Jim Knopf und die Wilde 13
wir
werden auch nicht länger warten, sondern heute noch aufbrechen zu Herrn Tur
Tur. Und zwar mit unserm ‚Perpetumobil’ durch die Luft.“
„O ja“, rief Jim begeistert, „jetzt
können wir ja einfach über das Gebirge ‚Die Krone der Welt’ wegfliegen!“
„Gemacht“, sagte Lukas und paffte
unternehmungslustig, „außerdem wird die Reise so sehr schnell gehen.“
„Dann haben wir durch den Umweg und die
Reparatur hier eigentlich gar keine Zeit verloren“, meinte Jim.
„Im Gegenteil“, antwortete Lukas, „wir
hätten wahrhaftig nichts Besseres tun können, um schnell zum Ziel zu kommen!“
„Aber“, wandte Jim ein, „was wird die
Meerprinzessin sagen, wenn sie vielleicht doch einen Wärter für den großen
Magnet gefunden hat und mit ihm hierherkommt, und wir sind nicht mehr da?“
„Tja“, brummte Lukas nachdenklich, „da
hast du recht. Wir sollten ein Zeichen hinterlassen.“
„Und was machen wir mit Molly?“ fragte
Jim. „Sollen wir aus ihr auch ein ‚Perpetumobil’ machen?“
„Das geht nicht“, sagte Lukas, „die
beiden würden sich ja in der Luft gegenseitig anziehen und zusammenstoßen. Das
ist zu gefährlich.“
„Vielleicht“, meinte Jim nach einigem
Nachdenken, „is’ es am besten, wir lassen Molly hier und holen sie nachher
wieder ab. Was meinst du?“ Lukas nickte.
„Ich denke, das ist wirklich das beste.
Wir werden eine windgeschützte Stelle für sie suchen, und damit ihr nichts passieren
kann, werden wir sie einfach an die Leine legen. Dazu nehmen wir die
Walroßzügel. Falls die kleine Seejungfrau in unserer Abwesenheit zurückkommt,
wird sie die Zügel suchen, und dann wird sie Molly finden und sich sagen, daß
wir wohl bestimmt bald zurückkommen, um sie zu holen.“
„Gut“, sagte Jim, „ich glaub’ auch, daß
ihr weniger passieren kann, wenn wir sie hier lassen.“
Die kleine Lokomotive wurde also zu
einer windgeschützten Stelle geschoben. Es gab dort sogar eine niedrige Höhle,
in der sie Platz hatte. Jim machte ihr ein festes Halsband aus den Walroßzügeln
und befestigte es mit sieben Doppelknoten an einer dicken Eisenzacke in der
Höhle.
„So, mein Junge“, sagte Lukas, „nicht
mal ein Erdbeben könnte Molly aus ihrem Versteck rauswerfen. Aber ich habe
inzwischen einen Riesenhunger. Ehe wir aufbrechen, wollen wir uns wenigstens
noch mit einem kräftigen Imbiß stärken. Ich freue mich auch schon auf das gute
Gemüse, das wir heute abend bei Herrn Tur Tur essen werden.“
„Glaubst du“, fragte Jim, „wir sind
schon heut’ abend dort?“
„Schon möglich“, antwortete Lukas, „mit
unserem ‚Perpetumobil’ sollte das eigentlich keine Schwierigkeit sein.“
Dann holten sie die große Tüte mit dem
Reiseproviant von Frau Waas aus Emmas Führerhäuschen und aßen alles bis zum letzten
Krümel auf. Es ist ja eine allgemein bekannte Tatsache, daß es den Appetit ganz
ungeheuer anregt, wenn man bedeutende Erfindungen macht. Wer’s nicht glaubt,
kann’s ja mal ausprobieren.
ZWÖLFTES KAPITEL
in dem das „Perpetumobil“ fast an der „Krone der Welt“
zerschellt
Jim verabschiedete sich von Molly, und
dann bestiegen die beiden Freunde das Dach ihrer Emma und ruderten wieder ein
gutes Stück aufs Meer hinaus, ehe Lukas den Mast hochklappte und den Magneten
anstellte. Das „Perpetumobil“ hob sich leicht und geräuschlos aus den Wellen
und schwebte empor. Als sie etwa hundert Meter Höhe erreicht hatten, neigte
Lukas den Mast wieder schräg nach vorne, die Lokomotive hörte auf zu steigen
und flog geradeaus. Bald waren die Magnetischen Klippen nur noch ein winziger
Punkt am Horizont. Und schließlich entschwanden sie den Blicken der beiden
Freunde ganz.
Der Himmel war noch immer
wolkenbedeckt.
„Das Wichtigste“, sagte Lukas nach
einer Weile, „ist jetzt erst mal, daß wir herausfinden, in welche Richtung wir
fliegen müssen.“
„Ja“, antwortete Jim, „wie machen wir
das? Das Meer sieht nach allen Seiten ganz gleich aus.“
„Wir können es nur am Stand der Sonne
sehen“, erklärte Lukas. Jim blickte zum Himmel hinauf, aber durch die dicke
Wolkendecke drang nur trübes Tageslicht, und es war ganz unmöglich,
festzustellen, wo die Sonne genau stand.
„Wir müssen eben über die Wolken
hinauffliegen“, sagte Lukas. „Aber wir können nur ganz kurz dort oben bleiben,
weil in so großen Höhen die Luft so dünn wird, daß man nicht mehr richtig atmen
kann. Halt dich gut fest, Jim!“
Mit
Weitere Kostenlose Bücher