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Jodeln und Juwelen

Jodeln und Juwelen

Titel: Jodeln und Juwelen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlotte MacLeod
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kann.«
    Black John Sendick klang ziemlich
kleinlaut und hatte allen Grund dazu. Das provisorische Floß, auf das Joris
Groot in seinem wahnsinnigen Versuch, Pocapuk Island zu verlassen, gesprungen
war, hatte sich bereits in seine Bestandteile aufgelöst, bevor Vincent, Lowell
und die beiden Deputys ihr Boot startklar machen konnten. Sie waren viel zu
weit weg, um eingreifen zu können, als die letzten beiden Baumstämme in
entgegengesetzte Richtung davontrieben. Groot versuchte verzweifelt, sich
möglichst lange über Wasser zu halten. Doch das einzige, das sie schließlich
bergen konnten, war ein weißblauer Turnschuh, Größe elfeinhalb.
    »Wie kann man nur so dämlich sein«,
schäumte Vincent. »Wenn er genug Verstand gehabt hätte, sich an ‘nem Baumstamm
fest zu halten, hätten wir ihn problemlos retten können.«
    »Aber was hätte ihn dann erwartet?« gab
Emma zu bedenken. »Man hätte ihn des Betruges, der Körperverletzung, des
Totschlags und zweifellos auch des Mordes an Cecily Green angeklagt. Er hätte
den Rest seines Lebens hinter Gittern verbracht und die Füße anderer Häftlinge
skizziert. Sie sollten aufhören, sich Vorwürfe wegen etwas zu machen, das Sie
ohnehin nicht verhindern konnten. Machen Sie uns lieber allen einen Drink. Sich
selbst auch, wenn es Ihnen gelingt, ausnahmsweise mal gegen die
althergebrachten Konventionen des Hauses zu verstoßen.«
    »Ich hole Fnacks.« Bubbles verließ die
Veranda, auf der sie sich trotz des zerbrochenen Fensters automatisch wieder
eingefunden hatten, kehrte jedoch kurz darauf mit leeren Händen zurück. »Miffif
Kelling, ein Anruf für Fie.«
    »Ein Anruf?« Everard Wont hatte seine
Stimme nun doch wiedergefunden. »Ich höre wohl nicht recht? Ich dachte, hier
gäbe es kein Telefon.«
    »Was Sie betrifft, is’ das auch richtig«,
brauste Vincent auf. »Und wo wir schon mal beim Thema sind, Professor, Sie warn
doch so verdammt scharf drauf, die Insel zu verlassen. Am besten fangen Sie
sofort mit Packen an. Mein Bruder hat sicher nichts dagegen, Sie rüberzufahren,
aber er hat wenig Zeit. Die Deputys müssen ihren Bericht einreichen.«
    Emma hätte den Mann küssen können.
»Theonia«, sagte sie, »das kann nur Sarah sein. Würdest du bitte mit ihr
sprechen? Sag ihr, ich sei verhindert, weil einer der Gäste abreist.«
    »Aber sicher«, erwiderte Theonia. »Sie
brauchen das andere Telefon nicht zu aktivieren, Vincent, ich nehme den Apparat
in der Küche.«
    Theonia verschwand mit dem Koch. Emma
ging sofort zum Angriff über. »Neil, würdest du bitte den Gepäckwagen zu Mr.
Wonts Cottage fahren und ihm helfen, seine Koffer zu verstauen? Wir dürfen
deinen Onkel nicht warten lassen. Wie schade, dass aus Ihrem Projekt nichts
geworden ist, Dr. Wont. Aber ich muss gestehen, dass ich von Anfang an ein
ungutes Gefühl hatte. Möchte sonst noch jemand mit Dr. Wont die Insel
verlassen? Falls ja, sagen Sie es bitte sofort. Was mich betrifft, sind Sie
alle herzlich eingeladen, den Rest des Sommers hier zu verbringen. Sie müssen
mir nur versprechen, in meiner Gegenwart Pocapuks Schatz mit keinem Wort zu
erwähnen.«
    Wont hatte sicher nicht vorgehabt,
ausgerechnet jetzt, wo die Gefahr vorüber war, Mrs. Sabines Fleischtöpfe
aufzugeben, doch es blieb ihm nichts anderes übrig. Wutschnaubend machte er
eine Kinnbewegung in Richtung Lisbet Quainley. Die junge Frau erhob sich
seufzend und verließ nach ihm das Haus.
    »Ich habe geahnt, dass sie das tun
würde«, sagte Alding Fath. »Vielleicht ein Zeichen dafür, dass meine Kräfte
zurückkehren?«
    »Diese Ahnung hatten wir wohl alle«,
sagte Emma. »Daher ist es sicher kein angemessener Test, Mrs. Fath. Darf ich
Sie Alding nennen?«
    »Natürlich, Sie würden mir eine
Riesenfreude damit machen.«
    »Dann müssen Sie mich aber auch Emma
nennen. Nachdem wir so viel zusammen erlebt haben, sollten wir uns ruhig alle
beim Vornamen nennen. Einverstanden, Alexei?«
    Graf Radunov reagierte, ganz wie Emma
erwartet hatte, gleichzeitig dankbar und amüsiert. »Meine liebe Emma, Sie
könnten mir keinen größeren Gefallen tun. Was etwaige telepathische Kräfte
betrifft, muss ich sagen, dass die Ihren in der Tat hoch entwickelt sind. Wie
sonst hätten Sie ausgerechnet den tranigen Groot als Bösewicht in unserem
Melodrama entlarven können?«
    »Machen Sie sich bitte nicht über mich
lustig, Alexei. Ich bin zwar keine Detektivin, besitze jedoch eine gewisse
Menschenkenntnis. Die Hinweise häuften sich. Erstens misstraue

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