Jim Knopf und die Wilde 13
sehr
schön. Und zum Schluß las Lukas vor, wie sie nun hießen:
1.
Antonio
2.
Emilio
3.
Fernando
4.
Ignazio
5.
Ludowico
6.
Maximiliano
7.
Nikolo
8.
Rudolfo
9.
Sebastiano
10.
Theodoro
11.
Ulrico
12.
Xaverio
Die riesenhaften Kerle standen da wie
die Kinder an Weihnachten und freuten sich unbändig über ihre Namen, durch die
sie sich nun unterscheiden konnten.
„Und wohin soll jetzt die Reise gehen?“
erkundigte sich Ulrico. „Nach Lummerland“, antwortete Jim, „der Drache hat doch
gesagt, ich soll heimkehren, da würde ich alles erfahren.“
„Gut“, sagte Maximiliano, „aber womit
fahren wir? Der Henker soll den Sturm holen, unsere blutroten Segel sind nur
noch Fetzen.“ Also blieb nichts anderes übrig, als all die kostbaren
perlenbestickten Seidenstoffe, Teppiche und Spitzentücher, die mit den übrigen
Schätzen noch im Laderaum verstaut lagen, heraufzuholen und aufzuziehen. Und
als schließlich jedes Damasttaschentuch und jede Brokatserviette gesetzt war,
bot das Schiff einen höchst sonderbaren, aber unleugbar auch einen höchst
prächtigen Anblick: Mit Hunderten von großen und kleinen farbenprächtigen
Segeln, die sich im Winde blähten, fuhr es ins glühende Abendrot hinein, der
kleinen Heimat von Jim und Lukas entgegen.
NEUNUNDZWANZIGSTES KAPITEL
in dem Prinz Myrrhen sein Land findet
Es war eine weite Reise nach
Lummerland. Das Staatsschiff hatte von Mandala aus immer mehrere Tage dazu
gebraucht. Und vom ehemaligen „Land, das nicht sein darf“ war der Weg noch mehr
als doppelt so weit. Aber nach allem, was meine Leser von den fabelhaften
Seefahrerkünsten der einstigen Piraten und der Schnelligkeit ihres Schiffes
schon erfahren haben, wird es gewiß niemanden mehr in ungläubiges Erstaunen
setzen, wenn er erfährt, daß die „zwölf Unbesiegbaren“, wie sie ja von nun an
heißen sollten, nur eine einzige Nacht dazu benötigten.
Als Jim und Lukas am nächsten Morgen
noch vor Sonnenaufgang frisch und ausgeschlafen das Deck betraten, sahen sie,
daß alle zwölf Brüder auf dem Vorderdeck standen und verwundert durch ihre
Fernrohre spähten.
Als sie die beiden Freunde kommen
hörten, drehte sich einer nach ihnen um, es war Theodoro, und sagte lachend:
„Da hast du uns ja schön verkohlt,
Hauptmann Prinz. Ist das da vorne vielleicht eure winzige Insel, auf die wir
nicht alle draufpassen?“
Die beiden Freunde schauten die Brüder
verdutzt an, denn mit bloßem Auge konnten sie am fernen Horizont noch nichts
erkennen. „Warum?“ fragte Jim. „Was is’ mit der Insel?“
„Na, schaut sie euch doch mal an!“ rief
Antonio. „Hagel, Blitz und Wolkenbruch, wenn das da eine kleine Insel ist, dann
bin ich ein Floh!“
Zwei der Brüder, Ignazio und Nikolo,
gaben den beiden Freunden ihre Fernrohre. Lukas und Jim spähten hindurch, und
dann sagten sie eine ganze Weile gar nichts mehr.
Aus den sanften Nebelschleiern, von der
Morgendämmerung mit rosenfarbenem Licht übergossen, traten die Umrisse eines
Landes, nein, eines ganzen Kontinents hervor. Die Küsten ragten an manchen
Stellen steil aus den blauen Wellen auf, an anderen fielen sie sacht ins Wasser
ab. Berge und Ebenen wechselten in höchst anmutiger Weise, soweit das Auge
reichte. Und als nun die Sonne über dem Land aufging, begannen die Felsen zu
funkeln und zu glitzern in allen Regenbogenfarben, als sei die ganze große
Insel aus Edelsteinen zusammengesetzt. Das Licht blendete die Augen. Am
strahlendsten aber kam es von einem bestimmten Ort, nahe der Ostküste. Jim
konnte noch nicht erkennen, was es war.
Er setzte das Fernrohr ab und sagte:
„Nein, Lummerland is’ das nicht. Ihr müßt falsch gefahren sein.“
„Ja“, brummte Lukas, „scheint mir auch
so. Dieses Land habe ich noch nie gesehen.“
Die zwölf Brüder schüttelten die Köpfe.
„Wir sind noch niemals falsch gefahren“, versicherte Xaverio.
Jim nahm das Fernrohr wieder vors Auge,
und weil das Schiff der Küste rasch näher kam, konnte er bald den Ort, von dem
das Funkeln so besonders herrlich ausging, genauer unterscheiden. Türme aus
durchsichtigen und vielfarbigen Edelsteinen traten hervor, dann waren auch
alte, halbverfallene Tempel und Paläste zu erkennen, eine ganze Stadt von so
märchenhafter Pracht, daß alle Worte zu schwach sind, den Anblick zu
beschreiben.
„Oh“, stieß Jim hervor, „Lukas, weißt
du was das is’? Das is’ die Stadt, die wir gesehn haben, wie wir auf dem
Meeresgrund gefahren sind!“
In beiden Freunden
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