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Jim Knopf und die Wilde 13

Jim Knopf und die Wilde 13

Titel: Jim Knopf und die Wilde 13 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Ende
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auf eine
glorreiche Idee: Er befestigte mit der Kordel seines goldenen Schlafröckchens
die Schirmkrücke am Griff des Holzbottichs und verwandelte auf diese Weise sein
Gefährt in ein — freilich etwas sonderbares — Segelboot. Der Erfolg war, daß
nun der sausende Wind das Schifflein in toller Geschwindigkeit über das Meer
dahintrieb.

    Wenn das Unglück es gewollt hätte, so
wäre der kühne Segler immer weiter in die Grenzenlosigkeit des offenen Ozeans
hinausgeweht worden. Aber der Wind blies zum Glück auf das Festland zu, in
diesem Fall auf die mandalanische Küste. Und noch am selben Abend, an dem Jim
im ,Land, das nicht sein darf ankam, trieb Ping Pong mit geschwelltem
Schirmchen in den Hafen von Ping. Kaum hatte man ihn entdeckt, da wurde er auch
schon herausgefischt und an Land gebracht. Das erste, was dieses bemerkenswerte
Kindeskind nach seiner Rettung tat, war, daß es an die Rettung der anderen
dachte. Ping Pong ordnete sofort an, daß alles, was nur irgend Segel oder Ruder
hätte, also die gesamte mandalanische Flotte, auslaufen müsse, um die
schiffbrüchigen Matrosen und wenn möglich natürlich auch die Gefangenen der
,Wilden 13’ zu suchen. Während die Schiffe zur Ausfahrt fertig gemacht wurden,
eilte der kleine Oberbonze zum Kaiser und berichtete ihm genau, was geschehen
war. Die Bestürzung und Trauer des Kaisers nach dieser schrecklichen
Unglücksbotschaft war grenzenlos. Ganz besonders aber schmerzte ihn, was er von
seinem Töchterchen hören mußte.
    „So habe ich sie nun doch verloren“,
murmelte er mit bleichem Antlitz, „und meine edlen Freunde dazu.“
    Dann ging er allein in sein Gemach und
weinte bitterlich.
    Ping Pong jagte in einer der
mandalanischen Kutschen zum Hafen zurück. Die Flotte war inzwischen bereit,
auszulaufen. Er bestieg sofort das größte Schiff, das sich unverzüglich an die
Spitze setzte, um die anderen zu der Stelle der schrecklichen Niederlage zu führen.
Es war ein ganzer Wald von Masten, großen und kleinen, der hinterdreinzog.
Später schwärmten die Schiffe aus und suchten die ganze Nacht hindurch bei
Fackellicht das Meer nach Schiffbrüchigen ab. Und um es gleich vorwegzunehmen,
es gelang, alle zu retten. Für diese Tat wurde dem tapferen Oberbonzen später
in Mandala ein Denkmal errichtet — in Lebensgröße. Und damit niemand darüber
stolperte, stellte man es auf eine hohe Säule aus grünem Jadestein. Es steht
heute noch da, und wer nach Ping kommt, kann es sich ansehen.
    Nach der Rettung der Schiffbrüchigen
kehrte die Flotte noch nicht sogleich heim, sondern suchte weiter, denn Ping
Pong wollte ja die Gefangenen der „Wilden 13“ nicht im Stich lassen.
    Und so kam es, daß der Hafen von Ping
vollkommen leer von Schiffen war, als am folgenden Abend der Piratensegler
einfuhr und an der Kaimauer anlegte. Es läßt sich leicht denken, welcher
Schrecken unter den Bewohnern der Stadt ausbrach. Sie alle mußten natürlich
glauben, daß die „Wilde 13“ gekommen war, um die Stadt zu überfallen und zu
plündern und in Schutt und Asche zu legen. Ein Teil der Leute floh Hals über
Kopf auf das freie Land hinaus, die etwas Beherzteren verbarrikadierten sich in
ihren Häusern.
    Als Lukas und Jim, gefolgt von Li Si,
dem Kapitän und den Matrosen, an Land gingen, blickten sie sich verwundert um,
denn der Hafen und alle Straßen lagen wie ausgestorben da.
    „Da wären wir also wieder, Leute“,
sagte Lukas, „aber mir scheint, wir kommen etwas unerwartet.“
    Die Piraten zögerten zuerst, an Land zu
gehen. Schließlich kamen sie doch, einer nach dem anderen, vom Schiff herunter,
aber sie standen ziemlich finster und argwöhnisch herum.
    Da weit und breit keine der kleinen
Kutschen mehr zu sehen war, mußten die Ankömmlinge den Weg zum kaiserlichen
Palast zu Fuß gehen. Alle Straßen und Plätze lagen still und menschenleer in
der anbrechenden Nacht, alle Türen waren verschlossen und alle Fenster dunkel.
Nicht anders fanden sie den Palast. Die Soldaten der kaiserlichen Leibwache
waren zwar nicht geflüchtet, aber sie waren zum Hafen marschiert, um der
„Wilden 13“ entgegenzutreten. Dabei hatten sie allerdings einen Abkürzungsweg
genommen und deshalb die Ankommenden verfehlt.
    Weil die große Ebenholztür verschlossen
war, führte Li Si ihre Freunde und die Piraten durch die Küchentür ins Innere
des Gebäudes. Leer und dunkel lagen die Gänge, die Schritte hallten.
    Als sie schließlich den großen
Thronsaal erreichten, fanden sie den erhabenen

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