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Jim Knopf und die Wilde 13

Jim Knopf und die Wilde 13

Titel: Jim Knopf und die Wilde 13 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Ende
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ihn hätt’
ich euch nicht besiegt.“
    Der Pirat nickte und wechselte einen
Blick mit seinen Brüdern. „Wir werden ihn suchen. Mit ihm haben wir noch etwas
ins reine zu bringen. Er hat uns verraten“, stieß er hervor.
    Jim blickte Lukas fragend an. Der
saugte nachdenklich an seiner Pfeife.
    „Sie wissen noch nicht“, flüsterte Jim
seinem Freund zu, „daß er ein ,Goldener Drache der Weisheit’ geworden is’.
Glaubst du, sie können ihm was tun?“
    „Ich glaube nicht“, meinte Lukas ernst,
„aber ich denke, es ist notwendig, daß der Drache und die ,Wilde 13’ sich noch
einmal begegnen.“
    Jim wandte sich wieder den Piraten zu
und sagte: „Ich weiß, wo der Drache jetzt is’. Ihr könntet ihn nicht finden,
wenn ich euch nicht zu ihm führe. Schwört ihr mir, daß ihr sonst niemand etwas
tun wollt?“
    „Wir schwören“, antworteten alle
Piraten gleichzeitig mit dumpfer Stimme.
    Da stand Jim auf und nahm nacheinander
allen Seeräubern die Fesseln ab. Die übrigen sahen es mit angehaltenem Atem.
Die Piraten standen da und starrten den Jungen mit ganz sonderbaren Augen an.
    „So“, sagte Jim, als er den letzten
befreit hatte, „dann tragen wir jetzt alle Schätze auf das Schiff und fahren los.“
    Einen Augenblick schienen die Seeräuber
unschlüssig, aber dann gehorchten sie seinem Befehl. Natürlich packten auch die
Matrosen mit zu, und so sah man für eine Weile das noch niemals dagewesene
Bild, daß ehrbare Seeleute und höchst verwegene Piraten einträchtig Truhen voll
Kostbarkeiten und Ballen von wertvollen Stoffen hinausschleppten.

    „Verflixt nochmal, alter Junge“,
brummte Lukas und stieß einige dicke Rauchwolken aus, „das ist ein gewagtes
Spiel.“
    „Das ist es“, setzte der Kapitän hinzu,
„da soll mir doch gleich ein ganzer Schweinsfisch mit sieben Ferkelfischen ins
offene Maul schwimmen! Wenn es in dieser Räuberhöhle einen Kamm gäbe, dann
würde ich mich jetzt frisieren, so stehen mir die Haare zu Berge. Aber man kann
sagen was man will, unser Prinz Myrrhen hat das einzig Vernünftige getan. Ich
bin ein alter Seebär und meine Leute sind auch nicht gerade unerfahren, aber
durch diese Wasserhose würden wir nie und nimmer hinauskommen. Was diese
Teufelskerle fertigbringen, das wagt ein anständiger Seemann nicht mal zu
träumen. Ich muß zugeben, es war ein gewagtes Spiel, aber Jim Knopf hat es
gewonnen.“
    „Abwarten“, sagte Lukas, „es ist noch
nicht zu Ende.“
    Als schließlich alles zur Abfahrt
bereit war, trat ein Seeräuber vor Jim hin und meldete: „Wir sind soweit. Wohin
soll’s gehen?“
    „Nach Mandala“, sagte Jim.
    Und
dann gingen sie hinaus, stiegen an Bord des Schiffes mit den blutroten Segeln,
und die abenteuerliche Heimreise begann.

SECHSUNDZWANZIGSTES KAPITEL
 
in dem Ping Pong sich ein Denkmal verdient und der „Goldene
Drache der Weisheit“ beim Kaiser von Mandala in Ungnade fällt
     
    Was war inzwischen aus Ping Pong
geworden, nachdem er in seiner kleinen Holzbütte wie in einem Rettungsboot dem
Untergang des blauen Staatsschiffes entronnen war?
    Auch er hatte das tollste Abenteuer
seines bekanntlich noch nicht sehr langen Lebens bestehen müssen. Was er dabei
vollbrachte, das wird ihm für alle Zeiten die größte Hochachtung aller
eintragen, die je davon erfahren.
    Als er so verlassen und meilenweit von
jeder menschlichen Hilfe in seinem kleinen Holzgefäß über die tobenden Wellen
trieb, begann er zunächst einmal zu überlegen, was am vernünftigsten zu tun
wäre. Allerdings störte ihn bei dieser Beschäftigung sehr, daß die Wogen ihn
fortwährend auf und nieder schleuderten. Ping Pong würde sich zweifellos eine
respektvollere Behandlung ausgebeten haben, wenn nur jemand dagewesen wäre, dem
er seinen Protest hätte mitteilen können. Es war aber niemand da, nur der Sturm
und die Wellen.
    Nachdem er einige Zeit hindurch
vergeblich versucht hatte, einen vernünftigen Gedanken zu fassen, geschah es
plötzlich, daß der Sturmwind unter den kleinen Schirm fuhr und ihn um ein Haar
mit sich fortriß. Ping Pong erwischte gerade noch die Krücke des
Sonnendächleins und zog es erbost wieder zu sich herunter. Aber der Wind trieb
das gleiche Spiel von neuem, und so ging es eine Weile hin und her. Ping Pong
stemmte sich mit seiner ganzen winzigen Person gegen den Sturm, der ihn dabei
fast aus seinem Bottich herausblies. Aber der kleine Würdenträger ließ weder
den Griff des Schirms noch den des Holzgefäßes los. Und plötzlich kam er

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