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Jhereg

Jhereg

Titel: Jhereg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steven Brust
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sich um.
    »Was ist passiert?« fragte er.
    »Man hat dich reingelegt«, antwortete ich.
    Er wirkte verblüfft und schüttelte den Kopf. Dann streckte er einen Arm aus, und ich half ihm auf die Beine. Nachdem er uns alle angesehen hatte, blieben seine Blicke auf der Zauberin ruhen, die noch immer leise vor sich hin schluchzte.
    Einen Moment lang blickte er abwechselnd mich und Aliera an, dann fragte er: »Wer ist die da?«
    »Linke Hand«, erklärte ich. »Sie wurde, wie ich annehme, von demjenigen geholt, der den Auftrag an dir ausführen ließ. Sie sollte sicherstellen, daß man dich nicht wiederbeleben kann. Das hat sie auch. Aber natürlich kann der, der den Zauberspruch auferlegt, ihn auch wieder von dir nehmen, und wir haben sie überzeugt, das zu tun.«
    Er betrachtete sie nachdenklich. »Dann ist sie wohl ziemlich gut, hm?«
    »Gut genug«, sagte Aliera.
    »Dann«, sagte Morrolan, »vermute ich, daß sie noch mehr getan hat. Irgend jemand hat mich erwischt, sofort als ich in dieses – Loch …«
    »… Lagerhaus«, half ich.
    »… dieses Lagerhaus kam. Diesem Jemand ist es gelungen, sämtliche meiner Abwehrzauber zu entkräften. Könnten Sie das gewesen sein, meine Dame?«
    Sie sah bleich zu ihm herüber, antwortete aber nicht.
    »Muß wohl«, meinte ich. »Warum sollte man zwei Zauberinnen anheuern, wenn eine ausreicht?«
    Er nickte.
    Ich hob den Dolch vom Boden auf, steckte ihn in seine Hülle und übergab ihn Morrolan. Er sammelte Morgantiwaffen, und diese hier wollte ich nie wieder zu Gesicht bekommen. Er sah sie an und nickte. Das Messer verschwand in seinem Umhang.
    »Verschwinden wir hier«, sagte ich.
    Wir gingen zum Ausgang. Aliera sah mich an und konnte den Abscheu nicht völlig aus ihrem Blick halten. Ich wich ihr aus.
    »Was ist mit ihr ?« fragte ich Morrolan. »Wir haben ihr ihre Seele zugesichert, wenn sie uns hilft, aber darüber hinaus haben wir ihr nichts versprochen.«
    Er nickte, drehte sich zu ihr um und zog einen blanken Stahldolch aus dem Gürtel.
    Wir anderen gingen hinaus; keiner von uns war scharf darauf, das Ende dieser Angelegenheit mit anzusehen.

 
     
»EIN YENDIBISS KANN NIEMALS RICHTIG GEHEILT WERDEN«
     
     
    Als wir zur Bibliothek kamen, hatte Morrolan uns eingeholt, und sein Dolch steckte wieder im Gürtel. Ich unternahm einen Versuch, den ganzen Zwischenfall aus dem Kopf zu kriegen. Natürlich gelang es mir nicht.
    Tatsächlich – und jetzt kommt was Witziges, falls jemandem gerade zum Lachen zumute ist – hatte ich bis zu jenem Zeitpunkt einundvierzig Auftragsmorde erledigt, und nicht einer davon hatte mich belastet. Und zwar kein bißchen. Aber dieses Mal, wo ich der Hexe nicht einmal weh getan hatte, belastete es mich dermaßen, daß ich noch Jahre später nachts aufwachte und ihr Gesicht vor mir sah. Nun kann es sein, daß sie mich mit einer Art Fluch belegt hatte, aber das bezweifle ich. Es war einfach so, daß, ach, Scheiße. Ich will nicht darüber reden.
    Als wir ankamen, war Fentor in der Bibliothek. Er brach fast zusammen, als er Morrolan erblickte. Mit gesenktem Kopf rannte er ihm entgegen und fiel vor ihm auf die Knie. Ich dachte schon, mir würde wieder schlecht werden, aber Morrolan zeigte mehr Verständnis.
    »Steh auf«, sagte er ruppig. »Dann setz dich hin und erzähl uns alles.«
    Fentor nickte und stand auf. Morrolan führte ihn zu einem Stuhl und goß ihm ein Glas Wein ein. Durstig trank er, ohne den Jahrgang entsprechend zu würdigen, während wir uns ebenfalls setzten und uns Wein einschenkten. Danach konnte er sprechen.
    »Das war heute morgen, Mylord, als ich eine Nachricht erhielt.«
    »Wie?« unterbrach Morrolan.
    »Psionisch.«
    »In Ordnung, weiter.«
    »Er gab sich als Jhereg zu erkennen und sagte, er hätte mir Informationen zu verkaufen.«
    »Ach ja? Was für Informationen denn?«
    »Einen Namen, Mylord. Er sagte, jemand würde einen Anschlag auf Mellar versuchen, der ja einer unserer Gäste ist, und daß es dem Mörder gleichgültig wäre, daß er hier ist.« Fentor zuckte entschuldigend mit den Schultern, als wäre ihm das mangelnde Beurteilungsvermögen seiner Kontaktperson peinlich. »Er hat behauptet, der Mörder wäre gut genug, um unsere Sicherheitssysteme zu überwinden.«
    Morrolan sah mich an und hob die Augenbrauen. Ich war für das Sicherheitssystem verantwortlich, sagte er damit in seiner unmißverständlichen Art. Konnte es denn überwunden werden?
    »Man kann jeden umbringen«, sagte ich ihm trocken.
    Er gestattete

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