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Jim Knopf und die Wilde 13

Jim Knopf und die Wilde 13

Titel: Jim Knopf und die Wilde 13 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Ende
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beibehielten, auch ohne daß jemand sie lenkte.
    „Ihr werdet euch vielleicht wundern“,
begann die Meerprinzessin, „daß in unserem ganzen Ozean niemand vorhanden ist,
der das Meerleuchten ganz machen kann.“
    „Ja, wie kommt denn das?“ fragte Lukas.
„Früher müßt ihr doch wohl einen Fachmann für solche Sachen gehabt haben?“
    „Ja, wir hatten einen“, seufzte die
Prinzessin Sursulapitschi. „Bedenkt doch, was alles in Ordnung gehalten werden
muß: All die Leuchtfische in der Tiefsee, die Glühblumen, die Glimmerfelsen,
die das Meer dort unten erleuchten müssen, wo nie ein Sonnenstrahl
hinunterdringt. Aber leider ist unser Fachmann zur Zeit nicht da. Übrigens, er
heißt Uschaurischuum. Kennt ihr ihn vielleicht zufällig?“
    „Leider nein“, sagte Lukas.
    „Ach, er ist ein reizender Schildnöck“,
versicherte das Meermädchen träumerisch, „er ist ungefähr in meinem Alter, so
um die zehntausend Jahre herum.“
    „Was Sie nicht sagen, kleine Dame“,
meinte Lukas, „so jung noch?“
    „Ja“, erwiderte die Seeprinzessin, „und
er ist unglaublich gescheit.“
    „Bitte“, ließ sich jetzt Jim vernehmen,
„was is’ ein Schildnöck?“
    „Das wißt ihr nicht?“ rief die
Seejungfrau ganz verwundert. „Ein Schildnöck, das ist ein Nöck mit einem Schild
auf dem Rücken, so wie eine Schildkröte eine Art Kröte mit einem Schild auf dem
Rücken ist. Und Nöck, das ist bei uns der Name für einen Wassermann. Er sieht
so ähnlich aus wie ich, nur daß er keinen Fischschwanz hat, sondern dafür einen
Schild, versteht ihr?“
    „Das ist aber bestimmt sehr anziehend“,
meinte Lukas freundlich.
    „Nicht wahr?“ lispelte das Meermädchen
beglückt und lächelte.
    „Das finde ich auch. Es sieht so
elegant aus. Und daß er so gescheit ist, das kommt, glaube ich, von seiner Verwandtschaft.
Schildkröten sind ja auch so sehr weise Tiere.“
    „Wo steckt er denn jetzt?“ erkundigte
sich Lukas.
    „Ja, seht ihr“, seufzte die Seejungfrau
niedergeschlagen, „das ist eben die traurige Geschichte. Eigentlich ist mein
Papa daran schuld. Uschaurischuum ist nämlich mein Bräutigam, und mein Vater
hat ihm eine Aufgabe gestellt, die er lösen soll. Und wenn Uschaurischuum sie
lösen kann, hat mein Vater gesagt, dann dürfen wir uns heiraten. Aber die
Aufgabe ist so furchtbar schwer, daß ich fürchte, es gibt auf der ganzen Welt
überhaupt niemanden, der sie lösen kann. Mein Bräutigam hat beim Abschied zu
mir gesagt, so in zweihundert oder dreihundert Jahren würde er spätestens
wiederkommen, aber nun ist er schon vierhundert Jahre weg. Ich habe nicht
einmal einen Brief von ihm bekommen, und vielleicht lebt er auch schon längst
nicht mehr.“
    Hier brach die Meerprinzessin in Tränen
aus und schluchzte ganz herzzerbrechend. Und wenn eine Seejungfrau weint, dann
vergießt sie nicht nur ein paar kleine Tränen wie ein Menschenmädchen, das
könnt ihr euch wohl vorstellen. Sie ist ja sozusagen ein ganz und gar wäßriges
Geschöpf. Und so liefen der kleinen Sursulapitschi richtige Bäche aus den
Augen. Es spritzte nur so, beinahe als ob man einen Schwamm ausdrückt. Die
beiden Freunde waren ganz bestürzt über soviel Kummer, und Lukas meinte
begütigend:
    „Er wird schon wiederkommen, kleine
Dame. Aber was ist denn das für eine schwere Aufgabe, die König Lormoral ihm
gestellt hat?“
    „Mein Bräutigam soll das ,Kristall der
Ewigkeit’ machen“, erklärte die Seejungfrau und schluckte.
    „Das was?“ fragte Jim.
    „Das ,Kristall der Ewigkeit’“,
wiederholte Sursulapitschi, „das ist ein ganz besonderes Glas, das niemals
entzwei geht. Man kann es schmieden und hämmern wie Metall, aber nichts kann es
zerstören. Dabei ist es klar und durchsichtig wie das reinste Wasser. Habt ihr
die Krone auf dem Haupt meines Vaters gesehen? Sie ist aus diesem ,Kristall der
Ewigkeit’ und besteht schon, seit es Meerbewohner gibt. Sie ist vor
unausdenkbar langer Zeit von einem großen Meereskünstler gemacht worden und ist
heute noch ebenso schön und makellos wie damals.“
    „Ach“, sagte Jim, und seine Augen
wurden ganz rund vor Staunen, „aus was wird denn das Glas gemacht?“
    „Wer das Geheimnis kennt“, antwortete
die Seejungfrau, „kann jedes Metall, Eisen, Blei oder Silber oder irgendein
anderes, in Kristall der Ewigkeit’ verwandeln. Aber es gibt immer nur ein
Wesen, das dieses Geheimnis kennt. Und erst wenn das Wesen stirbt, ernennt es
einen Nachfolger und sagt ihm ins

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