Jodeln und Juwelen
was
bestellen, da hat mir der Typ hinter mir ‘nen Fünfer zugesteckt und mich
gebeten, ihm ein Bier zu holen. Ich hab’ das Bier geholt und bin los, um ihn zu
suchen, und da saß er an ‘nem Tisch und hat mich zu sich gewunken. Also bin ich
hin und hab’ ihm sein Bier gegeben, aber er wollte das Wechselgeld nicht. Da
hab’ ich mich zu ihm gesetzt, und wir sind ins Gespräch gekommen, das war
alles.«
»So ähnlich hatten wir es uns auch
vorgestellt«, sagte Emma. »Jimmy Sorpende hat Sie also ganz gezielt
angesprochen. Könnte es sein, dass er zu diesem Zeitpunkt bereits wusste, dass
Sie nur auf Bewährung frei waren und jeglicher Kontakt mit anderen bekannten
Straffälligen, beispielsweise ihm, Sie wieder ins Gefängnis gebracht hätte,
wenn die Sache aufgeflogen wäre? Wahrscheinlich haben Sie zunächst nicht
geahnt, was Jimmy im Schilde führte, es aber sehr schnell herausgefunden, als
Sie ihm von Cecily erzählten und dann ablehnten, ihm die Zahlenkombination zu
verraten.«
»Ich wollte Cecily nicht in
Schwierigkeiten bringen.«
»Aber als es hart auf hart ging,
änderten Sie Ihre Meinung. Da war Ihnen das Hemd doch näher als der Rock.
Wirklich nobel von Ihnen, Ted. Hat Jimmy Ihnen erzählt, was er mit der
Kombination vorhatte?«
»Er hat gesagt, er kennt jemanden, der
ihm dafür Geld gibt. Und die Knete könnten wir uns dann teilen.«
»Und wozu hätte diese Person die
Zahlenkombination wissen wollen?«
»Um irgendwas drin zu verstecken, nehnT
ich mal an.«
»Sehr richtig. Und was genau wollte er
verstecken?«
»Woher soll ich das wissen? Das ging
mich schließlich nichts an, oder?«
»Und haben Sie Ihren Anteil an dem Geld
bekommen?«
»Nee. Ich hab’ den Kerl nicht mehr
gesehen, bis er hier in seinem kaputten Taucheranzug aufgekreuzt ist.«
»Woher wissen Sie dann, dass er an dem
Abend, als Cecily Green getötet wurde, auf einer Hunderennbahn gearbeitet hat?«
»Hab’ ich gehört. Ich hab’ der Polizei
gesagt, Jimmy wär Cecilys Freund gewesen, weil ich wollte, dass sie ihn
verhören. Irgendwas musste ich ja sagen, oder? Die hielten doch mich für den
Schuldigen. Ich dachte, wenn die glauben, dass Cecily ‘nen anderen hatte,
lassen sie mich in Ruhe. Außerdem hatte ich irgendwie das Gefühl, na ja, dass
ich Cecily was schulde. Sie war eigentlich ganz nett. Nur dumm.«
»Mit anderen Worten: Sie wussten, dass
Cecilys Tod kein Unfall war, und vermuteten, dass Jimmy dafür verantwortlich
war. Deshalb haben Sie auch die Polizei auf seine Fährte gesetzt, oder? Sie
hofften, dass er auf diese Weise genug mit seinen eigenen Problemen zu tun
hatte und Sie nicht reinreißen würde. Hat Cecily ihn überhaupt gekannt?«
»Weiß ich doch nicht. Hätte sowieso
nichts geändert. Die haben Jimmy sowieso nicht geglaubt, und Cecily konnte
nichts mehr sagen.«
MacDuff schüttelte den Kopf. »Na
wunderbar, Sharpless. Wie sind Sie denn an den Job in der Bar gekommen? Seit
wann werden in Kneipen Knackis eingestellt?«
»War ja bloß für einen Abend. Jemand
ist krank geworden und hat ‘nen Ersatzmann gebraucht. Der Barkeeper ist
irgendwie an meinen Namen gekommen und hat mich angerufen. Und ich hab’ gesagt,
klar mach’ ich das.«
»War die Gone Goose Ihre
Stammkneipe?«
»Nein. Ich bin noch nie vorher da
gewesen.«
»Und wie ist der Barkeeper dann an
Ihren Namen und Ihre Telefonnummer gekommen?«
»Keine Ahnung. Hat er nicht gesagt.«
»Sie erwarten doch wohl nicht, dass ich
Ihnen diese Geschichte abkaufe, Sharpless.«
»Ich sag’ doch, ich hab’ keine Ahnung.«
Ted Sharpless starrte verzweifelt auf
seine Turnschuhe. Schwarze Turnschuhe mit weißen Streifen und einem kleinen
Loch über dem linken großen Zeh. Emma Kelling holte tief Luft.
»Schon gut, Deputy MacDuff. Wenn Ted es
wirklich nicht weiß, kann ich Ihnen vielleicht weiterhelfen.«
Allmählich wurde es wirklich
langweilig, dauernd Schläge auf den Kopf zu bekommen. Trotz ihrer Schmerzen
hörte Emma, wie jemand ein Fenster einschlug und die Umstehenden in lautes
Geschrei ausbrachen. Als sie endlich den Grund ihrer temporären Blindheit
herausfand und die Perücke, die ihr über die Augen gerutscht war, zurechtgerückt
hatte, war Joris Groot bereits durch das zerschlagene Verandafenster nach
draußen gesprungen und stürmte den Weg zum Shag Rock hinunter. Fast die gesamte
Bevölkerung von Pocapuk Island stürmte hinter ihm her.
Kapitel
25
»Wahrscheinlich muss ich noch eine Menge
lernen, bevor ich ein Floß bauen
Weitere Kostenlose Bücher