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Jim Knopf und die Wilde 13

Jim Knopf und die Wilde 13

Titel: Jim Knopf und die Wilde 13 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Ende
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Berggipfel füllten die ehemalige Schlucht
ungefähr bis zur halben Höhe des Gebirges aus. Felsblöcke von unvorstellbarer
Größe lagen hier über- und untereinander, es war ein gewaltiger Anblick. Lukas
und Jim schauten schweigend hinunter, während sie mit dem „Perpetumobil“
geräuschlos darüber hin schwebten.
    Durch das Einstürzen der Felswände
hatte sich die obere Hälfte der Schlucht natürlich beträchtlich verbreitert.
Dennoch mußte Lukas sehr achtgeben und seine ganze Geschicklichkeit
zusammennehmen, damit Emma bei der riesigen Geschwindigkeit, mit der sie nun
dahinschoß, nicht links oder rechts gegen einen stehengebliebenen
Felsenvorsprung raste. Mehrmals mußte er blitzschnell den Mast herumreißen, um
einen drohenden Zusammenstoß zu vermeiden. Aber trotz dieser Gefahren und
Schwierigkeiten war der Flug unvergleichlich viel einfacher als der über die
Gipfel durch die dünne Höhenluft.
    Bald war das andere Ende der Schlucht
erreicht. Unter den Reisenden breitete sich der „Tausend-Wunder-Wald“ in all
seiner blühenden, farbenprächtigen Herrlichkeit aus. Dann kam deutlich sichtbar
die mandalanische Mauer, die sich wie ein dünnes rotes Band über die Hügel zog.
Dahinter begann das Land Mandala mit seinen Äckern, Straßen, Flüssen und
geschwungenen Brücken. Da und dort lagen kleine Seen wie glänzende Spiegel.
    Lukas ließ das „Perpetumobil“
vorsichtshalber noch ein wenig höher steigen, denn nun kamen die goldenen
Dächer von Ping in Sicht. Kurze Zeit später flog das „Perpetumobil“ mit
Pfeilgeschwindigkeit über den Ozean dahin. Nach einer Weile bemerkten die
beiden Freunde, daß die Wogen dort unten immer höher und wilder wurden und das
Wasser ein immer schwärzeres und unheimlicheres Aussehen annahm.
    „Wir haben das Barbarische Meer
erreicht“, rief Lukas seinem kleinen Freund zu.
    „Wir sind auf dem genau richtigen
Kurs.“
    Und richtig — kaum eine halbe Stunde
später entdeckte Jim ganz in der Ferne zwei winzige schwarze Punkte im Meer.
Sie hielten darauf zu, die Punkte vergrößerten sich rasch: Es waren die
Magnetfelsen! Lukas ließ Emma eine große Schleife über den Klippen beschreiben,
dann verringerte er durch geschicktes An- und Abstellen der Magnetvorrichtung
langsam die Höhe, bis die Lokomotive schließlich mit einer schäumenden Bugwelle
auf den tosenden Wogen aufsetzte, ungefähr fünfhundert Meter von den Klippen
entfernt.
    „Das hätten wir prächtig geschafft,
alter Junge“, sagte Lukas und zwinkerte Jim vergnügt zu.
    „Hallo, da seid ihr ja endlich!“ rief
plötzlich ein zartes Stimmchen aus den Wellen. Es war Sursulapitschi, die neben
der Lokomotive auftauchte. „Wo wart ihr denn nur so lang, ihr beiden? Wir
warten schon den ganzen Tag auf euch.“
    „Das könnten wir ebensogut fragen,
kleine Dame“, erwiderte Lukas freundlich, „wir haben gestern lange auf Sie
gewartet, aber als Sie nicht zurückgekommen sind, da haben Jim und ich schnell
eine Erfindung gemacht, und mit unserer Erfindung haben wir zwei Freunde von
uns abgeholt.“
    „Ach so“, sagte die Meerprinzessin,
„dann ist es etwas anderes. Und wißt ihr, warum ich nicht rechtzeitig
zurückgekommen bin?“
    „Vielleicht, weil Sie es vergessen
haben“, meinte Lukas.
    „Falsch!“ rief Sursulapitschi lustig.
    „Vielleicht“, warf Jim ein, „weil Sie
solange auf dem Ball getanzt haben.“
    „Auch falsch!“ antwortete die
Meerprinzessin und lachte plätschernd.
    „Na, dann können wir’s wohl nicht
raten“, sagte Lukas.
    „Denkt euch nur“, jubelte
Sursulapitschi, „ich habe auf dem Ball jemanden getroffen, der meinen Bräutigam
Uschaurischuum gesehen hatte. Und zwar auf dem Meeresgrund in der Saphir-See.
Ich schwamm sofort dorthin und suchte jeden Winkel ab, und richtig, drei
Seemeilen südlich vom Blauen Korallenwald, mitten auf einer Wiese von
Luftperlenblüten, fand ich ihn.“
    „Na“, schmunzelte Lukas, „das hat aber
sicher eine Begrüßung gegeben!“
    „Und dann“, plapperte die kleine
Meerprinzessin glücklich, „dann habe ich meine Seeschimmel einfach an seinem
Panzer festgemacht, und wir sind hierhergebraust. Und da sind wir nun!“
    „Ich seh’ ihn aber gar nicht“, sagte
Jim.
    „Ja, wo ist er“, fragte Lukas, „daß man
ihm die Hand schütteln kann?“
    „Er wird gleich auftauchen“, meinte
Sursulapitschi, „er ist eben ein Schildnöck und bewegt sich ein bißchen
langsam. Als wir eure Kolomodingsda auf uns zufliegen sahen, da sind

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