Jodeln und Juwelen
Autopsiebericht
heute Abend und wird uns dann informieren. Vielleicht ist der Mann bis dahin
auch schon identifiziert. Außerdem hat er Sandy untersucht. Ich habe Ihnen ja
schon erzählt, dass Mrs. Brooks und ich sie oben im Haupthaus gefunden haben,
wo sie ziemlich benommen auf dem Fußboden saß. Dr. Franklin hat festgestellt,
dass Sandy sich nicht zufällig den Kopf an der Schranktür gestoßen hat, wie wir
bis dahin angenommen hatten, sondern dass jemand sie von hinten
niedergeschlagen hat. Der Schlag hat ihr beinahe eine Schädelfraktur
eingebracht und sie einige Zeit bewusstlos gemacht.«
»Oh Gott!« rief Sendik. »Meinen Sie,
sie erholt sich wieder?«
»Das wissen wir noch nicht. Sandy ist
wieder bei Bewusstsein und völlig klar im Kopf, aber sie kann sich nicht daran
erinnern, wie es passiert ist. Und der Arzt kann momentan auch nichts anderes
tun, als ihr Bettruhe zu verordnen und das Beste zu hoffen.«
»Das ist ja nicht zu fassen!« Joris
Groot schaffte es, seine Aufmerksamkeit einen Moment lang auf etwas anderes zu
konzentrieren als auf seine neueste Skizze von Theonias Füßen. »Sie hat also
keine Ahnung, was passiert ist?«
»Nein, aber es ist völlig klar, warum
sie niedergeschlagen wurde«, erwiderte Emma. »Wer auch immer es getan hat,
wollte einen kleinen Wandsafe ausrauben. Er befindet sich im Kleiderschrank des
Zimmers, in dem Sandy sich gerade aufhielt. Es ist das Schlafzimmer, in dem
Mrs. Brooks heute Nacht schlafen soll.«
»Was ich auch immer noch vorhabe, es
sei denn, man hindert mich daran«, warf Theonia ein. »Du solltest noch
erwähnen, Emma, dass der Safe sorgfältig untersucht wurde und außer ein paar
leeren Schmuckkästchen und den Plänen des Abwassersystems hier auf der Insel
nichts enthielt. Es ist übrigens auf keinen Fall eine getarnte Schatzkarte,
falls einem von Ihnen diese Idee durch den Kopf geistert«, fügte sie mit einem
Seitenblick auf Dr. Wont hinzu.
»Ich sollte außerdem erwähnen, dass ich
den Wandsafe bereits gestern geöffnet habe und genau dasselbe darin gefunden
habe«, ergänzte Emma. Was der Wahrheit entsprach. Sie hatte schließlich nichts
herausgenommen, sondern etwas hineingetan.
»Da hat man das arme Kind also für
nichts und wieder nichts niedergeschlagen«, Black John schien sich das Problem
sehr zu Herzen zu nehmen. »Ach, ich weiß nicht. Es ist etwas ganz anderes, wenn
man in einem Buch beschreibt, wie jemand eins über den Schädel bekommt. Aber
wenn es einem niedlichen Mädchen in einem Schlumpf-Sweatshirt passiert, das
einem frische Muffins zum Frühstück bringt, ist es so schlimm, dass man sich
überlegt, ob man nicht doch lieber Western schreiben soll.«
»Dann müssten sie ständig armen kleinen
Kälbchen Brandmale aufdrücken. Und das würde Ihnen sicher nicht einmal auf dem
Papier gefallen«, gurrte Theonia mitfühlend. »Man muss seiner Kunst nun einmal
Opfer bringen, Mr. Sendick.«
»Und ein Buchmacher sollte bei seinen
Leisten... ohje, der Satz ist mir entgleist«, sagte Emma. »Ich hoffe nur, dass
jeder von uns, wie immer er sich auch fühlen mag, beweisen kann, wo er gerade
war, als Sandy niedergeschlagen wurde. Danach wird uns die Polizei sicher
fragen.«
»Von uns kann es keiner gewesen sein!«
rief Black John.
»Irgendjemand muss es aber gewesen
sein, Mr. Sendick. Und es gibt momentan auf Pocapuk nicht sehr viele Leute.«
»Aber warum soll der Kerl, der hier
ertrunken ist, nicht einen Komplizen gehabt haben? Er hätte sich doch am Dock
oder sonst wo verstecken können, oder?«
»Gute Idee, John«, meinte Lisbet
Quainley, »warum gehst du nicht hin und schaust nach?«
»Na ja, warum eigentlich nicht? Wenn
Mrs. Kelling es wünscht, gehe ich nachschauen.«
»Auf keinen Fall«, protestierte Emma.
»Ein Mensch ist tot, und ein anderer wurde angegriffen, was ebenfalls tödlich
hätte enden können. Sicher nicht der richtige Zeitpunkt, um hier den Helden zu
spielen. Ich möchte, dass Sie kühlen Kopf bewahren, möglichst zusammen bleiben
und vor allem nichts tun, das Sie oder andere in Gefahr bringen könnte. Vincent
sorgt dafür, dass die Insel abgesucht wird. Wenn er Ihre Hilfe benötigt, wird
er sich an Sie wenden und Ihnen genau sagen, was Sie tun sollen.«
Everard Wont explodierte. »Mrs.
Kelling, glauben Sie etwa im Ernst, dass ich hier bin, um mir von Ihrem
Dienstboten sagen zu lassen, was ich zu tun oder zu lassen habe? Da Sie
offensichtlich vorhaben, mein gesamtes Projekt zu vereiteln, kann ich genauso
gut hier und
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