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Jim Knopf und die Wilde 13

Jim Knopf und die Wilde 13

Titel: Jim Knopf und die Wilde 13 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Ende
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er,
„Jim, warum haben wir daran nicht gedacht?“
    „Woran?“ fragte Jim verständnislos.
    „Wir können doch durch das ,Tal der
Dämmerung’ fliegen“, erklärte Lukas, „oder jedenfalls dort, wo es früher war.
Da sind doch die Berggipfel eingestürzt, und wir brauchen nicht so riesig hoch
hinauf zu fliegen. Das vereinfacht die Sache beträchtlich.“ Jim nickte seinem
Freund erleichtert zu.
    „Das is’ eine gute Idee, Lukas.“
    Dem Scheinriesen war anzusehen, daß ihn
jede Art von fliegen, ganz gleich, ob hoch oder weniger hoch, mit entsetzlichem
Unbehagen erfüllte. Wenn die Aussicht, auf Lummerland Leuchtturm zu werden, ihn
nicht so mächtig angezogen hätte — er wäre ganz bestimmt noch jetzt in seinem
Entschluß wankend geworden. Mit bleichem Gesicht machte er sich daran, eine
große Tüte voll belegter Brote als Reiseproviant einzupacken und eine
Kürbisflasche mit Tee zu füllen. Als er endlich fertig war, sagte er mit
erstickter Stimme:
    „Ich bin bereit, meine Freunde.“
    Dann traten sie aus dem Häuschen und
gingen schweigend hintereinander in die Wüste hinaus, wo Emma auf sie wartete.
Da es schon beinahe Mittag war und die Luft in der Sonnenglut flimmerte, hatte
das sonderbare Spiel der Fata Morgana seinen täglichen Höhepunkt erreicht. So
erblickten die vier Wanderer, während sie auf die Lokomotive zugingen, rechts
neben ihr ein riesenhaftes Reiterstandbild, auf dem ein Eichbaum wuchs, in
dessen Zweigen viele Leute mit aufgespannten Regenschirmen saßen. Links neben
Emma schwebten drei altmodische Badewannen hintereinander im Kreise herum und
schienen Haschen zu spielen. In ihrer Mitte stand ein weißgekleideter
Verkehrsschutzmann auf einem Podest. Doch gleich lösten die Spiegelbilder sich
wieder in Nichts auf.
    Lukas schmunzelte. „So, Leute da wären
wir.“ Und er trat auf Emma zu und klopfte ihr auf den dicken Leib.
    Herr Tur Tur drehte sich noch einmal um
und blickte wehmütig nach seiner Oase und dem kleinen weißen Häuschen mit den
grünen Fensterläden zurück.
    „Leb wohl, du liebes kleines Haus“,
sagte er leise und winkte ein wenig mit der Hand, „du warst mir so viele Jahre
lang eine gute Heimat. Ich werde dich nicht mehr wiedersehen. Was wird nun aus
dir werden?“
    In diesem Augenblick erschien gerade
über der Oase am Himmel ein riesiges Schiff mit vielen blutroten Segeln, auf
denen in schwarzer Farbe eine große 13 gemalt war. Es zog in rasender Fahrt dem
Horizont zu und verschwand.
    Lukas verfolgte die Erscheinung mit
aufmerksamem Blick, und auch Jim beobachtete sie, bis sie nicht mehr zu sehen
war. „Meinst du“, fragte er, „daß es das Schiff der ,Wilden 13’ war?“
    ,Möglich“, knurrte Lukas, „sogar
höchstwahrscheinlich. Wenn wir wüßten, wo das Spiegelbild hergekommen ist, dann
wüßten wir jetzt schon eine ganze Menge. Aber leider wissen wir’s nicht.“ Und
dann wandte er sich an seine beiden Fahrgäste und rief fröhlich: „Bitte
einsteigen, meine Herrschaften!“
    Herr Tur Tur mußte im Innern des
Führerhäuschens auf dem Boden Platz nehmen, damit man möglichst wenig von ihm
sah. Denn Lukas dachte vorsorglich daran, was für einen erschreckenden Eindruck
es auf die Leute in Mandala machen müßte, wenn sie plötzlich einen Riesen von
ungeheurer Größe über den Himmel schweben sähen, oder sogar nur ein Stück von
ihm, zum Beispiel seinen Kopf, falls er gerade zum Fenster herausschauen würde.
Der Scheinriese war mit dieser Vorsichtsmaßnahme vollkommen einverstanden. Ihm
war es sowieso am liebsten, wenn er von der ganzen Reise durch die Luft so
wenig wie möglich sah.
    Nepomuk krabbelte ebenfalls in das
Führerhäuschen. Er postierte sich sofort erwartungsvoll an einem der Fenster.
Er durfte ja gucken, soviel er wollte. Und er wollte natürlich sehr viel
gucken, denn er war furchtbar neugierig.
    Dann nahmen die beiden Freunde auf dem
Dach der Emma Platz, Lukas richtete den Mast in die Höhe und zog dann an der
rechten Leine. Langsam und geräuschlos erhob sich das „Perpetumobil“ vom Boden,
gewann rasch an Geschwindigkeit und stieg in den Himmel empor.
     
     
     
     
     

SECHZEHNTES KAPITEL
 
in dem zum ersten Mal seit hunderttausend Jahren ein Feuer
wesen und ein Wasserwesen Freundschaft schließen
     
    Nach kurzer Zeit war „Die Krone der
Welt“ erreicht. Lukas lenkte die fliegende Lokomotive an dem Gebirgsmassiv
entlang, bis sie zu der Stelle kamen, wo einstmals „Das Tal der Dämmerung“
gewesen war. Die eingestürzten

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