« fragte er und näherte sich ihr, wobei er sein Schwert höflich in eine andere Richtung hielt.
    Aliera warf ihren Umhang zurück und legte eine Hand auf den Griff von Wegfinder. Sie mußten gespürt haben, was da vor ihnen stand, denn sie schienen sich alle ein wenig zu krümmen. Und sie wußten genausogut wie ich, daß es ein gewaltiger Unterschied war, ob eine Imperiale Wache von einem Jhereg getötet wurde, oder ob Dragon untereinander kämpften.
    »Ich«, verkündete sie, »bin Aliera e’Kieron. Dieser Jhereg gehört mir. Ihr könnt gehen.«
    Die Wache schaute nervös drein, leckte sich über die Lippen und drehte sich zu den anderen um. Soweit ich sehen konnte, behielten die ihre Meinungen für sich. Er wandte sich wieder Aliera zu und sah sie eine Zeitlang an. Dann verneigte er sich und drehte sich ohne ein Wort um. Seine Kollegen liefen hinter ihm her. Ich war sehr neugierig, was sie wohl in ihre Berichte schreiben würden.
    Aliera fragte mich: »Was hat dich getroffen?«
    »Eine vollständige externe Fesselung, soweit ich weiß. Meine Ohren haben sie nicht gekriegt, oder mein Herz oder die Lungen, aber sonst so ziemlich alles.«
    Sie nickte. Da fiel mir plötzlich wieder ein, was wir hier eigentlich gewollt hatten.
    »Die Zauberin! Hast du sie erwischt?«
    Sie lächelte, nickte und tätschelte den Griff von Wegfinder.
    Wieder durchlief mich ein Schauer. »Mußtest du sie zerstören?«
    Sie verneinte. »Du vergißt, Vlad – dies ist eine Große Waffe. Ihr Körper ist drüben im Schwarzen Schloß, und

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