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Jodeln und Juwelen

Jodeln und Juwelen

Titel: Jodeln und Juwelen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlotte MacLeod
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auf
der Stelle stocktaub. Sie brauchen mir nur zu sagen, auf welchem Ohr. Groot
wechselt also sein Hemd, Sendick durchkämmt die Wildnis, und Mrs. Brooks
verabschiedet sich von dem Kranich.«
    Emma konnte sich ein Lachen nicht
verkneifen. »Ich hätte auf Reiher getippt.«
    »Da haben Sie sicher Recht.
Ornithologie gehört nicht zu meinen Fachgebieten. Dann bleibt wohl nur noch
unser wackerer Autor und seine — wie soll man Miss Quainley beschreiben? Für
eine Turteltaube ist sie etwas mager geraten.«
    »Das ist aber wirklich nicht nett!«
Emma versuchte, ein Lächeln zu unterdrücken, doch es gelang ihr nicht. »Ich
weiß auch nicht, wo wir Mrs. Quainley einordnen sollen. Vielleicht bei den
Sekretärvögeln? Heute Nachmittag hat sie jedenfalls die Rolle von Dr. Wonts
Amanuensis gespielt oder wirkte jedenfalls so. Übrigens hat man anscheinend
beschlossen, die Schatzsuche abzublasen und die Geschichte darauf zu
konzentrieren, wie die Expedition von den Geistern der spanischen Matrosen
durchkreuzt wurde. Dr. Wont will die Insel unbedingt so schnell wie möglich
verlassen. Ich habe ihm gesagt, dass die Polizei ihm dies kaum erlauben wird,
aber vielleicht haben er und Miss Quainley beschlossen, auf dem so genannten
Floß, das Mr. Groot und Mr. Sendick gebaut haben, zum Festland zu paddeln.
Sonst kann ich mir wirklich nicht erklären, warum sie nicht längst hier sind.«
     
     

Kapitel
20
     
     
    »Hast du Tweeters gut verabschiedet?«
    Es war zwar eine dumme Frage, aber Emma
konnte unmöglich noch direkter werden und Theonia fragen, ob sie ihm den
Orangensaft und die Filme aus ihrer Dick Tracy-Kamera mitgegeben hatte.
    Theonia lächelte und nickte. »Oh ja,
Tweeters hat alles, was er braucht. Hast du nicht gehört, wie er ums Haus
geschwirrt ist? Ursprünglich wollte er sogar tief genug fliegen, um dir mit den
Tragflächen auf Wiedersehen zu winken, aber ich konnte ihn davon überzeugen,
dass du bestimmt nicht aus dem Fenster schauen würdest. Ich könnte mir durchaus
vorstellen, dass er uns morgen wieder seine Aufwartung macht. Ich weiß, wie
Ornithologen sind. Sobald sie eine interessante Spezies entdecken, können sie
es kaum erwarten, sie genau zu erforschen. Brooks ist genauso, wenn es um
Bindentaucher geht.«
    »Hast du schon mal darüber nachgedacht,
die Viecher wegen ehewidrigen Verhaltens zu verklagen? Und können wir dir noch
einen frischen Drink anbieten?«
    »Vielleicht einen winzigen Sherry?«
    »Trocken oder süß?« fragte Graf Radunov
und erhob sich ein wenig widerwillig vom Sofa.
    »Auf jeden Fall trocken. Ich bin
ziemlich — « Theonia unterbrach sich. Vincent stand an der Tür und sah aus wie
vom Donner gerührt.
    »Was ist passiert, Vincent?« rief Emma,
bemüht, ihre Stimme unter Kontrolle zu behalten.
    »Mord!« stieß er aus. »Der Kerl is’ von
hinten niedergeschlagen worden, genau wie meine Sandy! Und dann hat ihn
entweder jemand die Klippen runtergestoßen oder beim Kragen und beim Hosenboden
gepackt und runtergeworfen. Das kann man im Nachhinein nich’ so genau
feststellen. Es gibt ‘n paar komische Risse in seiner Kleidung. Als er unten
aufgeprallt is’, war er bewusstlos un’ is’ dann erstickt, weil er mit ‘m
Gesicht im Schlamm gelandet is’. Wahrscheinlich war grade Ebbe, was bedeutet,
dass es irgendwann vor drei Uhr morgens gewesen sein muss. Vielleicht auch ‘n
bisschen später, aber sicher nich’ viel. Mein Gott! Ausgerechnet hier muss
sowas passieren!«
    »Sie haben doch nachgesehen, ob keine
Fremden auf der Insel sind, nicht wahr?«
    »Teufel auch, und ob ich das hab’! Wir
ham jeden Felsen auf Pocapuk umgedreht. Nichts, keine Spur. Ich weiß nich’, was
ich noch tun soll.«
    »Haben Sie den County Sheriff
informiert?«
    »Das hat Franklin schon getan. Die
kommen, so bald sie können. Mehr konnte er nich’ sagen. Die ham momentan ein
ganz hohes Tier von der Regierung da und müssen sich mit Unruhen in der
Zahnstocherfabrik rumschlagen. Zu viel auf einmal und wie üblich nich’ genug
Leute, um damit fertig zu werden. Anscheinend sind im Moment alle total
verrückt.«
    »Vincent«, sagte Emma, »setzen Sie sich
erst mal hin, sonst kippen Sie uns noch um. Graf Radunov, würden Sie ihm bitte
einen Brandy einschenken?«
    »Ich glaube, er hätte lieber einen
Scotch«, sagte Theonia. »Geben Sie her, ich übernehme das schon. Versuchen Sie
das mal, Vincent.«
    Er nahm das Glas in Empfang und
schenkte ihr ein trauriges Lächeln. »Können Sie etwa auch Gedanken

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