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Jim Knopf und die Wilde 13

Jim Knopf und die Wilde 13

Titel: Jim Knopf und die Wilde 13 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Ende
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natürlich, das müßte doch... kein Zweifel!“
    Und er begann auf und ab zu gehen, die
Stirn in nachdenkliche Falten gelegt. Nach einer Weile hielt er plötzlich inne
und rief: „Ich hab’s!“
    „Was?“ fragte Jim.
    Lukas lächelte geheimnisvoll. „Das
wirst du gleich sehen, alter Junge. Wenn mein Plan tatsächlich funktioniert,
dann haben wir eine bedeutende Erfindung gemacht. Komm, wir gehen zu Emma
runter. Ich muß etwas ausprobieren.“
    Zu zweit transportierten sie mit großer
Vorsicht die kleine Lokomotive von der Zinne herunter. Schließlich langten sie
bei Emma an, die nun natürlich auch wieder in ihrer normalen waagrechten Lage
auf allen vier Rädern stand und ziemlich gekränkt aussah. Durch Pfeifen konnte
sie ihrer Entrüstung ja nicht Luft machen, weil sie nicht unter Dampf stand.
    „Sei nicht böse, meine dicke Alte“,
sagte Lukas und klopfte begütigend auf ihren Kessel, „jetzt wollen wir mal
sehen, ob unser Magnet auch dich anzieht.“
    „Ich glaub’ nicht“, meinte Jim, „sonst
wär’ sie doch auch hinaufgefahren wie Molly.“
    „Für ihr Gewicht“, erklärte Lukas, „war
die Entfernung zu groß. Mich interessiert jetzt, was mit ihr passiert, wenn der
Magnet bloß zwei Meter von ihr entfernt ist. Nach meiner Berechnung müßte er
die Lokomotive mit unwiderstehlicher Gewalt anziehen.“
    Lukas stellte mit dem Schürhaken die
Verbindung zwischen den Brocken wieder her, und die Magnetkraft setzte sofort
ein. Die große dicke Emma machte förmlich einen Sprung auf Lukas zu, wobei sie
ihn unversehens mit dem einen Puffer gegen sein Schienbein stieß. Molly, die
hinter Emma gestanden hatte, war natürlich auch angezogen worden und scheppernd
gegen Emmas Tender geprallt.
    „Großartig!“ rief Lukas und rieb sich
sein Schienbein. „Die Sache funktioniert noch viel besser, als ich gehofft
habe.“
    „Is’ das die bedeutende Erfindung, die
wir gemacht haben?“ fragte Jim.
    „Noch nicht“, antwortete Lukas
schmunzelnd, „aber beinah.“ Jim wunderte sich. Zunächst wurde der
Werkzeugkasten hervorgeholt, dann montierten sie Emmas Mast ab, und Lukas ging
daran, die bisherige Haltevorrichtung umzubauen. Er hämmerte und nietete und
schraubte und setzte eine Art Scharnier ein, das er unter den verschiedenen
Ersatzteilen gefunden hatte. Und als der Mast schließlich wieder befestigt
werden konnte, da steckte er nun in einer Art Kugelgelenk, so daß man ihn nach
vorwärts und rückwärts und ebenso auch nach den Seiten umlegen konnte, ganz wie
man wollte.
    „Famos“, brummte Lukas und rieb sich
die schwieligen Pranken, „jetzt brauchen wir noch einen Querbalken. Bei den
Segeln in der Kajüte muß noch eine Hartholzstange sein, die das Tuch straff
gehalten hat. Hol sie doch mal schnell heraus, Jim!“
    „Was machst du denn damit?“ erkundigte
sich Jim, als er sie gebracht hatte, aber Lukas antwortete nur:
    „Abwarten!“
    Im oberen Ende des Mastes befand sich
ein Loch, durch das man die Taue für die Segel ziehen konnte. Durch dieses Loch
steckte Lukas nun die Holzstange. Schließlich sah der ganze Mast aus wie ein
großes T.
    „Das hätten wir“, sagte Lukas
befriedigt, „aber jetzt kommt die Hauptsache.“
    Er nahm den ersten Magnetbrocken und
befestigte ihn sorgfältig mit Schnur an der einen Seite des Querbalkens, dann
machte er den zweiten Eisenklotz auf dieselbe Weise an der anderen Seite des
Querbalkens fest. Jetzt hatte das große T sozusagen einen dicken kurzen
Abwärtsstrich auf beiden Seiten.
    Plötzlich dämmerte es Jim, was Lukas
vorhatte.
    „Der Magnet soll Emma ziehen!“ rief er
begeistert.
    „Erraten!“ antwortete Lukas. „Und wir
können vom Dach aus steuern, verstehst du. Wenn wir den Mast mit dem Magneten
nach vorne klappen, dann hängt er doch vor der Lokomotive und zieht sie an, und
sie muß immer hinter ihm herfahren. Und in den Kurven legen wir den Mast
einfach seitwärts.“
    „Oh!“ sagte Jim und bekam kugelrunde
Augen vor Staunen, und dann sagte er nach einer Weile: „Donnerwetter!“ und
schließlich sagte er: „Ja, wirklich!“ Es dauerte einige Zeit, bis er sich
soweit gefaßt hatte, daß er besorgt einwenden konnte:
    „Ja, aber die Holzstange leitet ja die
Magnetkraft gar nicht.“
    „Richtig“, erwiderte Lukas, „dazu
brauchen wir den Schürhaken. Aber ich will ihn so festmachen, daß wir den
Magneten jederzeit wieder abstellen können. Sonst würden wir ja nie mehr
anhalten und immer weiterfahren.“
    Vielleicht erinnern sich manche

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