Jinx und der magische Urwald (German Edition)
braun-blauen Sorge um Simon.
»Du hast dich verändert«, sagte sie. »Das liegt am Urwald. Der macht dir zu schaffen.«
»Der Urwald hat nichts damit zu tun. Ich bin zurzeit sehr beschäftigt.«
»Warum putzt du die Werkstatt?«, fragte Sophie.
»Weil es nötig ist«, sagte Simon.
»Aber du putzt sonst nie deine Werkstatt«, sagte Sophie.
Und jetzt macht er es auch nicht richtig
, dachte Jinx.
Oder nur ein bisschen.
Die meiste Arbeit machte natürlich Jinx.
»Es ist
meine
Werkstatt«, sagte Simon. »Da kann ich putzen, wann es mir passt. Ich brauch dir nicht jeden meiner Schritte zu erklären.«
Das klang nach einer der üblichen Kabbeleien zwischen Simon und Sophie, und Jinx machte sich deswegen keine großen Gedanken. Die Mauer, die Simon umgab, bereitete ihm da schon eher Kopfzerbrechen. Normalerweise befand die Mauer sich in Simons Innern, und sie sollte ihn gegen andere abschirmen, nicht gegen Sophie. Jinx wischte mit einem Staublappen um einen Bücherstapel auf dem Fußboden herum. Der Staub flog ihm in die Nase, er musste niesen. Eine Spinne krabbelte beleidigt davon.
»Du bist mit etwas Neuem beschäftigt«, sagte Sophie. »Mit irgendeinem besonderen Zauber, den du noch nie ausprobiert hast, stimmt’s?«
»Du willst über Zauberei doch nichts wissen, wieso fragst du dann?«, sagte Simon, ohne sie anzusehen.
»Wenn du so bist, kann ich nicht mit dir reden«, sagte Sophie und wandte sich zum Gehen.
»Gut. Dann lass es.«
Das blasse Beben einer Kränkung zog durchs Zimmer. »Ich bin dir im Weg«, sagte Sophie mit zitternder Stimme.
»Du bist immer im Weg«, sagte Simon schroff. Aber seine Gedanken passten überhaupt nicht zu seinen Worten. Jinx war verwirrt.
»Er meint es nicht so, Sophie«, hörte er sich selbst sagen.
»Kümmer du dich um deine eigenen Angelegenheiten!«, sagte Simon.
»Das
ist
meine Angelegenheit.«
»Nein, Jinx, ist es nicht«, sagte Sophie. »Simon, können wir das woanders bespr…«
»Da gibt es nichts zu besprechen.«
»Er meint es nicht so!« Jinx konnte nicht anders. »Er hasst sich selbst dafür, dass er das sagt. Ich weiß nicht, warum er so redet.«
Simon fuhr zu Jinx herum. »Raus mit dir, auf der Stelle!«
»Nein, geh nicht, Jinx. Ich gehe«, sagte Sophie. Sie war blass.
»Ja, tu das«, sagte Simon.
Sie ging, und es war, als würde das Zimmer entzweigerissen.
Jinx war schrecklich zumute. Er hörte Sophies Schritte, sie lief bis zum Ende des Flurs und noch weiter – sie verschwand durch die Steinwand. Jinx staubte den Bücherstapel ab, obwohl der Staub sich jetzt komplett auf dem Lappen und in seiner Nase verteilt hatte. Jinx hatte Sophie gern und nahm es Simon übel, dass er so gemein zu ihr war. Er wäre ihr gern hinterhergelaufen und hätte ihr gesagt, dass in Simons Kopf etwas Merkwürdiges vor sich ging und dass der neue Zauber, an dem er arbeitete, aus irgendeinem Grund sehr wichtig für ihn war. Nein, das war es auch nicht. Es hatte mit dem schlechten Gewissen zu tun, oder? Irgendetwas war faul an diesem Zauber, und deshalb wollte Simon nicht, dass Sophie davon erfuhr.
Eine düstere, grüne Wolke umgab Simon, die ihm Tränen in die Augen trieb. »Raus mit dir, habe ich gesagt.«
Jinx warf seinen Staublappen hin und verschwand.
Die Werkstatt sah tadellos aus. Alles war vom Boden und von der Werkbank in die Regale geräumt. Alles war abgestaubt und geschrubbt. Kälte hing im Raum, und das lag vor allem an Simon. Simon schimpfte nicht mehr mit Jinx – er sprach fast überhaupt nicht mit ihm. Sophie war natürlich nicht zurückgekommen. Jinx glaubte nicht, dass sie je zurückkommen würde.
Jinx und Simon stellten vier Feuerschalen in den Ecken der Werkstatt auf, und dann zeichnete Simon mit Kreide Symbole auf den Boden. Während er das tat, schaute er immer wieder in das Buch mit rotem Ledereinband. Tagelang ging das so.
Einmal trat Jinx aus Versehen auf ein Symbol, das so ähnlich aussah wie ein geflügelter Fuchs. Daraufhin warf Simon ihm einen so eisigen Blick zu, dass Jinx am liebsten seinen Mantel übergezogen hätte.
Schließlich waren die Kreidezeichnungen fertig. Über einer Feuerschale braute Simon einen Zaubertrank. Ganz vorsichtig lief Jinx zwischen den Kreidesymbolen hindurch zu dem hohen Hocker, setzte sich darauf und schaute zu. Von dem Zaubertrank ging erst ein Lakritzgeruch aus, dann ein süßer Duft nach Apfelblüten. Einmal kam eine Katze in die Werkstatt, und Simon bedachte sie mit demselben bösen Blick wie zuvor
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