Jim Knopf und die Wilde 13
Dame.“
„Aber natürlich“, schwatzte die
Seejungfrau sofort wieder los, „ich werde gleich meine Seeschimmel rufen, und
dann bringe ich euch, wohin ihr möchtet, und wenn es dreimal rund um die Erde
wäre.“ Sie wollte sich unverzüglich auf die Suche nach ihren Walrössern machen,
aber Lukas rief sie zurück:
„Einen Moment, kleine Dame, die Sache
hat leider einen Haken. Unsere Lokomotiven sind nämlich nicht mehr von der
Stelle zu bewegen, weil der große Magnet sie jetzt anzieht. Und ohne unsere
Lokomotiven können wir nicht weg.“
„Ach du liebe Tiefsee“, sagte die
Wasserprinzessin, „das ist ja eine schöne Bescherung! Was machen wir denn da?“
„Tja“, knurrte Lukas, „das fragen wir
uns auch schon die ganze Zeit. Wir können die eisernen Klippen nur verlassen,
wenn wir die Magnetkraft wieder abstellen.“
„Aber dann geht ja das Meerleuchten
wieder aus!“ rief Prinzessin Sursulapitschi und wurde vor Schreck ganz
hellgrün.
„Das läßt sich nicht vermeiden“,
antwortete Lukas, „wenn wir nicht hier bleiben wollen.“
„Und das wollen wir nicht besonders
gern“, fügte Jim hinzu. „Natürlich“, meinte die Seejungfrau, „das kann man
schließlich gut verstehen. Was machen wir nur?“
„Es gäbe vielleicht einen Ausweg“,
sagte Lukas, nachdem er sich seine Pfeife angesteckt und eine Weile vor sich
hingepafft hatte. „Und der wäre?“ fragte Sursulapitschi hoffnungsvoll.
„Man müßte irgend jemand finden“,
erklärte Lukas nachdenklich, „der statt uns hierbleibt und der den Magneten erst
wieder anstellt, wenn wir weit genug entfernt sind.“
„Könnte ich das nicht machen?“ schlug
das Meermädchen vor. Die beiden Freunde mußten schmunzeln.
„Nein, kleine Dame“, antwortete Lukas.
„Dort unten, wo wir waren, ist es sehr heiß. Ich glaube kaum, daß Sie diese
Temperatur vertragen könnten.“
„Mein Bräutigam Uschaurischuum“, sagte
die Prinzessin wehmütig, „würde es vielleicht können. Er ist nicht so
empfindlich, weil er entfernt mit Schildkröten verwandt ist.“
„Möglich“, brummte Lukas, „aber er ist
ja werweißwo.“
„Ja, leider“, lispelte Prinzessin
Sursulapitschi und schluckte. „Aber“, warf Jim rasch ein, „gibt’s denn sonst im
ganzen Ozean gar niemand, der es machen könnte, wenn wir ihm zeigen, wie’s
geht?“
„Vielleicht schon“, meinte die
Seejungfrau zögernd, „ich könnte ja einmal herumfragen.“
„Schön“, sagte Lukas, „aber wie lange
würde das dauern?“
„Gar nicht lange“, versicherte
Sursulapitschi eifrig, „höchstens vielleicht so achtzig oder hundert Jahre.“
„Meine liebe kleine Dame“, antwortete
Lukas bedächtig, „so viel Zeit haben wir leider nicht. Aber ich wüßte einen
anderen Vorschlag: Jim und ich, wir stellen jetzt den Magneten erst einmal
wieder ab und fahren weiter. Ihr Meerleute könnt ja inzwischen jemand
Geeigneten suchen. Bis ihr ihn gefunden habt, sind wir bestimmt schon längst
wieder zu Hause. Dann könnt ihr uns dort Bescheid sagen und wir helfen euch.“
„Ihr wollt den Magnet sofort wieder
abstellen?“ fragte die Seeprinzessin bestürzt. „Aber gerade in dieser Nacht ist
doch große Festbeleuchtung vorgesehen. Im Palast meines Vaters ist jetzt ein
großer Ball, und ich wäre so gern noch ein bißchen hingeschwommen, um am Tanz
teilzunehmen. Könntet ihr nicht wenigstens bis morgen warten? Ach, bitte,
bitte!“
Lukas wechselte einen Blick mit Jim,
dann nickte er und sagte:
„Also gut, kleine Dame, wir warten bis
morgen. Wir sind sowieso zu müde und wollen uns lieber schlafen legen. Aber wir
können wirklich nur bis morgen warten, dann müssen wir weiterfahren. Erklären
Sie das bitte Ihrem Herrn Papa.“
„Das werde ich tun“, erwiderte die
Meerjungfrau erleichtert, „und wenn ihr irgendeinen Wunsch habt, wie gesagt,
dann merkt ihn euch. Mein Vater wird ihn euch bestimmt gern erfüllen. Und nun
habt einstweilen vielen, vielen Dank. Und auf Wiedersehen!“
„Auf Wiedersehen“, sagten Jim und Lukas
und winkten. Die Meerprinzessin rief die sechs weißen Walrösser zusammen, die
auch sofort herbeikamen. Die Zügel lagen noch auf den eisernen Felsen, wo die
Schimmel ausgespannt worden waren. „Das Zaumzeug lasse ich da, ich komme ja
bald zurück!“ rief Sursulapitschi. Damit schwang sie sich auf den Rücken eines
der Tiere, schnalzte mit der Zunge und brauste, gefolgt von den übrigen fünf,
davon, daß die Gischt spritzte.
„Na“, brummte Lukas,
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