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Jodeln und Juwelen

Jodeln und Juwelen

Titel: Jodeln und Juwelen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlotte MacLeod
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lesen?«
    »Aber sicher. Im Moment überlegen Sie,
ob Sie Mrs. Sabine schon heute Abend informieren sollen oder lieber warten
sollen, bis Sie ihr eine Erklärung anbieten können. Ich würde Ihnen raten zu
warten. Es wird nicht mehr lange dauern, höchstens einen Tag, denke ich. Nun
machen Sie schon, trinken Sie.«
    Vincent nahm einen großen Schluck von
dem Whisky, den sie ihm eingeschenkt hatte. »Brr! Das wird mir den Kopf wieder
frei pusten. Wieso sind Sie sich da so sicher?«
    »Vertrauen Sie mir, Vincent. Mrs.
Kelling kann Ihnen bestätigen, dass ich mich selten irre. Hier, nehmen Sie sich
ein bisschen Käse. Ich wette, Sie haben den ganzen Tag noch nichts gegessen.«
    »Was hätt’ ich denn machen sollen? Mich
hinsetzen und voll stopfen, während mein Sohn sein Leben riskiert, weil er ‘ne
Leiche aus ‘m Wasser ziehen will, un’ meine Tochter fast hops gegangen wär’?
Wenn ich den Mistkerl in die Finger kriege — « Er kippte den restlichen Whisky
herunter und warf das Glas in den Kamin. Es zerbarst an der Wand hinter den
Holzscheiten. Vincent starrte in die Flammen und schämte sich für das, was er
gerade getan hatte.
    »Ach du lieber Gott«, flüsterte er.
»Die Whiskygläser sind dreißig Jahre alt, un’ ich hab’ hier noch nie was
zerbrochen. Ich weiß nich’, was in mich gefahren is’.«
    »Sie haben völlig normal auf den Stress
reagiert, unter dem Sie gerade stehen«, klärte Emma ihn auf. »Und diese Gläser
sind ohnehin nicht besonders kostbar. Vergessen Sie es einfach sofort wieder,
Vincent. Was hat Ihr Bruder über Sandys Zustand gesagt? Bernice hat mir
erzählt, dass sie es kaum erwarten kann, aufzustehen und sich vor den Fernseher
zu setzen.«
    »Stimmt. Aber das lass ich nicht zu,
jedenfalls nich’ heute Abend. Er sagt, wir solln ihr ‘n ordentliches Abendessen
geben. Wenn das drin bleibt, is’ sie bald wieder in Ordnung. Franklin sagt, das
Zeug, das sie sich immer in die Haare schmiert, hat sie wahrscheinlich vor
Schlimmerem bewahrt. Und ich hab’ immer rumgemeckert und verlangt, sie soll
damit aufhören.«
    Vincent umklammerte die Sessellehnen
und sprang auf. »Ich geh’ besser nachsehen, was draußen los ist.«
    »Der arme Kerl«, meinte Theonia, als er
außer Hörweite war. »Er steckt wirklich in einer verzwickten Lage. Wo bleiben
eigentlich unsere Sommergäste, Emma? Hast du eine Erklärung?«
    »Graf Radunov und ich haben uns das
auch schon gefragt. Vielleicht packen sie alle, weil sie nach Hause wollen?«
    Emma fand den Gedanken ziemlich
angenehm, hätte jedoch wissen sollen, dass dies nicht der Fall war. Sie wollte
es sich gerade wieder bequem machen und in Ruhe ihren Sherry trinken, als Black
John Sendick hereinstürmte, in bester Laune und von oben bis unten mit Kratzern
bedeckt, die er sich im Brombeergestrüpp geholt hatte. Er trug eine zugeknöpfte
blaue Jeansjacke und sah eigentlich recht manierlich aus, doch Emma vermutete,
dass sich darunter ein schmutziges Sweatshirt verbarg.
    »Haben Sie Dr. Wont und Miss Quainley
gesehen?« erkundigte sie sich.
    »Nein, aber ich habe sie gehört«,
grinste er. »Sie sind wahrscheinlich auf dem Weg hierher.«
    Emma unterdrückte einen Seufzer. »Und
Mr. Groot müsste auch jede Minute zurück sein. Er wollte sich nur rasch
umziehen.«
    Diese Mitteilung schien Black John zu
überraschen, doch er äußerte sich nicht weiter dazu. Er mixte sich einen Rum
mit Cola — in Emma wurden Erinnerungen an ihre Jugend wach — und setzte sich so
nah wie möglich zu den Appetithäppchen. Der junge Schriftsteller war Emma schon
vorher als enthusiastischer Esser aufgefallen, aber nach einem Tag mit
Floßbauen und Durchforsten eines Brombeerdschungels schien er den Appetit einer
Anakonda entwickelt zu haben. Er war noch schlimmer als Tweeters, dachte Emma.
Hoffentlich musste sie nicht noch eine dritte Ladung Käse und Cracker kommen
lassen, bevor Bubbles mit dem Abendessen fertig war. Sie warf einen Blick auf
ihre Armbanduhr. Noch zwölf Minuten. Es kam ihr vor wie eine Ewigkeit.
    Zweieinhalb Minuten später erschienen
Miss Quainley und Dr. Wont. Emma bedurfte keiner Hellseherin, um zu sehen, dass
die beiden einen handfesten Streit gehabt hatten. Wont ignorierte die düstere
Miene seiner Begleiterin einfach, marschierte schnurstracks zur Bar und goss
sich ein großes Glas Gin ein. Er warf einen Eiswürfel hinein, schwenkte mit
einer symbolischen Geste die Wermutflasche darüber und setzte sich neben
Theonia, die sofort aufstand, um Miss

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