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Jim Knopf und die Wilde 13

Jim Knopf und die Wilde 13

Titel: Jim Knopf und die Wilde 13 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Ende
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meinte Jim.
    „Donnerwetter!“ brummte Lukas erfreut.
„Dieser kleine Oberbonze ist ja wirklich ein toller Bursche, das muß ich
sagen.“
    „Ja“, fügte Jim hinzu, „ich find’
auch.“
    „Aber was machen wir mit dem Drachen?“
fragte der Kaiser. „Ich muß sofort zu ihm, um mich zu entschuldigen. Aber es
ist unmöglich, das Schloß zu öffnen.“
    „Wir werden’s uns mal ansehen“, schlug
Lukas bedächtig vor. Alle nahmen Kerzen aus den Leuchtern, entzündeten sie an
der des Kaisers, auch die Seeräuber, und gingen dann durch den menschenleeren
Palast in den nächtlichen Park hinunter.
     
     
     
     
     

SIEBENUNDZWANZIGSTES KAPITEL
 
in dem das Ungrade grade wird
     
    Als sie vor der großen Pagode standen,
gab Lukas Jim seine Kerze zu halten und versuchte, das Schloß an der Kette zu
öffnen. Zuerst versuchte er es mit Behutsamkeit, und als das nichts nützte, mit
Gewalt. Aber so sehr er sich auch anstrengte, es half nichts. Das Schloß
öffnete sich nicht.
    Schließlich richtete er sich auf,
trocknete sich den Schweiß von der Stirn und brummte: „Dieses verflixte Ding
ist tatsächlich nicht aufzukriegen.“
    „Nein“, antwortete der Kaiser ernst,
„es ist ein Schloß ‚Nimmerauf’, ein uraltes mandalanisches Meisterstück. Noch
niemals hat jemand ein solches Schloß wieder zu öffnen vermocht.“
    Einer der Piraten trat vor und sagte:
„Kommt, Brüder!“
    Die Seeräuber gaben den Umstehenden
ihre Kerzen, dann stellten sie sich zu beiden Seiten der Tür auf, packten die
Kette, die dreifach und aus mandalanischem Stahl gemacht war, und begannen zu
ziehen. Die Kette spannte sich, und eine Weile war nichts zu hören als das
Keuchen der Kerle. Plötzlich gab es einen harten, metallischen Klang, und der
mittlere Ring der Kette sprang in Stücke.
    „Alle Achtung“, murmelte Lukas. „Das
macht ihnen so leicht keiner nach.“
    Nun stießen die Seeräuber die Tür der
Pagode auf und traten hinein. Da es aber finster im Innern war, mußten sie
warten, bis Jim und Lukas und alle anderen mit den Kerzen ihnen gefolgt waren.
Die Zierate an den Wänden und der Decke funkelten geheimnisvoll im feierlichen
Dämmerlicht. Die beiden Freunde traten nahe vor den „Goldenen Drachen der
Weisheit“ hin, der noch immer unverändert auf seine Vordertatzen gestützt
dasaß. Übrigens schien er durchaus nicht ungehalten über das Unrecht, das ihm
zugefügt worden war. Um seine Mundwinkel spielte eher ein Zug von Heiterkeit.
Die beiden Freunde hielten schweigend ihre Lichter in der Hand und warteten. In
der Stille war das leise Knistern der Flammen zu hören.
    Die Piraten waren betroffen
stehengeblieben und starrten den Drachen an.
    „Nein“, sagte endlich einer von ihnen,
„das ist nicht der Drache, den wir suchen. Mahlzahn sieht anders aus, Hölle und
Tod! Ihr habt uns doch betrogen.“
    Einige der Kerle zogen mit finsterem
Blick ihre Säbel.
    Da begann der Drache sich plötzlich zu
regen. Er richtete seine smaragdenen Augen auf die Piraten, und in seinem Blick
brannte wieder das seltsame grüne Feuer. Die riesenhaften Kerle standen wie
erstarrt.
    „Ich bin der, den ihr sucht“, tönte die
geheimnisvolle, erzene Stimme aus dem Innern des „Goldenen Drachen der
Weisheit“. „Aber ihr, die ihr meine Gefährten wart in der Finsternis, erkennt
mich nicht mehr. Denn ich bin verwandelt.“

    Die Piraten waren verwirrt und wußten
nicht mehr weiter. Endlich ermannte sich einer von ihnen und stieß wild hervor:
    „Warum hast du uns verraten?“
    „Das habe ich nicht getan“, antwortete
der Drache, „sondern ich wußte, daß es an der Zeit war, euch aus eurem alten
Irrtum zu erwecken. Auf daß ihr endlich werdet, was ihr nur zu sein glaubt, und
dem König dient, der mein Herr ist und euer Herr sein wird.“
    „Wir werden niemals irgend jemand
dienen“, knirschten die Piraten, „solange wir die ,Wilde 13‘ sind.“
    „Ihr seid nicht die ,Wilde 13’“, tönte
die Stimme aus dem Drachen. Die Seeräuber starrten ihn mit offenen Mäulern an.
    „Wer sind wir dann?“ fragte endlich
einer.
    Nun wandte der Drache seinen Blick auf
die kleine Prinzessin, die ängstlich nach der Hand ihres Vaters faßte.
    „Prinzessin Li Si“, sprach der Drache,
„du warst einst in Kummerland und hast in meiner Schule rechnen gelernt. Willst
du nun deinem Erretter helfen, das Ungrade grade zu machen, wie es geschrieben
steht in jener alten Botschaft, die im Zepter König Kaspars verborgen war?“
    „Ja“, hauchte Li Si,

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