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Jinx und der magische Urwald (German Edition)

Jinx und der magische Urwald (German Edition)

Titel: Jinx und der magische Urwald (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sage Blackwood
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an ein Räuspern, leise nur, damit die Ruhe nicht gestört wurde.
    Niemand beachtete Jinx, als er durch den großen Saal ging. Er ließ seinen Blick durch die Reihen schweifen – Sophie war nicht zu sehen. Er versuchte zu erkennen, was die Leute schrieben. Einige hatten Bücher vor sich und machten sich Notizen. Andere schrieben in leere Bücher. Eine lange Fensterreihe säumte die gegenüberliegende Wand, aber keiner der Schreibenden hob den Blick und schaute hinaus.
    Jinx fragte sich, ob das »sie« waren, über die Simon und Sophie gestritten hatten.
Du denkst, ich bin genauso schlecht wie sie
, hatte Simon gesagt. Und Sophie hatte geantwortet:
Ahnungslosigkeit finden sie ja so reizend – bei anderen.
    Am anderen Ende des Tempels war eine Tür, die ins Sonnenlicht und zu einem Fußweg führte – Jinx sah dort Gewänder hin und her laufen. Er ging darauf zu, er wollte unbedingt Sophie finden oder irgendjemanden, der ihm etwas über seine magische Kraft sagen konnte.
    »Was machst du da, Kleiner?«
    Wie ein Teller, der klirrend zu Boden fällt, zerschnitt die Stimme die Stille. Das Kratzen der Federn verstummte. Hundert Augenpaare richteten sich auf Jinx.
    Er schaute hoch zu der großen Frau, die vor ihm stand. Einen kurzen Moment dachte er, es wäre Sophie, obwohl sie zu groß war und ihr Haar zu grau und Sophie nie so streng und Furcht einflößend guckte.
    Kleiner
 – Jinx konnte es nicht leiden, wenn man ihn so nannte. Aber als er sagte: »Ich suche Sophie«, fand er selbst, dass er sich wie ein kleiner Junge anhörte.
    »Welche Sophie?« Unter ihrem stechenden Blick kam er sich wirklich klein vor, und die hundert stummen Zuschauer machten es noch schlimmer.
    Manchmal hatten die Zauberer aus den magischen Büchern, die er kannte, zwei Namen. Der zweite Name war meistens derselbe wie der von Simon. Vielleicht hieß Sophie ja auch so.
    »Sophie Magus«, sagte er.
    Ein Schreckenslaut kam aus allen hundert Mündern. Nur die Frau, die vor Jinx stand, blieb ungerührt.
    »Wenn jemand
Magus
heißt, wird er hier wohl kaum zu finden sein«, sagte sie.
    Einige Schüler wagten es doch tatsächlich zu kichern.
    Jinx wurde jetzt richtig wütend auf diese Leute. Er verstand gar nicht, wie Sophie es mit ihnen aushielt. Jinx las so gern wie jeder andere, aber er interessierte sich auch für das, was außerhalb der Bücher passierte. Eine leuchtende, faszinierende Welt lag hinter den Türen des Tempels, und die Leute hier wandten ihr den Rücken zu! Jinx fand, sie hatten Sophie nicht verdient.
    Außerdem musste er sich eingestehen, dass sie überhaupt nichts Magisches an sich hatten. Er dachte an Sophie, die Zauberei ablehnte, obwohl sie ihr gefiel. Und Sophie kam von hier, wo »Wissen ist Macht« über der Tür geschrieben stand. Aber
Wissen ist Macht
war doch ein Zauberbuch. Das passte alles nicht zusammen.
    Von draußen waren laute Stimmen zu hören – Rufen, Gezänk, dann noch mehr Stimmen, laut und zornig.
    »Was ist das?«, fragte die Frau.
    »Irgendein Wirbel auf dem Marktplatz, Frau Professor.« Ein Mann stand auf. »Ich mache die Tür zu.«
    Niemand stand auf und guckte – ein Wirbel auf dem Marktplatz interessierte sie nicht.
Weil er nicht in den Büchern steht
, dachte Jinx. Draußen war jetzt eine richtige Massenkeilerei im Gange, immer mehr Leute mischten sich ein, während Jinx zuschaute. Selbst das Interesse des Mannes, der die Tür zumachte, schien kurz geweckt zu sein. Nachdem er eine Seite der Tür geschlossen hatte, hielt er inne – und genau in diesem Moment löste sich jemand, der Jinx sehr bekannt vorkam, aus der Menge und lief geradewegs auf den Tempel zu.
    Der Mann machte auch die andere Seite der Tür zu und schloss die Stille ein. Er schüttelte über das sinnlose Treiben auf dem Markt den Kopf und ging wieder zu seinem Platz.
    »Wie kommst du wohl darauf, dass du im Tempel des Wissens jemanden mit dem Namen Magus finden könntest?«, fragte die Professorin.
    »Vielleicht heißt sie auch gar nicht so«, sagte Jinx. Er dachte an denjenigen, den er eben aus der Menge hatte heraustreten sehen. »Äh, ich gehe dann besser mal.«
    Da wurde die Flügeltür mit solcher Wucht aufgestoßen, dass sie gegen die Wand knallte. Einen solchen Lärm hatte der Saal wahrscheinlich seit Jahrhunderten nicht erlebt. Hundert Paar Hände hielten hundert Paar Ohren zu.
    Simon bebte vor Zorn. Unwillkürlich trat Jinx einen Schritt zurück. Die Professorin schnappte nach Luft und sagte scharf: »Holt die

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