Jinx und der magische Urwald (German Edition)
herrührt, dann nehme ich an, dass er ihren Tod in den Flaschen gefangen hält. Um ihn dann benutzen zu können.«
Hoffentlich merkten sie nicht, dass das wilde Spekulationen waren. Simon hatte ihm nie etwas über Todesmagie erzählt, und Jinx hatte kein einziges Buch darüber gelesen.
»Hm. Und was verbirgt sich hinter der Tür?«
»Sie ließ sich nicht öffnen«, sagte Jinx.
»Aber die holde Jungfer sagt, du hättest hinter der Tür eine starke Macht gespürt.«
»Na, dann frag doch die holde Jungfer«, sagte Jinx verärgert.
»Wir müssen sie aufkriegen«, sagte Elfwyn. »Wenn wir herausfinden, worin seine zweite Machtquelle besteht, können wir sie vielleicht zerstören.«
»Habt ihr richtig fest am Griff gezogen?«, fragte Reven.
»Nein, auf die Idee sind wir nicht gekommen«, sagte Jinx ironisch.
»Jinx, sei nicht so unfreundlich«, sagte Elfwyn. »Die Tür war abgeschlossen.«
»Magie«, sagte Reven. Wie üblich war das für ihn eine ausreichende Antwort.
Eine Woche war vergangen. Jinx war gerade von dem Knochenmeister geschlagen worden, weil er die getrockneten Elfenlebern in den Krug gefüllt hatte, der für die getrockneten Nixenlebern war. Geschlagen und als Dummkopf beschimpft. Und das vor Elfwyn, die immerhin den Anstand besaß, so zu tun, als hätte sie nichts mitbekommen. Oder vielleicht war es ihr auch egal.
Er stürmte aus dem Schloss und stand allein auf dem Gipfel der kargen Steininsel. Jinx hasste die Insel. Der Himmel war zu groß, und die Bäume waren zu weit weg. Jinx schaute über die Schlucht hinweg zu dem Wald auf den Klippen gegenüber. Er vermisste das stete lebendige Gemurmel des Urwalds.
Hier drüben gab es nur die einsame Hemlocktanne. Jinx ging hin und lehnte sich dagegen. Die raue Rinde an seinem Gesicht hatte etwas Tröstliches, aber er hatte schon längst festgestellt, dass dieser Baum nicht sprechen konnte. Er hatte es nie gelernt.
Trotzdem richtete Jinx seine wütenden Gedanken an diesen Baum. Und er spürte seine Lebenskraft, die so schwach war im Vergleich zu dem pulsierenden Lebensfluss im Urwald.
Jinx ging so nah an den Rand der Klippe, wie er konnte, ohne dass ihm schwindelig wurde. Erst sieben Meter, dann fünf, dann fühlte er sich unsicher auf den Beinen. Drei Meter, und er hatte das Gefühl, gleich hinunterzufallen. Er ging ein paar große Schritte rückwärts.
Die Bäume standen zu beiden Ufern des Flusses hoch, sodass die Insel meistens im Schatten lag, aber jetzt, kurz vor Mittag, war es hell. Als Jinx hinab auf den Fluss schaute, hatte er fast das Gefühl, den Horizont sehen zu können.
»Hallo.« Revens Kopf tauchte über dem Klippenrand auf.
»Bist du wahnsinnig?!«
»Entschuldige.« Reven kletterte mühelos auf die Insel. Er schaute sich um, dann kam er ganz nah zu Jinx, beugte sich herunter und sagte leise: »Ich hab’s geschafft. Ich habe einen Weg nach unten gefunden.«
»Großartig.« Ihm gefiel Revens Weg nach unten schon jetzt nicht.
»Wenn man an dieser Stelle losgeht und dann immer im Kreis herum hinabsteigt, findet man genügend Halt für Hände und Füße. Unten an der Klippe auf der anderen Seite der Insel kommt man heraus. Jedenfalls, wenn man nicht runterfällt.«
»Bist du gefallen?«
»Ja, aber nur etwa drei Meter. Bergauf ging es dann besser.«
»Wieso bist du wieder hochgekommen, wenn du doch schon unten warst?«
Reven schaute beleidigt drein. »Natürlich weil du und die holde Jungfer noch hier seid. Elfwyn könnte den Abstieg schaffen«, sagte er mit einem Blick über den Klippenrand. »Doch ich fürchte, du würdest fallen. Wenn ich nur die Brücke finden könnte.«
Jinx hätte gern gesagt, dass er besser klettern konnte als Elfwyn. Aber das Klettern war nicht das Problem. Das Problem war, dass er es niemals bis zum Rand der Klippe schaffen würde.
»Ich suche einfach weiter«, sagte Reven. »Man darf niemals aufgeben!«
Als Reven Elfwyn von dem Weg über die Klippe erzählte, sagte sie: »Das würde Jinx nicht schaffen.«
»Natürlich nicht«, sagte Jinx. »Jinx kann rein gar nichts.« Er lag auf seinem Bett auf dem Rücken, ließ den Kopf zu einer Seite heraushängen und schaute sich das Zimmer verkehrt herum an.
»Wenn ich nur die Brücke finden könnte«, sagte Reven. »Dann könnte ich sie in der Nacht aufbauen …«
»Nachts wird die Insel von einem Ghul bewacht«, erinnerte ihn Elfwyn.
»Dem würde ich schon aus dem Weg gehen. Was kann ein Ghul überhaupt ausrichten?«
»Ghule saugen dir dein
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