Jim Knopf und die Wilde 13
seltsam“, meinte die
Prinzessin.
„Was machen wir jetzt?“ piepste der
kleine Oberbonze.
„Ich schlage vor“, sagte der Kaiser,
„wir begeben uns zunächst in meinen Thronsaal und beraten dort.“
Und schweigend machten sie sich auf den
Weg.
EINUNDZWANZIGSTES KAPITEL
in dem ein meerblaues Schiff mit einem blinden Passagier
vorkommt
„Also, ich muß offen zugeben“, erklärte
Lukas, nachdem sie sich im kaiserlichen Thronsaal zur Beratung niedergelassen
hatten, „daß ich von allem, was der ,Goldene Drache der Weisheit’ uns gesagt
hat, höchstens die Hälfte verstanden habe.“
„Und ich bloß ein Viertel“, sagte Jim.
Die anderen nickten, weil es ihnen
ebenso ging.
„Na“, sagte Lukas und zündete sich
seine Pfeife an, „dann können wir wohl nicht viel beraten, sondern uns nur
darauf verlassen, daß die Worte des Drachen ihre Richtigkeit haben werden.“
„Was kann nur dieses ,Auge des Sturms’
bedeuten“, fragte der Kaiser gedankenverloren, „in dem Jim Knopf einen Stern
sehen wird?“
„Und was ist das für ein ,Land, das
nicht sein darf’?“ setzte Li Si hinzu und stützte den Kopf in die Hand.
„Und wie war das mit dem Sieger, der
unterliegt?“ zwitscherte Ping Pong. „Und dem, was man verloren hat, wenn man es
zurückerhält, oder vielmehr, was man durchschaut, wenn man unterliegt, oder
wie?“
„Ich weiß wirklich nicht“, sagte der
Kaiser, „was das alles bedeuten mag.“
Lukas paffte bedächtig einige
Rauchringe und meinte dann:
„Ich denke, das wird sich alles nach
und nach herausstellen. Eben wenn es Zeit ist. Das hat uns der Drache ja zu
verstehen gegeben. Übrigens bin ich ganz seiner Meinung, daß es viel besser
ist, wenn wir das Geheimnis von Jims Herkunft selbst erforschen“
„Zuerst müssen wir die ,Wilde 13’
besiegen“, warf Jim ein, „das hat er uns ja gesagt“
„Das müssen wir auf jeden Fall“,
erklärte Lukas. „Wenn sie uns entwischen, zu den Eisernen Felsen kommen, und
der Drache ist wieder nicht da — wer weiß, was sie dann mit Molly machen.“
„Und was“, piepste Ping Pong, „soll nun
geschehen, ihr ehrenwerten Lokomotivführer?“
„Du hast es ja selbst gehört“,
erwiderte Lukas, „wir brauchen ein bewaffnetes Schiff, das ganz und gar blau
angestrichen und mit Wellenlinien bemalt ist. Auch die Segel.“
„Wenn ihr vielleicht mit meinem
Staatsschiff vorliebnehmen wollt“, schlug der Kaiser vor, „so steht es euch zur
Verfügung. Es ist, wie ihr ja wißt, sehr schnell und von außergewöhnlicher Stärke
und Haltbarkeit.“
„Danke, Majestät“, sagte Lukas, „ich
denke, das ist genau das richtige.“
Und dann begaben sie sich alle
gemeinsam zum Hafen, um die nötigen Anordnungen zu treffen.
Drei Tage, das war natürlich nur sehr
wenig Zeit, um das große kaiserliche Staatsschiff mit genügend Kanonen und
anderen Waffen auszurüsten und obendrein noch vom Kiel bis zur Mastspitze mit
blauer Farbe und weißen Wellenlinien zu bemalen. Aber der Kaiser bestellte ein
ganzes Heer von Handwerkern und Fachleuten, und so ging die Arbeit flott voran.
Jim und Lukas waren die meiste Zeit über auf dem Schiff und halfen, wo sie
konnten. Außerdem hatten sie ja auch zu bestimmen, wie alles gemacht werden
sollte.
Am Abend vor der Abfahrt war alles
fertig. Der bemalte Schiffsrumpf sah prächtig aus. Die großen Segel hatte der
Kaiser eigens aus wasserblauer Seide anfertigen lassen. Auf dem Verdeck standen
zwei Reihen von schweren Kanonen, auf jeder Seite zehn. Außerdem waren dreißig
bärenstarke und erprobte Matrosen angeheuert worden, die allesamt darauf
brannten, der „Wilden 13“ endlich ihr verruchtes Handwerk zu legen.
Das Schiff mußte einmal zur Probe
auslaufen. Jim und Lukas blieben an Land zurück, um die Wirkung der Tarnung zu
prüfen. Sie war so vollkommen, daß man schon auf eine halbe Seemeile Entfernung
das Schiff nicht mehr mit bloßem Auge erkennen konnte. So sehr paßte es sich im
Aussehen den Wellen an.
Der kleine Ping Pong war übrigens auch
anwesend. Seine außerordentliche Tüchtigkeit, durch welche er sich seinerzeit
die Würde des Oberbonzen und den goldenen Schlafrock verdient hatte, stellte er
in diesen Tagen erneut unter Beweis. Mit wahrem Feuereifer hatte er dafür
gesorgt, daß alles ganz nach den Wünschen der beiden ehrenwerten
Lokomotivführer verlief. Er war in den letzten beiden Tagen kaum einen
Augenblick zur Ruhe gekommen. Um so stolzer war er nun, daß alles rechtzeitig
fertig
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