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Jodeln und Juwelen

Jodeln und Juwelen

Titel: Jodeln und Juwelen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlotte MacLeod
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nehmen.
    »Nehmen Sie bitte das Ding aus Ihrem
Haar, ich möchte mir die Schnittwunde genauer ansehen.«
    »Aber wollen Sie denn nicht vorher nachsehen,
ob der Einbrecher was gestohlen hat?«
    »In diesem Zimmer gibt es nichts zu
stehlen. Meine Perlenkette habe ich an, und mein Portemonnaie befindet sich in
meiner Rocktasche. Würden Sie bitte still halten? Das sieht schlimmer aus, als
ich dachte. Kopfhautverletzungen bluten immer sehr stark.« Sie reinigte die
Wunde mit Wasserstoffsuperoxyd, während Miss Quainley sich wand wie ein Aal.
»Keine Angst, es ist nur eine Fleischwunde. Drücken Sie bitte den Wattebausch
auf die Stelle, bis es aufhört zu bluten. Und jetzt sollten wir auch wieder
nach unten gehen. Ich muss unbedingt so schnell wie möglich Vincent finden.«
    »Ich wette, Sie hätten ihn schon längst
gefunden, wenn Sie ein oder zwei Sekunden früher hier gewesen wären.«
    »Miss Quainley, Sie glauben doch wohl
nicht, dass es Vincent war?«
    »Warum nicht? Wissen Sie etwa, wo er
war?«
    »Vor ein paar Minuten war er noch mit
uns unten.«
    »Es hat ja auch nur ein paar Minuten
gedauert«, argumentierte Lisbet Quainley. »So machen es professionelle
Einbrecher immer. Sie dringen so schnell wie möglich in ein Zimmer ein und sind
genauso schnell wieder weg.«
    »Falls Vincent in mein Zimmer gewollt
hätte«, insistierte Emma, »hätte er heute wirklich genug Gelegenheit dazu
gehabt.«
    »Ach ja?«
    Nicht, während er sich um seine verletzte
Tochter kümmerte. Nicht, während er seinen Brüdern dabei half, Jimmy Sorpendes
leblosen Körper wegzuschaffen. Und auch nicht, als er den kleinen Suchtrupp
durch das Brombeerdickicht führte. Die Zeit wäre durchaus günstig gewesen,
dachte Emma, denn er wusste schließlich, dass sie und Theonia mit den Gästen
beschäftigt waren. Und wo war Vincent gewesen, als Lisbet Quainley in Alding
Faths Häuschen einen Schlag auf den Kopf bekommen hatte? Es war durchaus
möglich, dass er nach dem Ausbruch von Wut und Frustration dorthin gegangen und
dann zum Haus zurückgeeilt und über die Hintertreppe in ihr Zimmer geschlichen
war. Emma vermutete jedenfalls, dass es eine Hintertreppe gab. Die Sabines
gehörten zur alten Schule. Sie mochten zwar in mancherlei Beziehung die
verständnisvollsten Arbeitgeber der Welt sein, doch sie hätten sicher nie
zugelassen, dass ihre Dienstboten die Vordertreppe benutzten. Und die Gäste
wohnten nicht weit vom Haus. Was auf einer winzigen Insel wie Pocapuk auch kaum
möglich war.
    Sie führte Miss Quainley wieder nach
unten ins Wohnzimmer, ließ sie mit ihrem Gazetupfer zurück und eilte in die
Küche. Als sie das Esszimmer durchquerte, stieß sie auf Bernice, die versuchte,
den Tisch zu decken. »Leg bitte die Messer rechts und die Gabeln links neben
den Teller«, sagte Emma im Vorbeigehen. Neil saß am Küchentisch und aß
Fischsuppe. Bubbles füllte Fischsuppe in eine Majolikaterrine, die wie ein
Fisch geformt war. Sicher auch wieder ein Gastgeschenk, schoss es Emma durch
den Kopf. Ansonsten war niemand zu sehen.
    »Wo ist denn dein Vater?«
    »Bei Sandy.« Neil legte seinen Löffel
auf den Tisch und starrte sie an. »Was ist denn los, Mrs. Kelling?«
    »Jemand hat gerade mein Zimmer
durchsucht. Als er mich kommen hörte, ist er aus dem Fenster gesprungen und
über das Verandadach geflohen.«
    »Wow!« Neil sprang auf und rannte ins
Nebengebäude. »Dad! He, Dad! Bei Mrs. Kelling hat jemand eingebrochen!«
    Emma hörte, wie ein Stuhl umfiel und
Vincent einen äußerst profanen Fluch ausstieß. Er würde jeden Moment da sein.
»Wo ist Ted?« fragte sie Bubbles.
    Der Koch schöpfte weiter Chowder aus
dem Kessel. Sie fragte noch einmal: »Wo ist Ted?« Inzwischen hörte Vincent ihre
Frage. »Was is’ passiert, Mrs. Kelling? Warum wollen Sie Ted sprechen?«
    »Ich würde gern wissen, wo er während der
letzten Viertelstunde gewesen ist. Miss Quainley kam vor ein paar Minuten mit
einer Verletzung am Kopf, die ihr zugefügt wurde, als sie Mrs. Fath besuchen
wollte. Sie wurde von hinten angegriffen, genau wie Sandy. Ich bin mit ihr nach
oben gegangen, um die Wunde zu versorgen. Als ich die Schlafzimmertür
aufmachte, hörte ich draußen einen lauten Aufprall. Das Fenster über dem
Verandadach stand weit offen, und auch das Fliegengitter war hoch geschoben,
daher nahm ich an, es wäre vielleicht jemand hinuntergesprungen. Die Schubladen
in meinem Schreibtisch sind durchwühlt worden. Wahrscheinlich werden wir Spuren
am Spalier finden, die darauf

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