Jinx und der magische Urwald (German Edition)
sechste Sinn fehlte.
»Ich kann die Wolken um deinen Kopf nicht sehen«, erklärte Jinx und kämpfte gegen ein Gefühl von Panik an. In seinem Kopf schien ein weißes Nichts zu sein.
»Ich hab keine Wolken um den Kopf«, sagte Simon geduldig, und sein Gesichtsausdruck war – wie war er? Jinx hatte keine Ahnung, was Simon dachte.
»Ich meine die bunten Wolken! Die man immer sehen kann.«
»
Ich
kann keine bunten Wolken sehen, Jinx.«
»Klar kannst du das! Das kann doch jeder!«
Allmählich wurde Jinx wach und konnte ein wenig klarer denken.
Versuch nicht länger meine Gedanken zu lesen
, hatte Donna Glimmer gesagt.
Keiner kann das.
Hatte sie damit die Wolken gemeint?
»Dann kann das wohl keiner«, sagte Jinx, der das jetzt zum ersten Mal begriff.
Er hatte etwas Besonderes besessen, und das hatte Simon ihm mit seinem Zauber genommen. Die Fähigkeit … ja, welche Fähigkeit? Nicht, Gedanken zu lesen, denn das war es eigentlich nicht, aber Farbe und Form der Gedanken anderer Menschen zu sehen. Simon schaute ihn mit einem Ausdruck an, der … was bedeutete? Sorge? Ärger?
Es war egal! Jinx taumelte zur Haustür – mit der weißen Leere im Kopf konnte er kaum gerade laufen. Die Tür ließ sich nicht öffnen. »Lass mich raus!«
»Nicht jetzt, Jinx. Später. Beruhige dich. Iss erst mal was.«
»Ich will aber nichts essen!« Er schob sich an Simon vorbei.
Es gab noch einen anderen Ausgang. Unbeholfen stieg er die Leiter hoch zum Dachboden. Die weiße Leere war hinderlich, und als er oben ankam, stolperte er über die Schwelle und wäre fast hintenüber in die Küche gefallen. Er hörte, wie Simon ihm nachkam. Jinx erreichte die Tür ins Nichts und stieß sie auf. Simon hielt ihn fest.
»Jinx! Nicht, Jinx! Das willst du nicht.«
Jinx wehrte sich, er versuchte sich loszureißen. Jetzt, da er den kleinen blauen Himmel über sich hatte und das Leben des Urwalds zur offenen Tür hereinströmte, ging es ihm schon besser. Wenigstens das konnte er immer noch spüren.
»Es geht tief hinunter, Jinx.« Simon zog ihn hinein, und die Tür schlug von selbst zu. »Komm jetzt runter und iss was.«
»Du kannst mich nicht zwingen zu essen.«
»Das stimmt. Na, komm schon.«
Halb kletterte Jinx, halb fiel er die Leiter hinunter, lief zum Abfluss bei der Pumpe und übergab sich.
»Schon gut, so kann es einem dabei ergehen.« Simon pumpte Wasser in den Abfluss und gab Jinx ein feuchtes Handtuch.
Er legte ihm eine Hand auf die Schulter, und Jinx, der auf einmal zu müde war, um sich zu wehren, ließ sich von Simon zu den Stufen vorm Ofen führen und setzte sich.
»Was hast du mit mir gemacht?«, fragte Jinx.
»Nur ein kleiner Zauber.«
»Das war kein kleiner Zauber, es war ein Riesenzauber!«
»Bald geht es dir wieder besser.«
»Erst wenn ich die Wolken wieder sehen kann!«
»Jinx, du redest dummes Zeug. Es gibt keine Wolken. Ruh dich lieber mal aus.«
»Mit meinem Kopf stimmt was nicht.«
»Mit deinem Kopf ist alles in Ordnung.«
Es gab noch einen weiteren Ausgang. Jinx sprang auf und torkelte durch den Flur zu der Wand, durch die Sophie verschwunden war. Er schlug dagegen. Es war und blieb eine Wand aus Stein. Er stemmte sich dagegen, dann hämmerte er mit den Fäusten darauf ein.
»Hör auf, Jinx!« Simon packte ihn.
Jinx riss sich los. »Lass mich durch!«
»Jinx …«
»Ich will zu Sophie!« Wieder warf er sich gegen die Wand. »Sag mir, wie ich da durchkomme!«
»Du kannst da nicht durch.«
»Du meinst wohl, du willst mir nicht verraten, wie es geht.« Noch nie hatte Jinx es gewagt, so mit Simon zu sprechen. Er blitzte den Zauberer an und erwartete orange gezackte Wut, aber natürlich war nichts dergleichen zu sehen. Da war nur dieser besorgte Ausdruck, und wer wusste, was sich dahinter verbarg?
Wahrscheinlich Lügen.
»Wenn sie erfährt, was du mir angetan hast, wird sie richtig sauer«, sagte Jinx.
»Ich habe dir nichts angetan …«
»Ich weiß, dass es einen Weg durch die Wand gibt!« Jinx wollte wieder dagegenschlagen, doch Simon zog ihn weg.
Jinx befreite sich und taumelte in Simons Werkstatt.
Auf der Suche nach der grünen Flasche, die Simon für den Zauber benutzt hatte, nahm er verschiedene Sachen von der Werkbank. Er zog Bücher aus den Regalen, um zu sehen, ob die Flasche vielleicht dahinter versteckt war.
»Lass das!«, sagte Simon.
Da stieß Jinx aus Versehen Calvin vom Regal. Er wollte ihn auffangen, aber die weiße Leere in seinem Kopf ließ ihn danebengreifen. Der Totenkopf
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