Jinx - der verfluchte Liebeszauber
bei jedem Footballspiel auf der Tribüne saß und ihm zujubelte, selbst wenn die Spiele zeitlich mit meinen Orchesterproben zusammenfielen. Er bestand darauf, mich jeden Morgen zu Hause abzuholen und zur Schule zu fahren. Ich musste in der Cafeteria mit ihm Mittag essen, nach dem Unterricht beim Footballtraining zuschauen, danach bei ihm zu Hause zu Abend essen und meine Hausaufgaben mit ihm erledigen … Ich bin mir ziemlich sicher, dass es ihm am liebsten gewesen wäre, wenn ich auch noch bei ihm übernachtet hätte, falls seine – und meine – Eltern das erlaubt hätten. Wenn ich ihm sagte, dass ich mit meinen Freundinnen ins Kino gehen oder zu Hause bleiben und Geige üben wollte, war er jedes Mal tödlich beleidigt und machte mir eine Szene.
Schon sehr bald hatte sich das, was ich für einen wahr gewordenen Traum gehalten hatte, in einen Albtraum verwandelt …
Ich merkte, dass meine Verliebtheit sich in Luft aufgelöst hatte und dass ich nicht mehr mit ihm zusammen sein geschweige denn jede wache Minute mit ihm verbringen wollte.
Also machte ich Schluss mit ihm.
Weil ich ihm nicht wehtun wollte, behauptete ich, es hätte nichts mit ihm persönlich zu tun, sondern nur mit mir. Dass ich mich für eine so feste Beziehung noch nicht reif genug fühlte und mir alles ein bisschen zu schnell ginge. Ich sagte ihm, dass ich mehr Freiraum bräuchte und mich auf die Schule und meine Musik konzentrieren müsste. Ich versuchte, ihm zu erklären, dass ich mich auch mal mit meinen Freundinnen treffen und am Wochenende babysitten wollte, statt meine gesamte Freizeit nur mit ihm zu verbringen.
Dylan sagte, dass er dafür absolut Verständnis hätte und mir meine Freiheit lassen würde, wenn ich ihm eine zweite Chance gäbe.
Das Problem war nur, dass ich ihm keine zweite Chance geben wollte. Ich war einfach nicht mehr in ihn verliebt.
Also log ich und behauptete, meine Eltern hätten etwas gegen unsere Beziehung, weil ich ihrer Meinung nach noch zu jung dafür sei. Ich war mir sicher, dass er mir das glauben würde – immerhin war ich eine Pfarrerstochter.
Aber diese Lüge erwies sich als fataler Fehler. Ich hätte einfach von Anfang an wahrheitsgemäß sagen sollen: »Es tut mir sehr leid, Dylan, aber ich liebe dich nicht mehr.«
Von da an bildete sich Dylan nämlich ein, wir wären ein vom Schicksal füreinander bestimmtes Liebespaar wie Romeo und Julia, und das einzige Problem wären meine Eltern, die uns daran hinderten, zusammenzukommen.
Und damit begannen der Telefonterror und die nächtlichen Besuche bei uns zu Hause. Er fing an, mir aufzulauern.
Eines Nachts – nachdem er mich wieder mal um vier Uhr morgens geweckt hatte, indem er Steinchen an mein Fenster geworfen und gefleht hatte, ich solle runterkommen und mit ihm reden – sagte ich ihm schließlich, dass ich ihn nicht mehr liebte und dass er mich bitte in Ruhe lassen solle.
Aber da hatte er sich schon viel zu sehr in seinen ganz persönlichen tragischen Liebesfilm hineingesteigert, als dass er mir geglaubt hätte.
Also floh ich heimlich aus der Stadt. Was blieb mir auch anderes übrig? Ich wollte nicht, dass die Geschichte endlos so weiterging und er am Schluss in seinem Wahn womöglich noch versuchte, unser Haus niederzubrennen, oder etwas ähnlich Dramatisches anstellte (und bei meinem grenzenlosen Pech war das gar nicht mal so unwahrscheinlich).
Während ich schaudernd daran zurückdachte und mich zum tausendsten Mal fragte, warum ich mich nicht ganz normal in einen Jungen verlieben konnte, der mich ganz normal zurückliebte, kam ich wie so oft zu dem Schluss, dass ich einfach unter einem unglücklichen Stern geboren worden war. Lindsey hielt es vielleicht für romantisch, heimlich die Stadt verlassen zu müssen, um vor einem verliebten Mann zu fliehen.
Aber ich hatte andere Vorstellungen von Romantik.
Und jetzt stellte sich heraus, dass mir die Flucht nicht
einmal gelungen war. Er war hier – auf dem Frühlingsball meiner neuen Schule.
Toll. Echt toll.
Warum hatte Tory mich nicht einfach gleich erschossen und dem Elend damit ein schnelles Ende gesetzt? Das wäre mir viel lieber gewesen. Und weniger peinlich.
»Dann hat Tory die Aktion also ganz in Ruhe geplant, während wir alle geglaubt haben, sie hätte sich geändert?« , fragte Zack.
»Sieht so aus«, sagte ich. »Aber du musst nicht von ›wir‹ sprechen, Zack. Du warst von Anfang an skeptisch und lagst richtig damit. Gott, mir tut das alles so leid!«
»Dir
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