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Joe Golem und die versunkene Stadt

Joe Golem und die versunkene Stadt

Titel: Joe Golem und die versunkene Stadt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mike Mignola
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Erstaunen bei ihr. In der Versunkenen Stadt lebte noch jemand, dem solche Dinge wichtig waren?
    Je länger sie sich umsah, desto mehr Kuriositäten bemerkte sie. Die Objekte standen auf dem Bücherregal und auf anderen, kleineren Regalbrettern, die an der Wand befestigt waren: Figürchen aus dunklem Holz, kleine verzierte Kästchen, verschiedene Dinge, bei denen es sich um eigentümliche Puzzles zu handeln schien, und schließlich eine blaustichige Kristallkugel von der Größe und ungefähren Form eines Apfels.
    Molly blickte wieder zur Tür. Was immer ihre Kidnapper mit ihr vorhatten, sie konnte Felix nicht helfen, solange sie in diesem schönen Zimmer stand und zu beschämt und verängstigt war, um ihnen entgegenzutreten. Die Entführer hatten sie nicht eingesperrt, nicht einmal die Tür geschlossen   – eine offensichtliche Einladung, die Flucht zu versuchen. Molly musste die Gelegenheit nutzen.
    Die Scharniere gaben nur ganze leise Geräusche von sich, als Molly die Tür öffnete. Leichtfüßig betrat sie den Korridor und hielt den Atem an, als ein fremdartiger chemischer Geruch ihr entgegenschlug. Rechts von ihr, auf der anderen Seite des Ganges, befanden sich Türen, die zu anderen Zimmern führten. Außerdem erblickte Molly einen überwölbten Durchgang, hinter dem sich offenbar ein weniger privater Bereich der Wohnung befand. Links führte eine Wendeltreppe nach unten. Molly schlich dorthin.

    Hinter ihr knarrte eine Tür, und die Bodenbretter ächzten unter einem schweren Schritt. Molly fuhr herum, als Joe aus einem Nebenzimmer kam. Schlagartig war sie wie gelähmt, konnte sich nicht mehr rühren und starrte ihn an. Sie rechnete damit, in seinen Augen oder seiner Haltung etwas Finsteres zu entdecken, doch trotz seiner Massigkeit wirkte er freundlich, sogar ein wenig belustigt. Er trug ein gestärktes weißes Hemd und eine braune Wollhose mit schwarzen Hosenträgern. Die Manschetten waren hochgeklappt, und hinter seinem Ohr steckteeine noch kalte Zigarette. Seine grauen Augen waren groß vor Überraschung und Heiterkeit.
    »In den Klamotten kommst du nicht weit, Kleine«, sagte er.
    Eine Stimme in Mollys Hinterkopf kreischte: Du darfst ihm auf keinen Fall trauen! Nur dem Umstand, dass sie im Lauf der Jahre gelernt hatte, niemandem zu trauen, verdankte Molly, dass sie noch lebte. Felix war die eine große Ausnahme gewesen.
    »Meinen Sie das hier?«, fragte sie, bereit, sofort loszurennen, sollte er näher kommen. Sie zupfte zur Betonung an ihrem Nachthemd. »Wer hat mir das angezogen? Irgendein kranker Typ, den es anmacht, kleinen Mädchen die Sachen auszuziehen?«
    Joe blinzelte. In seinem Gesicht erschien ein Ausdruck der Verletztheit, sodass Molly ihren Vorwurf beinahe schon bereute.
    »Das hast du falsch verstanden, Kleine. Bist wohl mit dem falschen Fuß zuerst aufgestanden«, erwiderte Joe. »Übrigens bist du gar nicht mehr so klein. Aber ich bevorzuge doch voll ausgewachsene Damen mit ’nem nicht ganz so frechen Mundwerk.«
    Molly zuckte zusammen und ballte die Faust. »Ich könnte Sie   …«
    Joe hob lachend die Hände. »Lass man gut sein. Ich sollte eigentlich wissen, dass man besser nicht im Hornissennest stochert. Hör zu, wir haben hier ’ne Haushälterin, ’ne nette alte Dame, die ist halb blind. Sie hat dir dein nasses Zeug ausgezogen. Deine Klamotten sind jetzt bestimmt wieder sauber und trocken. Wahrscheinlich liegen sie schon zusammengefaltet im Schrank in deinem Zimmer. Zieh dich um, und dann kommst du zu uns. Wir haben nicht viel Zeit zu verlieren, wenn wir dir helfen sollen, deinen Chef zurückzukriegen.«
    Molly hatte mindestens ein Dutzend Fragen, aber Joe drehte sich um, ging in das andere Zimmer zurück und schloss die Tür hinter sich. Ein paar Sekunden starrte Molly ins Leere, dann blickte sie zur Treppe. Aber die Vorstellung, dass ihre Kleider sauber und trocken in dem Zimmer lagen, in dem sie aufgewacht war, lockte sie sehr. Wenn die Sachen wirklich dort waren, konnte sie wenigstens richtig angezogen die Flucht ergreifen, falls sie es dann noch wollte.
    Mit einem letzten neugierigen Blick auf die Tür, die Joe gerade hinter sich geschlossen hatte, eilte Molly in das Zimmer zurück, aus dem sie gekommen war. Als sie den Schrank öffnete, bemerkte sie als Erstes, dass ihre Halbstiefel gereinigt und trocken waren. Außerdem hatte jemand den kleinen Riss am Absatz geflickt. Ihre Kleider fand sie auf dem obersten Regalbrett; sie waren säuberlich gefaltet und rochen nach Seife

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