Jim Knopf und die Wilde 13
wieder auf, „ich hab mir nichts getan. Aber da steckt ja eine unglaubliche
Kraft drin, in diesen zwei Magnetstücken!“
Und plötzlich schnippte er mit dem
Finger und rief: „Donnerwetter, Junge, weißt du überhaupt, was du entdeckt
hast? Nicht nur der ganze Riesenmagnet funktioniert, sondern es geht auch, wenn
man nur von jeder Seite ein Stück nimmt.“
„Ach“, sagte Jim erfreut, „und das hab
ich entdeckt?“
„Jawohl“, antwortete Lukas, „das müssen
wir sofort näher untersuchen.“
ZEHNTES KAPITEL
in dem Jim und Lukas das „Perpetumobil“ erfinden
Ehe sie jedoch an den nächsten Versuch
gingen, zog Lukas vorsichtshalber seine Stiefel aus. Damit sie nicht sofort
wieder angeflogen kämen, trug er sie, samt dem Werkzeugkasten und den anderen
Sachen, geschwind zu Emma hinunter und verstaute sie im Inneren des
Führerhäuschens. Der Tenderdeckel war jetzt wieder ganz leicht zu öffnen.
Emma und Molly schienen übrigens sehr
erleichtert, daß die unheimliche Kraft, durch die sie wie erstarrt gewesen
waren, endlich aufgehört hatte. Lukas untersuchte schnell, ob sie auch keinen
Schaden genommen hatten, und konnte beruhigt feststellen, daß alles in bester
Ordnung war.
Dann nahm er statt des Hammers einen
Schürhaken mit und kehrte zu Jim auf die höchste Zinne der Klippe zurück.
„So“, sagte er, „jetzt wollen wir
erforschen, wie stark unser Magnet ist.“ Jim nahm den einen Brocken, Lukas den
anderen, und dann hielten sie den Schürhaken als Verbindungsstück zwischen
beide. Sofort machte sich die Anziehungskraft bemerkbar, indem die wenigen
Eisenstücke, die herumlagen, emporsprangen und sich an die Magnetbrocken
hängten. Allerdings war das weiter nichts Besonderes, und man konnte daraus
nicht erkennen, wie stark dieser selbstgebaute Magnet eigentlich war.
„Wir brauchen größere Eisenstücke“,
meinte Lukas, „damit wir die Kraft unseres Magneten ausprobieren können.“
In diesem Augenblick ertönte von unten
das Rattern von Rädern und ein sonderbares Gepolter. Die beiden Freunde
wechselten einen überraschten Blick und traten an den Rand der Zinne, um
nachzusehen, was da unten los war.
Der Anblick verschlug den beiden
Forschem den Atem: Emma, die dicke, große Lokomotive, stand auf den
Hinterrädern, das Vorderteil hoch aufgerichtet, am Fuß der Zinne. Die kleine
Molly aber, die ja viel leichter war, kam, teils auf ihren Rädern fahrend,
teils auf der Nase rutschend oder auch sich überkugelnd, die senkrechte
Felsenwand herauf, auf die beiden Freunde zu. Je näher sie kam, desto schneller
ging die unfreiwillige Fahrt.
„Lukas!“ schrie Jim entsetzt. „Mach den
Magnet aus! Molly passiert was!“
Aber Lukas hatte blitzschnell überlegt.
„Nein“, knurrte er, die Pfeife zwischen
den Zähnen, „dann stürzt sie ja ab! Wir müssen sie ganz heraufkommen lassen.“
Mit Herzklopfen sahen die beiden Freunde, wie die kleine Lokomotive die steile
Wand emporrutschte. Jim drückte die Augen zu, er konnte gar nicht mehr
hinschauen.
„Da kommt sie“, rief Lukas. Jim öffnete
seine Augen und sah, wie Molly mit einem Purzelbaum über den Rand der Zinne
kugelte und auf ihrem Dach, mit den Rädern in der Luft, blitzschnell
heranglitt. Im selben Augenblick hatte Lukas auch schon ein Magnetstück von dem
Schürhaken abgezogen und die Anziehungskraft hörte auf.
Jim stürzte zu seiner Lokomotive hin,
die wie ein Käfer auf dem Rücken lag, und untersuchte, ob ihr etwas geschehen
war. Außer ein paar kleinen Kratzern hatte sie zum Glück keinen Schaden
genommen. Die sonderbare Rutschpartie schien sie nur etwas verdattert zu haben.
Gemeinsam stellten sie Molly wieder auf
die Räder, dann trocknete Lukas sich mit seinem großen roten Taschentuch die
Stirn.
„Das ist ja noch mal gutgegangen“,
murmelte er, „wer konnte auch ahnen, daß diese verflixten Brocken solch eine
unglaubliche Kraft haben. Ich habe in meinem ganzen Leben noch keinen so
starken Magneten gesehen. Wenn man bedenkt, auf diese Entfernung! Sogar Emma
hat es vorne hochgezogen. Jetzt kann ich mir ungefähr ausmalen, was für eine
Kraft dann erst in den beiden Klippen stecken muß!“
Er kratzte sich hinter dem Ohr und
murmelte noch ein paarmal vor sich hin: „Donnerwetter, Donnerwetter!“
Jim war noch immer mit seiner Molly
beschäftigt, und so bemerkte er nicht, daß Lukas plötzlich mit dem Finger
schnippte und flüsterte: „Da könnte man... Emma hat es vorne hochgezogen...
wenn man nun einfach...
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