Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Jim Knopf und die Wilde 13

Jim Knopf und die Wilde 13

Titel: Jim Knopf und die Wilde 13 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Ende
Vom Netzwerk:
Nachthimmel ab.
    Sie fuhren erst ein paarmal um die
Klippen herum, bis sie eine flache Stelle fanden, wo sie mit den Lokomotiven
landen konnten.

     
    Als sie Emma und Molly aufs Trockene
geschoben hatten, halfen sie zunächst einmal der Meerprinzessin, die sechs Seeschimmel
auszuspannen, damit sich die Tiere nach der großen Anstrengung ein wenig frei
im Meer tummeln und vielleicht auch etwas zu fressen suchen konnten.
    Während die Meerprinzessin es sich im
seichten Wasser am Rand der Klippen bequem machte, zündete Lukas sich erst
einmal seine Pfeife wieder an, blies ein paar dicke Wolken und sagte dann zu
Jim: „So, mein Junge, jetzt werden wir uns diese Beleuchtungsanlage mal
gründlich ansehen.“
    „In Ordnung, Lukas!“ antwortete Jim.
    Sie holten aus der Lokomotive den Werkzeugkasten
und die große Taschenlampe, die ihnen schon auf der vorigen Fahrt so gute
Dienste geleistet hatte, und als sie alles hatten, rief Lukas der Meerjungfrau
zu: „Keine Angst, kleine Dame, wir sind bald wieder zurück!“ Und dann machten
sie sich auf den Weg.
     
     
     
     
     

SECHSTES KAPITEL
 
in dem die beiden Freunde das Geheimnis des ersten
Meerkönigs Gurumusch auffinden
     
    Eine ganze Weile stiegen Jim und Lukas
auf den schroffen, scharfkantigen Eisenfelsen herum und suchten. Wonach, das
wußten sie selbst nicht genau, aber sie hofften sehr, irgend etwas zu finden,
das ihnen weiterhalf.
    Jim kletterte auf die höchste Zinne der
Klippe und leuchtete mit der Taschenlampe umher.
    „He, Lukas!“ rief er plötzlich
gedämpft, „ich glaub’, ich hab was gefunden.“
    Lukas schwang sich zu Jim hinauf. Im
Schein der Taschenlampe war ein fünfeckiges Loch zu erkennen, das wie ein
Kanaleinstieg in den eisernen Felsen hinunterführte.
    Lukas untersuchte die Umgebung der
Öffnung sorgfältig.
    „Hier sind Zeichen eingeritzt“, stellte
er schließlich fest, „aber sie sind vollkommen verwittert und vom Rost
zerfressen.“
    Er nahm ein Blatt Sandpapier aus dem
Werkzeugkasten und begann, die Stellen vorsichtig abzureiben. Nach und nach
wurde die Schrift deutlicher. Zuerst erschienen zwei Blitzzeichen zu beiden Seiten
der Buchstaben.
    „Scheint sich um irgendeine Art von
Hochspannung zu handeln“, brummte Lukas, „vermutlich magnetische.“
    „Is’ das gefährlich?“ erkundigte sich
Jim.
    „Ich denke, das werden wir gleich
erfahren“, antwortete Lukas und rieb behutsam weiter.
    Schließlich war die ganze Inschrift gut
zu lesen:

    „Aha!“ sagte Lukas befriedigt. „Jetzt
kommen wir der Sache schon näher.“ Und er las Jim die Inschrift vor.
    „Meinst du“, fragte Jim besorgt, „wir
sollen den Werkzeugkasten lieber hier stehenlassen?“
    „Das meine ich“, antwortete Lukas,
„solche Inschriften stehen nicht zum Spaß da.“
    „Aber wie können wir denn dann den
Magnet reparieren ohne Werkzeug?“ wandte Jim ein.
    „Das müssen wir erst mal auskundschaften“,
sagte Lukas.
    „Und die Taschenlampe?“
    „Die werden wir auch hier lassen. Im
Werkzeugkasten müssen ein paar Kerzen liegen, die nehmen wir mit.“
    Dann legte Lukas noch sein
Taschenmesser und Jim seinen Gürtel, an dem eine eiserne Schnalle war, neben
den Werkzeugkasten. Und zuletzt zog Lukas sogar seine Stiefel aus, deren Sohlen
mit Nägeln beschlagen waren. Jim trug alte Segeltuchschuhe, deshalb konnte er
sie anlassen.
    „Wie tief geht’s da wohl runter?“
fragte Jim gedämpft.
    Lukas nahm eine kleine Schraube aus dem
Werkzeugkasten und warf sie in den Schacht. Es dauerte eine ganze Weile, bis
aus der Tiefe, kaum noch vernehmbar, das Geräusch des Aufpralls zu ihnen
empordrang. „Ganz schön tief“, brummte Lukas, die Pfeife zwischen den Zähnen.
Er zündete zwei Kerzen an, gab Jim eine davon, dann lehnten sie sich über den
Rand des Schachtes und leuchteten die Wände ab. Auf der einen Seite waren ein
paar ausgetretene Stufen zu erkennen, wie der Anfang einer Wendeltreppe. „Ich
werde mal runterklettern“, meinte Lukas.
    „Ich geh mit“, sagte Jim entschlossen.
    „Gut“, antwortete Lukas und begann in
den Schacht einzusteigen, „aber sei vorsichtig, Jim, daß du nicht ausrutschst!
Die Stufen sind glitschig.“
    In der einen Hand die brennende Kerze,
mit der freien Hand an der Wand des Schachtes entlang tastend, stiegen sie
vorsichtig Stufe um Stufe hinunter, immer im Kreise herum.
    Der Schacht schien endlos.
    Die Luft, die aus der Tiefe
heraufdrang, war dumpf und modrig. Die Wärme nahm merklich zu. Die Kerzen
flackerten unruhig.

Weitere Kostenlose Bücher