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Jhereg

Jhereg

Titel: Jhereg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steven Brust
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Morganti war. Die Empfindungskraft der Klinge hallte in meinem Kopf wider und ließ mich erschauern.
    Das Messer war groß, geschliffen und spitz. Es hatte zwei Schneiden, da es auch auf der Rückseite ein paar Zentimeter weit geschliffen war. Insgesamt war die Klinge wohl zwanzig Zentimeter lang, und dort, wo die Rückseite geschärft war, befand sich eine fiese kleine Welle. Die Waffe eines Messerstechers. Der Griff war ebenfalls groß, aber schlicht. Für meine Größe war das Ding ein winziges bißchen unhandlich, es war ja auch für einen Dragaeraner gefertigt worden.
    Ich steckte den Dolch wieder weg und hängte ihn links an meinen Gürtel. Dort hing er kurz vor dem Schwert, so daß ich ihn mit der Rechten ziehen konnte. Das probierte ich ein paarmal aus, damit ich sichergehen konnte, daß er nicht mit meinem Schwert ins Gehege kam. Dann sah ich Aliera an und gab ihr ein Zeichen, daß ich soweit war. »Fentor«, sagte ich, »wenn es dir besser geht, nimm Kontakt zu Uliron auf, er soll dich zurückholen. Du bist vorerst von deinen Pflichten entbunden.«
    Er brachte ein Nicken zustande, und ich verspürte das Ziehen in den Eingeweiden, das einen Teleport begleitet.
     
     
    Hier einige nützliche Hinweise bezüglich Auftragsmorden und ähnlichen Aktivitäten: Laß dich niemals teleportieren, denn wenn du am Tatort ankommst, wird dein Magen durcheinandergewirbelt sein. Dies sollte insbesondere dann vermieden werden, wenn man keine Ahnung hat, wo genau man landen wird. Sollte es trotzdem dazu kommen, so ist sicherzustellen, daß man zumindest nicht zur Happy Hour in einer überfüllten Kneipe landet und nicht genau weiß, wo das Opfer sich befindet. Gelingt auch das nicht, können die Anwesenden reagieren, bevor man seinen ersten Zug gemacht hat. Keinesfalls sollte man jedoch an einem Ort landen, wo das Opfer von Zauberinnen umgeben an einem Tisch sitzt.
    Wenn man nun, aus welchem Grund auch immer, sämtliche der oben genannten Regeln verletzen muß, so sollte man wenigstens versuchen, einen hochgradig wütenden Dragonlord mit einer Großen Waffe bei sich zu haben. Glücklicherweise mußte ich aber keinen Auftragsmord durchführen. Jedenfalls nicht ganz.
    Aliera blickte in eine Richtung, ich in die andere. Ich entdeckte sie zuerst, jedoch erst nachdem ich jemanden rufen hörte und sehen mußte, wie verschiedene Leute plötzlich in erregte Geschäftigkeit verfielen. Wenn das hier ein typischer Laden eines Jhereg war, dann konnten bis zu einem halben Dutzend Gäste hier sein, die regelmäßig Leibwächter mitbrachten. Und davon würden zumindest einige mich wiedererkennen und folglich wissen, daß sich nun ein Auftragsmörder unter ihnen befand.
    »Runter, Boß!«
    Ich ging in die Knie, dabei sah ich den Tisch, und das für meinen Kopf bestimmte Messer zischte an mir vorbei. Jemand, eine Frau, zeigte mit dem Finger auf mich. Bannbrecher fiel mir in die Hände, und ich riß ihn hoch. Das mußte es abgewehrt haben, was immer es auch gewesen war, das sie auf mich geworfen hatte; es hatte mich nicht zerfetzt oder gelähmt oder sonstwas.
    Da wurde mir klar, daß wir ein Problem hatten. Ich hatte die Runde am Tisch erkannt, weil dort eine Menge Gestalten saßen, von denen ich wußte, daß sie der Linken Hand angehörten, und weil sie auf mein plötzliches Erscheinen reagiert hatten. Eine von ihnen mußte also begriffen haben, was ich hier wollte (bestätigt von der Gegenwart Alieras), und dementsprechend gehandelt haben. Ich konnte bequem alle außer ihr töten. Aber welche von ihnen war es? Nur vom Aussehen her konnte ich das nicht sagen. Mittlerweile waren sie alle aufgestanden, bereit, uns zu zerstören. Jetzt war ich doch so gelähmt, als hätte eine von ihnen mich verzaubert.
    Aliera aber nicht. Sie mußte Wegfinder gefragt haben, wer die Richtige war, sobald sie den Tisch bemerkt hatte – nur den Bruchteil einer Sekunde nach mir. Anscheinend hatte sie keine Lust gehabt, es mir mitzuteilen. Sie sprang an mir vorbei, und Wegfinder fuchtelte wild herum. Da bemerkte ich einen weiteren Zauber, der auf mich geworfen wurde, und wieder konnte ich ihn mit Bannbrecher abwehren.
    Aliera hielt die linke Hand ausgestreckt. Vielfarbiges Licht zuckte hervor. Wegfinder berührte den Kopf einer Zauberin mit hellbraunen Locken, die eigentlich ganz hübsch war, abgesehen von ihrem Gesichtsausdruck und der Delle in der Stirn.
    Ich übertönte das Gekreisch und schrie, während ich mich in der Hoffnung, ein möglichst schwer zu

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