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Jodeln und Juwelen

Jodeln und Juwelen

Titel: Jodeln und Juwelen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlotte MacLeod
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schmeckte hervorragend,
Emma probierte ihn ebenfalls. Sie war gerade im Muffins-mit-Marmelade-Stadium,
als Lisbet Quainley auftauchte. Sie steckte in einem riesigen, locker
gestrickten Pullover. Einer Art Strickzelt, das wahllos mit giftgrünen Punkten
übersät war, zwischen denen ab und zu düstere braune und kreischendrote
Sprenkel prangten. Das Kleidungsstück war nicht nur abgrundtief hässlich,
sondern zudem gänzlich ungeeignet für einen Tag wie diesen, dachte Emma, denn
es war so warm, dass man durchaus leichte Baumwollkleidung tragen konnte.
    Everard Wont würde höchstwahrscheinlich
dem Frühstück fernbleiben, teilte Miss Quainley den anderen mit. Sie sagte zwar
nicht direkt, dass er sich nach dem nächtlichen Schockerlebnis zurück in seine
Hütte begeben und besinnungslos betrunken hatte, doch es war deutlich
herauszuhören. Die junge Frau verhielt sich im Übrigen auffallend nervös, fand
Emma.
    Alding Fath schien derselben Meinung zu
sein. »Was ist denn los mit dir, Lisbet? Man könnte glauben, du wolltest dich
in deinem Pullover verstecken.«
    »Red keinen Quatsch, Alding! Ich habe
ihn nur angezogen, weil — ich weiß es selbst nicht so genau. Weil er mir als
Erstes in die Hände gefallen ist, als ich in den Schrank gegriffen habe. Ich
wollte nicht zu spät zum Frühstück kommen. Außerdem könnte es ja sein, dass
mich ab und zu fröstelt, oder? Du weißt es vielleicht noch nicht, aber ich habe
auch einen Schlag auf den Kopf bekommen. Mein Gott, war das eine Schnittwunde!
Ich habe geblutet wie verrückt.«
    Wer Schmerzen leiden musste, hatte wohl
auch ein Anrecht darauf, die Aufmerksamkeit zu genießen, die sie einem
verschafften, dachte Emma. »Wie geht es Ihrem Kopf denn heute Morgen, Miss
Quainley?« erkundigte sie sich. »Ich hoffe, Sie fühlen sich wieder besser.
Probieren Sie doch einmal den Schellfisch in Sahne. Er schmeckt einfach
köstlich und ist genau das Richtige für einen empfindlichen Magen.«
    »Wenn Sie meinen.«
    Lisbet Quainley krempelte ihre
unschönen Ärmel hoch, damit sie nicht in die Rechauds fielen, während sie sich
eine winzige Portion Fisch und eine Scheibe Toast nahm. Was immer Wont
getrunken hatte, dachte Emma, er hatte es todsicher nicht allein getrunken. Und
wo war Graf Radunov? Dass dieser elegante vornehme Ritter des Glücks sich an
nächtlichen Saufgelagen beteiligte, konnte sie sich einfach nicht vorstellen.
    Emma goss sich gerade ihre zweite und
letzte Tasse Kaffee ein, als Radunov auf der Bildfläche erschien, gepflegt wie
immer, aber ein wenig fahl um die Augen. Er füllte sich am Buffet den Teller
ohne genau hinzusehen. Anscheinend war ihm völlig egal, was er an diesem Morgen
zu sich nahm. Anschließend setzte er sich und begann zu essen, schien jedoch im
Gegensatz zu sonst keinerlei Bedürfnis nach Small Talk zu verspüren. Außer
Theonia und Alding Fath, die am anderen Tischende im Flüsterton über ihre
hochspezialisierten Fähigkeiten fachsimpelten, schien niemand in
Konversationsstimmung zu sein. Die Wahrscheinlichkeit, dass hier an diesem
Tisch ein Dieb und Mörder oder möglicherweise auch nur ein Dieb und Totschläger
saß, sorgte für eine etwas angespannte Atmosphäre, was selbst Emma verstehen
konnte.
    Vincent kam herein, als sie gerade
überlegte, ob sie nicht einfach aus ihrer Gastgeberinnenrolle schlüpfen und den
Tisch dem überlassen sollte, der bereit war, den Vorsitz zu führen. »Mrs. Kelling«,
sagte er, »ich hab’ Nachricht vom Büro des County Sheriffs. Die schicken gegen
Mittag jemanden her.«
    »Gut. Da sind Sie sicher genauso
erleichtert wie ich.«
    »Das kann man wohl sagen. Was solln wir
jetzt bloß mit dem großen Schlafzimmer machen? Bernice kann das Durcheinander
nich’ allein bewältigen. Aber ich will nich’, dass Sandy sich so viel bückt,
sonst tut ihr nachher der Kopf wieder weh.«
    »Das kann ich gut verstehen«, stimmte
Emma zu. »Vielleicht könnte Neil uns helfen, die Matratze wieder richtig auf
das Bett zu legen? Den Rest schaffen Mrs. Brooks und ich allein. Dann haben wir
wenigstens etwas zu tun, während wir warten.«
    »Ich schick’ den Jungen hoch, sobald
Sie fertig sind.«
    Emma legte demonstrativ ihre Serviette
auf den Tisch. »Dann fangen wir am besten gleich an. Theonia, komm einfach
nach, wann immer du Lust hast.«
    Mrs. Fath erhob sich ebenfalls. »Ich
gehe am besten wieder zurück in mein Cottage und mache mich fertig, wenn
Bubbles es mir erlaubt. Ich habe unsere Unterhaltung sehr genossen,

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