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Jodeln und Juwelen

Jodeln und Juwelen

Titel: Jodeln und Juwelen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlotte MacLeod
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Trampolin geübt. Tun Sie das auch?«
    »Die Idee ist mir noch nie gekommen«,
sagte Emma. »Die Feuerwehrleute haben mir gezeigt, was ich tun musste, und dann
habe ich mich einfach vom ersten Stock hochgearbeitet. Ich bin wirklich nur
eine Amateurin. Was machen Ihre Papageitaucher?«
    »Ah, meine Papageitaucher.
Faszinierende Tiere! Sie wissen sicher, dass sie mit dem Riesenalk .verwandt
sind? Eine Seitenlinie, sollte ich korrekterweise anfügen. Die Alke sind eine
recht große Familie, wobei der Tordalk heute wahrscheinlich der nächste
Verwandte in der direkten Linie ist. Und dann gibt es auch noch die Lummen. Sie
kennen Sie doch sicher, oder?«
    Das Treffen nahm allmählich Formen an
wie eine von Appie Kellings Familienteepartys. Emma bedauerte ausdrücklich,
dass sie bisher noch nicht das Vergnügen gehabt hatte, eine Lumme persönlich
kennen zu lernen, und musste nach weiterem Nachhaken gestehen, dass sie auch
die Teisten nicht kannte. Tweeters schien über diese Wissenslücke besonders
enttäuscht zu sein.
    »Sie nisten in Felsspalten und Höhlen.
Ganz im Gegensatz zu Alken und Lummen, die im Grunde gar nicht nisten. Sie
legen ihre Eier einfach auf hohe Felsvorsprünge, die aufs offene Meer
hinausgehen.«
    »Das scheint mir ziemlich
unverantwortlich«, erwiderte Emma ziemlich streng. »Rollen denn die Eier nicht
herunter?«
    Tweeters hob einen dürren klauenartigen
Finger und fuchtelte damit spielerisch unter ihrer Nase herum. »Sie
unterschätzen die schlauen Alke. Sie legen nämlich birnenförmige Eier. Der
Vorteil dieser Form liegt darin, dass sich die Eier, wenn sie denn rollen, was
natürlich vorkommt, lediglich im Kreis drehen und ungefähr wieder da landen, wo
sie losgerollt sind. Wenn ich einen Apfel und eine Birne hätte, könnte ich
Ihnen den Unterschied demonstrieren.«
    »Das ist nicht nötig«, sagte Emma. »Ich
kann es mir gut vorstellen.«
    »Da bin ich mir ganz sicher, Sie sind
schließlich eine hochintelligente Frau!« Tweeters rückte noch ein wenig näher.
»Die Tragödie des Riesenalks war, dass er nicht fliegen konnte. Oder nicht
wollte. Er hatte zwar Flugfedern, doch sie waren nicht sonderlich gut
entwickelt.«
    Einen Moment lang schien er äußerst
niedergeschlagen über das traurige Schicksal des Riesenalks, doch sein Gemüt
hellte sich bald wieder auf. »Heute fliegen die Alke recht gut. Sie können
sogar unter Wasser fliegen, indem sie ihre Flügel benutzen. So sind sie noch
schneller, wenn sie nach Fischen jagen, was sie sehr oft tun.«
    Tweeters strahlte wie ein stolzer
Vater, der die letzte Eskapade seines Söhnchens schildert. »Papageitaucher sind
sehr viel häuslicher als Lummen und Teisten. Sie graben sich tiefe Höhlen, und
beide Eltern brüten abwechselnd, obwohl ich zugeben muss, dass die Weibchen
immer viel länger brüten als die Männchen.«
    »Das erstaunt mich kein bisschen«, sagte
Emma.
    »Dafür sind die Männchen hervorragende
Versorger«, verteidigte Tweeters seine Geschlechtsgenossen. »Das Küken wird
zweimal am Tag bis zum Rand voll gestopft. Natürlich mit Fischen.«
    »Natürlich«, meinte Emma. »Wie schön
für das Küken. Bekommt die Mutter auch etwas, oder muss sie sich selbst was
fangen?«
    »Das Weibchen ist völlig
gleichberechtigt, was Fischen und Füttern betrifft«, gestand Tweeters. Er aß
etwas Kaviar und wirkte ein wenig verlegen, doch dann hellte sich seine Miene
wieder auf. »Wussten Sie schon, dass sich bei Papageitauchern die leuchtende
Färbung des Schnabels während der postnuptialen Mauser verändert?«
    »Das passiert ja häufig, wenn die
Flitterwochen erst einmal vorüber sind, nicht wahr?« entgegnete Emma mit
bittersüßem Lächeln.
    »Kann schon sein, aber bei
Papageitauchern wird der Schnabel am Anfang der nächsten Paarungssaison wieder
genauso schön wie vorher.«
    Tweeters hatte inzwischen seinen
zweiten doppelten Martini fast ausgetrunken, und seine Schnabelnase glühte wie
eine gute Tat in einer bösen Welt. Emma fragte sich allmählich, wohin dieses
Gespräch wohl noch führen würde. Tweeters hatte anscheinend gemerkt, dass er
den Grenzen des guten Geschmacks gefährlich nahe gekommen war, und machte einen
neuen Anlauf.
    »Papageitaucher schlurfen auch nicht so
plump durch die Gegend wie andere Alke. Sie stelzen herum wie ein Matrose mit
Holzbein bei einer Kneipentour.«
    Er wirbelte vom Sofa hoch und begann,
auf dem Läufer herumzustolzieren, wobei er den Gang eines Papageitauchers so
gekonnt imitierte, dass Emma und Theonia

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