Jodeln und Juwelen
Mona-Lisa-Lächeln. »Ich habe es lediglich gesagt, um zu sehen,
welche Reaktion ich damit hervorrufen würde. Dann haben Sie die Kombination
also gefunden.«
»Ich hab’ ‘n Streichholzbriefchen aus ‘ner
Bostoner Bar gefunden, als ich seine Taschen durchgesehen hab’, um
rauszufinden, wer er war. In dem Briefchen standen irgendwelche Zahlen. Ich hab’s
dann Lowell gegeben, als er die Leiche mitgenommen hat.«
»Und Lowell hat es ordnungsgemäß an uns
weitergegeben.« Deputy MacDuff zeigte Emma einen kleinen Plastikbeutel, der ein
durchnässtes Etwas enthielt, auf dem immer noch einige Zahlen sichtbar waren.
»Ist das die Kombination. Mrs. Kelling?«
»Ja. Ich bin mir ganz sicher, weil es
gleichzeitig Marcia Pences Telefonnummer ist. Falls Sie es gern selbst
nachprüfen möchten, kann ich Sie nach oben führen und Ihnen den Safe zeigen.«
»Vielleicht später. Na, dann schießen
Sie mal los, Sharpless. Sie haben also Ihre Freundin umgebracht, damit sie keinem
sagen konnte, dass sie Ihnen die Kombination verraten hat.«
»Ich hab’ Cecily nicht umgebracht! Sie
wurde Mittwochabends um halb zehn auf der Huntington Avenue vor dem Kunstmuseum
angefahren. Zu dem Zeitpunkt hab’ ich als Barkeeper in ‘ner Kneipe namens Gone
Goose in Dorchester gearbeitet. Also weit weg. Ich hatte erst am nächsten
Morgen um eins Feierabend. Fragen Sie doch die Polizei in Boston, die kann es
Ihnen bestätigen. Mein Alibi ist so bombensicher, dass man es nicht mal mit ‘ner
beschissenen Kettensäge kleinkriegen würde.«
»Bitte mäßigen Sie Ihre Ausdrucksweise,
Sharpless«, wies ihn MacDuff zurecht. »Und wo war Ihr Freund Sorpende in der
betreffenden Nacht?«
»Er hat bei ‘nem Hunderennen in der
Nähe von Rhode Island gearbeitet. Soll ich Ihnen aufzeichnen, wo genau?«
»Nicht nötig. Sagen Sie uns lieber, mit
wem Sie und Sorpende zusammengearbeitet haben.«
»Ich hab’ mit niemandem
zusammengearbeitet! Jimmy war bloß irgendein Typ, den ich in der Bar getroffen
hab’, sonst nichts. Vielleicht hat Jimmy mit jemandem zusammengearbeitet, aber
davon weiß ich nichts. Wir waren nicht dick befreundet oder so.«
»Warum haben Sie ihm dann die
Kombination zu Mrs. Sabines Safe gegeben?«
»Hab’ ich doch schon gesagt.«
»Ich weiß sehr wohl, was Sie mir
erzählt haben. Und jetzt rücken Sie zur Abwechslung mal mit der Wahrheit raus.«
Ted war inzwischen mit den Nerven
ziemlich am Ende. »Jim hat gesagt, er macht mir Probleme, wenn ich’s nicht
tue«, knurrte er.
»Inwiefern Probleme?«
»Na ja, ich bin besoffen am Steuer
erwischt worden und musste drei Monate sitzen. Jimmy wollte es überall
rumerzählen. Also hab’ ich gemacht, was er wollte.«
»Ach ja?« sagte Deputy MacDuff. »In dem
Bericht, den wir vor kurzem über Sie erhalten haben, stand merkwürdigerweise
etwas ganz anderes. Danach haben Sie zwei von drei Jahren abgesessen, die man
Ihnen wegen schwerer Körperverletzung mit gefährlichen Waffen aufgebrummt hat.
Sie haben jemanden mit Nagelstiefeln, einem Schlagring und einem Wagenheber
angegriffen. Kurz nachdem man Sie wegen des angeblichen Unfalls mit
Fahrerflucht verhört hat, bei dem Cecily Green in Boston ums Leben kam, haben
Sie gegen Ihre Bewährungsauflagen verstoßen. Und wo wir schon mal beim Thema
sind, wie hat denn der Vater des Mädchens herausgefunden, dass Sie gesessen
hatten? Im Bericht steht, dass er seiner Tochter aus diesem Grunde die
Beziehung untersagt hat. Hat Sorpende Sie vielleicht doch verpfiffen?«
»Kann schon sein.«
Das war natürlich gelogen, dachte Emma.
Mr. Green hätte Teds Vergangenheit genauso gut aus der Zeitung kennen können. Oder
er hätte sich in den einschlägigen Bars erkundigen können. Jimmy musste etwas
anderes gegen Ted in der Hand gehabt haben. Wahrscheinlich hatte der Junge
schon früher gegen seine Bewährungsauflagen verstoßen. Gegen alle guten
Manieren flüsterte sie Theonia etwas ins Ohr. Theonia nickte.
»Entschuldigen Sie bitte, Deputy
MacDuff«, sagte Emma. »Ich hätte da eine Frage. Ted, Sie sagten eben, Sie
hätten Jimmy Sorpende in einer Bar kennen gelernt. Wie genau hat sich das
zugetragen? Wurden Sie vielleicht durch jemanden miteinander bekannt gemacht?«
»Was tut das schon zur Sache?«
»Eine ganze Menge, würde ich sagen.
Bitte beantworten Sie meine Frage.«
»Beantworten Sie die Frage, Sharpless«,
sagte Deputy MacDuff.
Ted zuckte mit den Achseln. »Okay, von
mir aus. Die Bar war total überfüllt. Ich stand da und wollte grade
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