Jim Knopf und die Wilde 13
„das will ich
gern.“
„So zähle jene, die sich die ,Wilde 13’
nennen!“
Die kleine Prinzessin tat es, und ihre
Augen wurden groß und rund vor Staunen. Und zur Sicherheit zählte sie noch
einmal. Schließlich sagte sie: „Es sind ja nur zwölf.“
Die Wirkung dieser Worte auf die
Piraten war ganz sonderbar. Sie erbleichten und sahen plötzlich ganz arm und
hilflos aus. Die andern, besonders Jim und Lukas, waren sprachlos vor
Verwunderung. Auf den Gedanken, die Kerle nachzuzählen, war bisher keiner
gekommen. Endlich richtete sich einer der Seeräuber auf und sagte mühsam: „Das
kann nicht wahr sein. Wir waren immer zwölf. Und einer war Hauptmann. Das sind
zusammen dreizehn.“
„Nein“, sagte Li Si, „der Hauptmann war
ja immer einer von euch.“ Die Seeräuber dachten so angestrengt nach, daß ihnen
der Schweiß auf die Stirn trat.
„Vielleicht hast du recht“, meinte
schließlich ein anderer, „aber macht das denn zusammen nicht dreizehn?“
„Nein“, versicherte Li Si, „das macht
bloß zwölf.“
„Das ist zu schwer für uns“, murmelte
ein dritter, „das verstehen wir nicht. Zwölf und ein Hauptmann ist auch nur zwölf?“
„Der Teufel soll die Rechnerei holen“,
brummte ein vierter. „Dann sind wir also gar keine ,Wilde 13’“, sagte ein
fünfter, „und wir sind es überhaupt nie gewesen?“
„Nein“, sagte der Drache, „ihr habt
euch geirrt. Ich wußte es schon immer.“ Eine Weile war es still. Keiner sprach
mehr. Und die Piraten standen da und sahen zum Erbarmen aus.
In das Schweigen tönte die Stimme des
„Goldenen Drachen der Weisheit“: „Ihr, die ihr meine Herren seid, kommt näher
zu mir!“ Jim und Lukas traten zu dem Drachen hin.
„Viel habt ihr schon erfahren“, sprach
der Drache gedämpft, „aber noch nicht alles.“
„Ja“, antwortete Jim, „ich hab deinen
Rat befolgt, ,Goldener Drache der Weisheit’, und ich hab das Geheimnis meiner
Herkunft erforscht.“
„Ich weiß, Prinz Myrrhen“, klang die
geheimnisvolle Stimme aus dem Innern des Drachen, „aber König wirst du erst
sein, wenn du dein Reich gefunden hast.“
„Kannst du mir nicht vielleicht sagen,
wo es is’?“ erkundigte sich Jim hoffnungsvoll. „Ich dachte, du weißt es
vielleicht.“
„Ich weiß es“, sprach der Drache, und
wieder spielte das rätselhafte Lächeln um seine Mundwinkel, „und doch muß ich
abermals schweigen um deinetwillen, denn noch ist nicht die Zeit. Das herrliche
Land Jamballa ist verborgen, und niemand kann es finden.“
„Muß ich es wieder selbst entdecken?“
fragte Jim etwas enttäuscht. „Diesmal kannst du es nicht, mein kleiner Herr und
Gebieter“, antwortete der Drache, „niemand kann dir dazu verhelfen als ganz
allein diese zwölf, die vordem dreizehn zu sein glaubten.“
Die Piraten blickten überrascht auf.
„Wisse, mein kleiner Meister“, fuhr der
Drache fort, „jener König mit dem dunklen Antlitz, der weise Kaspar, hatte
einen schlimmen Feind. Und dieser Feind — war ich. Du weißt ja, daß Drachen
uralt sind. Er aber vermochte noch nicht, mich zu besiegen und zum ,Goldenen
Drachen der Weisheit’ zu verwandeln. Das tatest erst du, Prinz Myrrhen.“
Unter den Piraten entstand eine
Bewegung, und Jim blickte sich nach ihnen um. Einer der riesenhaften Kerle trat
auf ihn zu und musterte ihn von oben bis unten.
„Spricht der Drache die Wahrheit?“
fragte er schließlich mit rauher Stimme. „Du hast ihn besiegt?“
„Mit Lukas zusammen“, antwortete Jim
und nickte.
„Und du hast ihn auch so verwandelt?“
forschte der Pirat weiter. „Nein“, sagte Jim nachdenklich, „eigentlich nicht.
Wir haben ihn bloß nicht tot gemacht, sondern mitgebracht. Verwandelt hat er
sich dann ganz von allein.“
„Ja“, brummte Lukas, „so war es.“
„Jim Knopf“, rief der Pirat mit
blitzenden Augen, „du hast uns besiegt und du hast uns das Leben geschenkt. Du
hast auch den Drachen da besiegt mit deinem Freund zusammen, und auch ihm hast
du das Leben gelassen, darum hat er sich verwandelt und nennt dich seinen
Herrn. Wir haben geschworen, daß es aus ist mit der ,Wilden 13’, wenn wir
besiegt werden, aber wir waren ja niemals die ,Wilde 13’. Also ist es jetzt
sowieso aus mit ihr. Darum will ich dich fragen, ob du nicht unser Hauptmann
werden willst. Den roten Stern trägst du ja schon.“
Jim wechselte einen verblüfften Blick
mit Lukas, der seine Mütze ins Genick schob und sich hinter dem Ohr kratzte.
„Ich glaub’
Weitere Kostenlose Bücher