Jinx - der verfluchte Liebeszauber
bin auch ziemlich müde. Wenn es Ihnen recht ist, gehe ich ins Bett.«
»Aber natürlich, Paula, gehen Sie nur!«, sagte Tante Evelyn mit völlig veränderter Stimme. »Vielen Dank für alles, was Sie heute Abend getan haben.«
»Das habe ich gerne gemacht«, sagte Paula. »Ich bin nur froh, dass … na ja, dass alles gut ausgegangen ist. Gute Nacht.«
Sobald sich die Tür hinter ihr geschlossen hatte, wandte ich mich an Tante Evelyn und Onkel Ted und holte tief Luft, auch wenn ich das, was ich ihnen sagen musste, nicht sagen wollte. Aber ich hatte keine andere Wahl.
»Ich weiß, dass ihr beide wahrscheinlich sehr müde seid und ins Bett wollt«, sagte ich mit zitternder Stimme. »Aber ich möchte euch noch sagen, wie leid es mir tut, dass ich euch nichts von den Tabletten gesagt habe. Dass ich wusste, dass Tory sie hatte, meine ich. Und« – den nächsten Satz sagte ich rasend schnell, weil ich ihn praktisch pausenlos im Geist geübt hatte, seit ich zugesehen hatte, wie Tory von den Sanitätern aus dem Haus getragen worden war – »und wenn ihr mich jetzt wieder nach Iowa zurückschicken wollt, kann ich das absolut verstehen.«
Tante Evelyn und Onkel Ted sahen mich so fassungslos an, als hätte ich ihnen gerade vorgeschlagen, sie sollten mir den Kopf abschlagen.
»Dich nach Iowa zurückschicken?«, sagte Onkel Ted. »Aber warum sollten wir das denn tun?«
»Jean! Liebes!« Tante Evelyn, die nach exotischen Blumen duftete und in ihrem eng anliegenden schwarzen Abendkleid unglaublich elegant aussah, legte mir einen Am um die Schulter. »Was heute passiert ist, war doch nicht deine Schuld! Tory ist… sie hat schon seit
einiger Zeit Probleme. Es tut mir leid, dass ich dir am Telefon das Gefühl gegeben habe, ich sei enttäuscht von dir. Ich habe mir solche Sorgen gemacht, dass ich nicht mehr klar denken konnte. Wir geben dir nicht die Schuld. Ganz und gar nicht.«
»Aber …« Wie sollte ich es ihnen erklären, ohne dass Tory mich hasste (mal abgesehen davon, dass sie das sowieso schon tat), wenn sie herausfand, dass ich mit ihnen darüber gesprochen hatte? »Es ist nur… na ja, wisst ihr … ich und Zack …«
Tante Evelyn ließ ihren Arm fallen und ihre Züge verhärteten sich wieder. Aber nicht weil sie – wie ich im ersten Moment dachte – sauer auf mich war.
»Dann ging es also um Zack?«, sagte sie. »Wir hatten schon überlegt, ob es etwas mit ihm zu tun hat. Tory ist bereits seit einer Weile in ihn verliebt – er aber leider nicht in sie. Ich habe versucht, ihr zu erklären, dass das im Leben nun mal so ist und dass man Liebe nicht erzwingen kann. Aber du kannst nichts dafür, Jean, dass er sich für dich entschieden hat und nicht für sie.«
Ich wurde bis zu den Haarwurzeln rot. »Nein, nein!«, sagte ich entsetzt. »Zack und ich … wir sind nicht zusammen. Wir sind nur gute Freunde. Ich weiß selbst nicht, wie Tory darauf kommt, dass da mehr sein könnte.«
»Hm.« Tante Evelyn zog die Augenbrauen hoch. »Vielleicht denkt sie das, weil er immer …«
Aber sie kam nicht dazu, den Satz zu beenden.
»Moment mal«, fiel Onkel Ted ihr ins Wort. »Jetzt
verstehe ich gar nichts mehr. Ich dachte, Tory wäre über Zack hinweg. Was ist denn mit diesem Shawn?«
»Ich glaube, die beiden haben einfach eine ganz normale Freundschaft«, sagte Tante Evelyn.
Ja genau, dachte ich. Eine ganz normale Freundschaft plus .
»Um noch mal auf Zack und mich zurückzukommen«, schaltete ich mich wieder ein, weil ich den Eindruck hatte, dass wir vom eigentlichen Thema abdrifteten. »Ich glaube, dass das, was heute passiert ist, etwas damit zu tun hat, dass Zack und ich befreundet sind. Aber wenn ich wieder nach Hause fahren würde, dann würde Tory vielleicht …«
»Du kannst uns nicht schon wieder verlassen, Jean«, sagte Tante Evelyn besorgt. »Ted und ich sind sehr froh, dich hier bei uns zu haben. Teddy und Alice lieben dich über alles, Paula ist begeistert von dir, und sogar Martha hat gesagt, dass du frischen Wind ins Haus bringst. Ich wüsste gar nicht mehr, was wir ohne dich tun sollten.«
»Außerdem«, fügte Onkel Ted hinzu, »glaube ich, dass es Tory ganz guttut, dass du hier bist. Stell dir nur mal vor, was heute Abend passiert wäre, wenn du nicht da gewesen wärst.«
»Ja genau, du kannst ihr ein Vorbild sein, Jean«, stimmte Tante Evelyn zu. »Du bist so ein lebenstüchtiges, patentes Mädchen und stehst mit beiden Beinen fest auf dem Boden. Ehrlich gesagt hatte ich
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