Jim Knopf und die Wilde 13
mit der
Wendeltreppe erreichten, fanden sie auch ihn von dem geheimnisvollen bläulichen
Feuer erleuchtet. Wohlgemut machten sie sich an den langen Aufstieg. Lukas als erster,
Jim hinterdrein.
Nachdem sie schon eine Weile schweigend
geklettert waren und das Elmsfeuer nicht weniger wurde, sondern eher noch
zunahm, meinte Lukas:
„Dieser Magnet muß wirklich ganz
unglaublich stark sein.“
„Ja“, antwortete Jim, „ich möcht’ wissen,
ob das Meerleuchten schon funktioniert.“
„Ich hoffe, das tut es“, sagte Lukas.
Sie stiegen weiter Stufe um Stufe
aufwärts, immer im Kreis herum. Je höher sie kamen, desto kühler wurde es, denn
die Wärme aus dem Erdinneren drang nicht mehr bis hier herauf.
Schließlich erreichten sie
wohlbehalten, wenn auch ziemlich erschöpft, die Öffnung des Schachtes und
kletterten ins Freie.
Sie blickten sich um, und das Bild, das
sich ihren Augen bot, war so überwältigend schön, daß sie lange keine Worte
fanden.
Das ganze, vorher so finstere und
unheimliche Meer strahlte aus der Tiefe herauf in einem milden, grünen Schimmer
von einem Horizont bis zum anderen, und es war ein so wunderbares Grün, wie es
nur im Regenbogen oder bei wenigen, sehr seltenen Edelsteinen vorkommt. Alle
großen und kleinen Wellen aber hatten Kronen aus unzähligen glitzernden
Lichtfünkchen.
Lukas hatte seinem Freund den Arm um
die Schulter gelegt. „Schau dir das an, Jim“, sagte er gedämpft und zeigte mit
dem Stiel seiner Pfeife in weitem Bogen über den ganzen Horizont. „Das ist das
Meerleuchten!“
„Das is’ das Meerleuchten!“ wiederholte
Jim ehrfürchtig.
Und sie waren beide sehr stolz darauf,
daß sie es wieder in Ordnung gebracht hatten.
ACHTES KAPITEL
in dem verschiedenes unbeweglich wird und für die Freunde
eine ungemütliche Nacht beginnt
Nachdem die beiden Freunde sich lange
an dem märchenhaften Anblick des Meerleuchtens erfreut hatten, beschlossen sie,
zu der Seejungfrau am Rand der Klippe zurückzukehren, um zu hören, was sie zu
der gelungenen Reparatur wohl sagen mochte. Lukas schlüpfte also wieder in
seine Stiefel hinein, schnürte sie zu und wollte sich auf den Weg machen. Aber
zu seinem eigenen Staunen blieb er wie angewurzelt stehen und konnte seine Füße
auch nicht einen einzigen Millimeter vom Fleck bewegen. Jim hatte indessen
versucht, den Werkzeugkasten hochzuheben. Doch es schien, als wögen all die
eisernen Instrumente plötzlich hunderttausend Zentner. Auch als er seinen
Gürtel nehmen wollte, schien dessen Schnalle so unlösbar mit dem eisernen
Felsen verbunden, als sei sie festgenietet.
Einen Augenblick lang schauten sich die
beiden Freunde verdutzt an, dann brach Lukas in Gelächter aus.
„Donnerwetter, Jim“, rief er, „daran
haben wir gar nicht mehr gedacht. Wir haben den Magneten repariert und nun
wirkt er eben wieder.“
„Und wie!“ sagte Jim und zerrte an
seinem Gürtel. „Was machen wir jetzt? Wir können doch nicht einfach unsere
Sachen hierlassen!“
„Tja“, meinte Lukas und kratzte sich
hinter dem Ohr, „da hast du natürlich recht. Ich habe auch keine Lust, die
weitere Reise ohne Schuhe zu machen.“
Erschrocken unterbrach er sich und
schlug sich vor die Stirn. „Verflixt! Unsere Lokomotiven!“
Er fuhr aus den unbeweglich gewordenen
Schuhen heraus und kletterte barfuß, so schnell er konnte, zum Wasser hinunter.
Jim folgte ihm.
Emma und Molly standen so fest, als
seien sie mit der Klippe verwachsen, und wichen und wankten nicht. Nicht das
kleinste Rädchen an ihnen war mehr zu bewegen, alles war starr.
Jim und Lukas beratschlagten gerade,
was nun geschehen solle, als plötzlich neben ihnen im seichten Wasser die
Seejungfrau auftauchte.
„Das habt ihr wunderbar gemacht“, rief
sie sofort und klatschte in die Hände vor Freude. „Ich bin euch ja so dankbar,
und ich sage euch gleich im Namen aller Meerbewohner den allerschönsten Dank.
Habt ihr euch das Meerleuchten schon angesehen? Sieht es nicht einfach
prachtvoll aus? Ich bin sofort im ganzen Barbarischen Meer herumgeschwommen!
Ach, und mein Papa wird sich freuen! Nun kann er doch noch heute nacht seine
Festbeleuchtung zu Ehren des allerersten Meerkönigs Gurumusch veranstalten.
Habt ihr beiden irgendeinen Wunsch? Mein Papa wird ihn euch ganz bestimmt mit
tausend Freuden erfüllen...“
„Tja“, unterbrach Lukas das freudige
Geplapper des kleinen Meermädchens, „wir haben schon einen Wunsch. Wir möchten
nämlich gern wieder weg von hier, kleine
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