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Jodeln und Juwelen

Jodeln und Juwelen

Titel: Jodeln und Juwelen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlotte MacLeod
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ging zur Hintertür. Eigentlich brauchte
sie den Hut gar nicht. Die Sonne, die eben noch so gestrahlt hatte, als sie
nach Mrs. Fath geschaut hatte, war inzwischen hinter großen Wolken
verschwunden. So viel zur Wettervorhersage. Aber Emma hatte keine Lust, den Hut
jetzt wieder zurückzubringen.
    Sie beschleunigte ihre Schritte. Als
sie den Hügel hinter sich gelassen hatte, hörte sie weit entferntes Blaffen. Es
klang wie ein Hund, doch wahrscheinlich war es Everard Wont, der jemandem
lautstark Anweisungen gab. Sie konnte kein Wort verstehen, aber das war ihr
egal.
    Auf der Insel trug der Schall
erstaunlich weit, dachte Emma, nachdem sie eine Weile gegangen war. Der Weg
schien kein Ende zu nehmen, das Meer war nach wie vor nicht zu sehen. Doch das
war nicht weiter schlimm, denn die Aussicht, die Gäste über den Todesfall zu
unterrichten, war nicht sonderlich angenehm, und Emma genoss trotz ihres
schlechten Gewissens die sportliche Betätigung. Wont hatte Gott sei Dank mit Blaffen
aufgehört. Stattdessen konnte sie jetzt die unterschiedlichen Vögel hören, die
mit ihrem Zwitschern, Tschirpen, Singen, Kreischen und Quaken die Stimmen
seiner weniger lauten Begleiter übertönten.
    Emma bewegte sich anscheinend völlig
geräuschlos, denn Graf Radunov war noch verblüffter als sie, als sie plötzlich
hinter einem besonders großen Felsblock auftauchte und ihm genau in die Arme
lief.
    »Entschuldigen Sie bitte«, rief sie
außer Atem, »aber ich bin in Eile.«
    Der Graf verlor anscheinend niemals seinen
Aplomb. Er erwiderte höflich: »Warum sollte man an einem wunderschönen Tag wie
diesem in Eile sein? Meine liebe Mrs. Kelling, kann ich Sie nicht überreden,
mit mir ein wenig an diesem bezaubernden Ort zu verweilen?«
    Es war absolut kein wunderschöner Tag,
der Wind wurde immer stärker und die Wolken mit jeder Sekunde größer und
schwärzer. Außerdem gab es wenig Bezauberndes an diesem Ort, soweit Emma sehen
konnte. Ganz im Gegenteil, vor dem Felsen, an dem der Graf so lässig gelehnt
hatte, wuchs eindeutig Giftsumach.
    Oder hatte er gar nicht lässig gelehnt?
Radunov erweckte diesen Eindruck, doch Emma hatte einmal als Buttercup in einer Pinafore -Aufführung genau den gleichen Trick benutzt. Nur viel
überzeugender.
    »Zum Verweilen fehlt mir leider die
Zeit«, konterte sie ein wenig spitz. »Und Sie sollten sich besser vor dem
Giftsumach in Acht nehmen, sonst werden Sie es bald bereuen.«
    Das wirkte. Der Graf entfernte sich
augenblicklich vom Felsen und schloss sich ihr an. Den Rest des Weges legten
sie mehr oder weniger schweigend zurück. Schließlich erreichten sie eine kleine
Anhöhe. Wie Vincent gesagt hatte, hockten Everard Wont, Groot, Sendick und
Lisbet Quainley am Ufer und starrten hinaus auf ein paar muschelübersäte, mit
zottigem Seetang behangene Felsen, die schwarz waren von den ständig gegen sie
klatschenden, immer höher werdenden Wellen. Ein Fels war größer als die
anderen, wie eine Stele geformt und trug eine weiße Haube. Zweifellos Miss
Quainleys Phallussymbol. Emma unterdrückte ein deplatziertes Kichern. Auch
Radunov bemühte sich redlich, nicht zu amüsiert auszusehen. Emma wollte lieber
nicht darüber nachdenken, was ihm wohl durch den Kopf ging.
    Black Johns Sweatshirt lag auf dem
Strand, wenn man den schmalen Streifen aus Felsen und trockenem Seetang überhaupt
als Strand bezeichnen konnte. Seine Badehose war nass, und seine Haut sah ein
klein wenig bläulich aus. Wahrscheinlich hatte er sich wieder dem kalten Wasser
ausgesetzt. Groot hatte eine Kamera umgehängt, fotografierte jedoch nicht.
Lisbet Quainley machte mit Kohle unkonzentrierte Striche auf einen
Zeichenblock, den sie in ihrer linken Armbeuge hielt. Keiner schien sich bei
seiner Tätigkeit gestört zu fühlen, auch wenn Wonts Begrüßung alles andere als
herzlich ausfiel.
    »Ach, Sie sind’s. Wo ist Alding?«
    »Im Bett«, klärte ihn Emma auf. »Sie
fühlt sich nicht wohl.«
    Er fasste diese Antwort anscheinend als
persönliche Beleidigung auf. »Wie meinen Sie das, sie fühlt sich nicht wohl?
Was fehlt ihr denn?«
    »Ich habe keine Ahnung. Sie weiß es
selbst nicht. Wir hoffen, dass sie lediglich von der Reise erschöpft ist und
mit dem Klimawechsel noch nicht richtig zurechtkommt. Sie will es heute langsam
angehen lassen. Wahrscheinlich ist sie morgen wieder fit. Doch ich bin nicht
hier, um mit Ihnen über Mrs. Fath zu sprechen«, fuhr Emma fort, bevor Wont ihr
ins Wort fallen konnte. »Ich muss Ihnen leider

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