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Jimmy, Jimmy

Jimmy, Jimmy

Titel: Jimmy, Jimmy Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark O'Sullivan
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klingt wirklich kein bisschen freundlich, »gib sie mir! Sofort! Es reicht jetzt. Oder willst du uns Weihnachten komplett verderben?«
    »Du magst mich nicht, Judy«, sagt er. »Darum lässt du mich auch nicht in deinem Bett schlafen.«
    »Jimmy, hör auf, bitte!«, sagt sie.
    Sean setzt sich auf die Treppe. Mam versucht, Dad die Konsole abzunehmen, aber er weicht zurück.
    »Du hast es versprochen«, sagt Dad. »Aber du hast es nie gehalten.«
    »Gib mir das Spiel!«, sagt Mam. »Los, gib mir das Spiel!« Ihre Stimme wird jetzt schriller, und ich weiß genau, wie sie sich fühlt. Wenn es nichts mehr zu sagen gibt, kann man nur immer noch mal dasselbe wiederholen. »Los, gib mir das Spiel!«
    »Mam, lass es!«, sage ich.
    »Jimmy, wenn du mir das Spiel nicht sofort gibst«, sagt Mam, »dann …«
    Und plötzlich kommt Sean angestürmt und stürzt sich auf Dad.
    »Gib ihr das verdammte Spiel, Jimmy!«, schreit er und greift nach der Konsole in Dads Hand. Es gibt ein Handgemenge, eine Rempelei, dann stoßen sie sich gegenseitig weg. »Ich verpass dir eine, Jimmy, ich schwör’s, ich verpass dir eine!«
    »Hau ab!«, sagt Dad. »Hau ab, sonst gibt’s was!«
    Die Wut in Mams Gesicht ist verschwunden. Sie ist nur noch blass. Ihr Mund hat sich verzogen, als hätte sie einen Schlaganfall gehabt. Dann höre ich ihr ersticktes Wimmern.
    »Jungs, bitte hört auf!«, sage ich. »Bitte hört auf!«
    Aber sie kämpfen weiter, und Seans Schulter trifft Dad an der Nase. Er taumelt, dann lässt er die Konsole fallen und schlägt Sean gegen die Brust. Gleich darauf trifft ihnSean mit der Rechten am Bauch, und er fällt. Von da an ist es ein Ringkampf. Sie wälzen sich auf dem Boden, klammern sich aneinander und versuchen, dem andern den Arm zu verdrehen. Der Nachttisch fällt um, und auch die Ersatzlampe geht in Scherben. Als sie gegen die Regale stoßen, regnet es DVDs. Und dann verliert Mam endgültig die Nerven. Sie ist komplett hysterisch, aber sie hören einfach nicht auf. Sie tun sich jetzt wirklich weh. Ich sehe Blut und weiß nicht, von wem.
    Mein erster Instinkt ist, Brian anzurufen, aber ich kann nicht. Ich habe Angst, ihn zu verlieren, wenn er diesen Wahnsinn sieht. Dann höre ich Angie. Ich höre sie wirklich. Eine echte Stimme hinter mir, die schreit: Ruf Martin an! Als ich mich umdrehe, steht nur Tom mit seinem grünen Traktor da. Sein Gesicht ist ausdruckslos. Seine blauen Augen sind wie tot. Ich greife ihn mir und trage ihn die Treppe hoch.
    »Es ist ein Spiel, Tom«, sage ich zu ihm, »nur ein Spiel.«
    Ich suche im Nummernverzeichnis des Telefons im Flur nach Martins Nummer und finde sie schließlich.
    »Judy?«, sagt Martin.
    »Hilf uns, Martin!«, sage ich. Dann schließe ich die Augen und spüre, wie Toms Hand mir über die Haare streichelt.
    »Jimmy böse«, sagt er, und ich sage ihm nicht, dass er sich irrt.

25
    Es ist Silvester, und zum ersten Mal feiere ich nicht zu Hause. Mam hatte ursprünglich ein Fest geplant, mit Martin und ein paar anderen Freunden und Bekannten, vor allem Arbeitskollegen, vermute ich, und ein paar Leuten aus ihrem Chor. Plus Miss Understanding natürlich. Aber nach der Geschichte mit Argos hat sie es sich anders überlegt. Argos ist nämlich tot. Und wer weiß, vielleicht ist es sein Glück, dass er nicht noch ein Jahr erleben musste.
    Es ist das erste Mal, dass ich mit Brian sozusagen offiziell ausgehe, und für mich fühlt es sich an, als würden uns alle nur anglotzen. Obwohl es in der vollen Bar wahnsinnig laut ist, kann ich regelrecht hören, was sie denken. Die Mädchen: Mit der geht er jetzt? Und die Jungs, darunter auch Derek: Vorwärts, Brian, schnitz noch eine Kerbe in den Gewehrlauf!
    Ich nuckle an meinem zweiten Cocktail, einem Mojito, der mir zu grün ist und zu minzig. Noch eine Premiere, obwohl ich natürlich so tue, als hätte ich jeden Cocktail, den sie hier mixen, schon mal probiert. Alles in allem bin ich aber ziemlich entspannt. Es dreht sich auch schon ein bisschen in meinem Kopf – nicht das Schlechteste, was mir passieren kann, weil dann der denkende Teil meines Gehirns für eine Weile abschaltet. Blöd ist nur, dass alles, wasich zu vergessen versuche, hinterher, wenn der leichte Schwindel vorüber ist, noch ein bisschen heftiger in den Vordergrund dringt. Sean hat den Hund getötet! Er muss es getan haben, weil Dad dazu gar nicht in der Lage wäre. Oder doch? Jedenfalls kann ich Sean nicht böse sein. Ich kann nicht jemanden treten, der schon auf dem Boden

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